Studenten brennen Uni-Schnaps

2.3.2017, 17:38 Uhr
Bei einer Lehrveranstaltung von Helga Rolletschek (2. von links) im Fach Didaktik der Biologie kommt eine Schnapsdestillerie zum Einsatz, die Max Buchner (rechts) gebaut hat. Die Studierenden erfahren in dem Seminar, wie aus den Zwetschgen aus dem uni-eigenen Kapuzinergarten ein 40-prozentiger Schnaps entsteht.

© Christian Klenk Bei einer Lehrveranstaltung von Helga Rolletschek (2. von links) im Fach Didaktik der Biologie kommt eine Schnapsdestillerie zum Einsatz, die Max Buchner (rechts) gebaut hat. Die Studierenden erfahren in dem Seminar, wie aus den Zwetschgen aus dem uni-eigenen Kapuzinergarten ein 40-prozentiger Schnaps entsteht.

"Die Studierenden sollen Kompetenzen entwickeln, die es ihnen ermöglichen, nicht nur etwas theoretisch zu erklären, sondern auch praktisch zu handeln", erklärt Helga Rolletschek, Leiterin des Fachbereichs Didaktik der Biologie an der Katholischen Universität (KU) in Eichstätt.

Sie war jahrelang selbst Lehrerin, später Seminarrektorin und hält jetzt Lehrveranstaltungen für angehende Grund- und Mittelschullehrer mit Hauptfach Biologie und für Studierende des Master-Studiengangs "Bildung durch nachhaltige Entwicklung".

"Praktisch handeln" bedeutet in diesem Fall: Wir reden nicht lange drum rum, wie es gemacht wird. Sondern wir brennen selbst unseren Schnaps, "Auf diese Weise lernen die Studierenden den Umgang mit natürlichen Rohstoffen am Beispiel von etwas Sinnvollem mit Lebensbezug", sagt die promovierte Dozentin.

So gibt es im Kapuzinergarten der KU auch mehrere Bienenvölker. Mit ihrer Hilfe produzieren Studierende eigenen Honig. Das dazugehörige Wahlmodul sei so beliebt, sagt die Dozentin, "dass es Teilnehmer nicht nur aus dem Lehramtsbereich belegen".

Zurück zum Zwetschger: Seit Mitte Februar hat Helga Rolletschek in ihrem Labor auch eine eigene Destillationsanlage, die von dem Eichstätter Feinmechanikermeister und Metallbau-Unternehmer Max Buchner gebaut wurde. Konzipiert ist die Anlage so, dass die Kursteilnehmer jeden einzelnen Schritt der Alkoholherstellung verfolgen und lenken können.

Ausgangspunkt für das Projekt war die Frage: Was machen wir mit dem ganzen Obst, um das sich die Bio-Didaktik-Studenten jedes Jahr im Kapuzinergarten kümmern? Apfelsaft aus eigener Herstellung ist schon länger recht populär an der KU, der selbst gemachte Apfelpunsch auch. "Dann kam die Anregung vom Kanzler: Schnaps, das wär’s doch mal!", erzählt Helga Rolletschek.

Doch Obst und Destille allein reichen an einer hochoffiziellen Institution wie der KU natürlich noch nicht zum Brennen. Es bedurfte noch des Segens vom Zoll, der letztlich das Brennrecht für maximal 50 Liter Hochprozentiges erteilte – und zwar ausschließlich zu Lehrzwecken. Vor kurzem hatte die Anlage ihre Feuertaufe: Etwa 100 Kilogramm – im vorigen Herbst geerntete – Zwetschgen waren über den Winter zum Vorgären angesetzt worden. Dies ergab etwa 45 Liter Maische.

Nach zweimaligem Brennen entstanden daraus etwa zwei Liter an 73-prozentigem Alkohol, der mit destilliertem Wasser zu vier Litern Genussalkohol mit 40 Prozent Alkohol verdünnt wurde.

Helga Rolletscheks nächstes Projekt: "Im Kapuzinergarten wachsen auch viele Äpfel. Die Maische ist schon längst angesetzt." Im Sommersemester wird dann Obstler gebrannt.

Einen Haken hat die ganze Sache allerdings: Ihren Obstbrand wird die KU nicht unters gemeine Volk bringen, dafür ist die produzierte Menge zu gering. Vielmehr werden Zwetschgen- und Apfelbrand nur als kleine Gastgeschenke weitergegeben.

Verwandte Themen


Keine Kommentare