Prüfungsbammel und die große Freiheit in Sicht

15.6.2015, 10:00 Uhr
Hannah, Samuel und Jana: drei Schüler, drei unterschiedliche Schultypen, drei Rückblicke auf die Schulzeit.

© Illu_ Bronislav Hava Hannah, Samuel und Jana: drei Schüler, drei unterschiedliche Schultypen, drei Rückblicke auf die Schulzeit.

Jana

Jana

Jana Schulz, 16 Jahre, macht mittlere Reife an der Geschwister-Scholl-Realschule in Nürnberg

Nicht mehr lange, dann werde ich endlich die Schule verlassen! Ein toller Gedanke – für jeden Schüler. Doch wenn es so weit ist, merkt man, wie schön die Schulzeit war – mal abgesehen vom Notenstress. Ich verbinde gute und schlechte Erfahrungen mit meiner Schulzeit, die mir für mein weiteres Leben nützen werden. Etwa der Umgang mit Herausforderungen, zum Beispiel in einem großen Schulprojekt. Durch diese konnte ich wachsen und habe gemerkt, dass ich etwas leisten kann.

Mein Selbstbewusstsein steigerte sich: Als schüchternes Mädchen habe ich die Schule begonnen – als selbstbewusste Jugendliche werde ich sie verlassen. Dafür bin ich meinen Freunden und den Lehrern dankbar, die mir das Gefühl gaben, dazuzugehören.

So werden mir nicht nur die Mitschüler fehlen, die für viele lustige Momente während eines öden Schulalltags gesorgt haben. Auch einige Lehrer habe ich echt ins Herz geschlossen. Angefangen haben wir als gemischte Klasse mit Schülern aus verschiedensten Ländern, jetzt sind wir zu einer richtigen Familie zusammengewachsen.

Bloß nicht stolpern!

Gerade jetzt, wo sich unsere Zeit an der Geschwister-Scholl-Realschule dem Ende zuneigt, merken wir, wie sehr wir uns gegenseitig helfen, damit niemand mit einem schlechten Gefühl in die bevorstehenden Abschlussprüfungen geht. Die Prüfungen rücken immer näher, und die innere Anspannung steigt. Auch Angst, es nicht zu schaffen oder mit einem schlechten Abschluss in die Berufswelt zu starten, ist da. Für mich ist es wie ein Marathon, den man läuft, und nach langer Zeit ist endlich das Ziel in Sicht: Jetzt nur nicht stolpern!

Gegen die Angst gehört Lernen zu meinem täglichen Pflichtprogramm. Ich bin kein Fan vom Lernen, aber zu wissen, dass man nicht für eine Abfrage lernt, sondern für den Abschluss, motiviert, nochmal alles zu geben. Der Gedanke, dass die Freunde gerade dasselbe durchmachen, lässt mich aufatmen. Ich sehe dem Abschluss also zuversichtlich entgegen und freue mich auf die große Abschlussfeier, den Lohn für unsere harte Arbeit.

Samuel

Samuel

Samuel Glöckner, 16 Jahre, macht heuer Quali an der Nürnberger Ludwig-Uhland-Schule

Quali-Prüfungen: Was mache ich danach? Diese Frage stellen sich die meisten meiner Mitschüler wohl gerade. Auch meine Gedanken drehen sich oft darum. In zwei Wochen beginnen die Prüfungen, Mitte Juli ist meine Schulzeit zu Ende.

Denke ich vor allem an die vergangenen zwei Jahre, wird mir klar, welchen Anteil mein Lehrer daran hat, dass ich auch Spaß in der Schule hatte und sie in guter Erinnerung behalten werde. Er war es, der mir bewusst gemacht hat, dass es wichtig ist, ordentlich Gas zu geben. Ich lerne zwar immer noch erst, wenn der Druck groß ist, aber ich weiß, dass ich es für mich tue – und nicht für die Schule oder meinen Lehrer.

Unser Klassenlehrer sorgte dafür, dass Schule ein Ort ist, an den ich gerne gehe und nichts Negatives. Er engagierte sich für besondere Ausflüge. Und noch viel wichtiger: Durch ihn ging ein Ruck durch unsere ganze Klasse, die Noten wurden besser, und wir wurden eine tolle Klassengemeinschaft. Wir tauschen uns jede Woche aus über Probleme, Wünsche und Themen, die uns beschäftigen, und legen gemeinsam Ziele für die ganze Klasse fest. Das macht uns stark. Und ich finde, das nimmt einem den Druck und sorgt für eine entspannte Stimmung in der Klasse.

Da ich bereits vier verschiedene Schulen besucht habe, kann ich behaupten, dass ich so eine starke Klassengemeinschaft noch in keiner anderen Schule erlebt habe. Genau aus diesem Grund war für mich Schule nie etwas Unangenehmes. Somit bin ich für alles Kommende bereit und gehe es entspannt, jedoch mit Ehrgeiz und starkem Willen an. Zwei Projektprüfungen mit Präsentationen habe ich schon hinter mir. Ab Ende Juni stehen die vier schriftlichen Prüfungen an. Für Geschichte-Sozialkunde-Erdkunde habe ich noch eine ganze Themenliste abzuarbeiten und noch einiges zu tun. Mathe, Deutsch und Englisch werden schon klappen.

Der Abschluss braucht nicht mehr länger auf mich warten! Ich bin bereit, ihn zu bestehen, und dazu wird jetzt erstmal weiter gelernt. Schließlich will ich am Ende mit einem glücklichen Lächeln aus dem Raum gehen.

 

Prüfungsbammel und die große Freiheit in Sicht

Hannah Friedrich, 18 Jahre, hat gerade das Abitur am Nürnberger Willstätter-Gymnasium hinter sich gebracht

 

Für mich ist alles vorbei! Ich habe meine schriftlichen Abiturfächer Deutsch, Englisch und Mathe vor ein paar Wochen hinter mich gebracht und gerade meine Kolloquien in Französisch und Religion durchgestanden.

Und sonst? Noch nie habe ich so viel gelernt wie in den vergangenen zwei Monaten. Wahrscheinlich war ich noch nie in so vielen Bereichen gleichzeitig so gebildet und werde es auch nie mehr sein. Momentan kann ich so einiges zur Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen aufzählen, aus Sicht verschiedener Philosophen erörtern, ob der Mensch von Grund auf gut oder böse ist und Funktionen mit an die fünfzigtausend Variablen auflösen.

Nie mehr Gedichtanalysen!

Ich muss nichts mehr tun! Im Moment zumindest. Nachdem ich tagelang nicht begreifen konnte, dass tatsächlich alles vorüber ist, macht sich Erleichterung breit. Ich muss niemals mehr früh aufstehen, um in die Schule zu gehen, nie mehr eine Gedichtanalyse schreiben, nie mehr mit Logarithmus-Funktionen rechnen.

So pathetisch es klingt: Mit dem Ende der Schulzeit ist auch das Ende eines Lebensabschnittes gekommen. Bis jetzt konnte ich mich immer darauf verlassen, dass ich gesagt bekomme, was zu tun ist. Alles lief in strengen Bahnen. Oft war das nervig und anstrengend aufgrund der zu erfüllenden Forderungen nach immer mehr Leistung. Aber es war auch bequem, nur tun zu müssen, was von einem verlangt wurde. Uns wurde gesagt: „Das musst du tun“, also taten wir es.

Habe ich nun durch die Schule wirklich etwas fürs Leben gelernt? Sicher! Es war zwar vieles dabei, was ich nie wieder brauchen werde, weil ich beruflich in eine andere Richtung gehen möchte. Vieles aber finde ich persönlich wichtig. Und zwar sowohl Allgemeinbildung als auch soziale Kompetenzen wie Gemeinschaftsgefühl. Und dass es für den Klassenfrieden manchmal besser ist, einfach die Klappe zu halten, statt jeden Zickenkrieg auszutragen.

Ja, die Schule hat mir für mein Leben weitergeholfen. Aber in den nächsten Monaten, vielleicht sogar Jahren, werde ich sie nicht vermissen.

 

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