"Schüler lassen sich am Handy zu sehr ablenken"

7.5.2019, 08:00 Uhr
Viele Nachhilfeschüler haben Konzentrationsprobleme. Ein Handy als Lernhilfe würde da ablenken.

© Christian Charisius/dpa Viele Nachhilfeschüler haben Konzentrationsprobleme. Ein Handy als Lernhilfe würde da ablenken.

Frau Kemmerer, was halten Sie davon, über soziale Medien zu lernen? Zum Beispiel eine Stoffsammlung auf Instagram.

Nina Kemmerer: Das klingt wie eine Art Spickzettel. Ich finde das super, wenn man das aktiv für sich macht und es an der Stelle für den Schüler funktioniert. Die Frage ist bloß: Kann der Schüler seinen Stoff selbst aufbereiten? Oder braucht er dabei Hilfe? Deshalb sehe ich die Verwendung von Medien auch kritisch. Viele Nachhilfeschüler haben Konzentrationsprobleme und würden sich am Handy von anderen Dingen ablenken lassen. Für Studenten kann ich es mir gut vorstellen.

Wie groß ist der Bedarf an Nachhilfe?

Kemmerer: Ich habe das Gefühl, dass der Bedarf in den vergangenen Jahren höher ist als das Angebot. Zudem werden die Nachhilfeschüler immer jünger, ab der 2. Klasse geht es los. Viele Anfragen bekommen wir meist ab den Herbstferien oder zum Zwischenzeugnis und vor den Abschlussprüfungen.

Werden Lehrer während ihres Studiums dazu befähigt, Schülern das Lernen beizubringen?

Kemmerer: In der Uni ist Didaktik ein wichtiges Thema, gelehrt wird es leider zu wenig, erst im Referendariat steht die Didaktik im Fokus. Ich glaube, dass Lehrer, die ihren Beruf schon länger ausüben, eher Schwierigkeiten bei der Vermittlung von Inhalten haben, da der umstrukturierte Lehrplan es vorsieht, kompetenzorientiert zu unterrichten. Es geht nicht darum, den Stoff selbst zu verstehen, sondern ihn gut zu vermitteln. Also die Schüler zu befähigen, wie sie eine Aufgabe bewältigen können.

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Kann man richtiges Lernen beibringen?

Kemmerer: Lernen lernen kann man aktiv beibringen, das machen wir hauptsächlich bei jüngeren Schülern. Sie lernen neben den Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen wie sie daheim ihre Hausaufgabe schaffen können. Hierfür bekommen sie auch Tipps und neue Anregungen.

Wie sieht Nachhilfeunterricht aus?

Kemmerer: Wir treffen uns meist einmal pro Woche pro Fach mit den Schülern, um das Wissen beim aktiven Wiederholen zu verfestigen. Das soll auch dem Bulimie-Lernen entgegenwirken. Dabei kombinieren wir verschiedene Lerntechniken und setzen zum Beispiel Tafeln, CD-Player und Karteikarten ein.

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