Studentinnen kommen auf den Therapiehund

30.5.2017, 10:00 Uhr
Rasse oder gar Größe spielen hier keine Rolle: Auch Gina ist ein erfolgreicher Therapiehund. Foto: Beck

Rasse oder gar Größe spielen hier keine Rolle: Auch Gina ist ein erfolgreicher Therapiehund. Foto: Beck

Gipsy genießt die Streicheleinheiten der Studentinnen. Mit fast zehn Jahren ist die Altdeutsche Schäferhündin zwar schon in Rente, hat aber die Ruhe noch immer weg.

Die Therapiehündin war seit der Vereinsgründung im Jahr 2010 bei ungezählten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit vielfachen Behinderungen im Einsatz. Sie hat Senioren in Alten- und Pflegeheimen schöne Stunden bereitet oder im Hospiz schwerkranken Patienten einen Herzenswunsch erfüllt.

Als Co-Therapeutin ist Gipsy mit ihrer Hundeführerin Renate Neufeld aktiv. Ebenso wie zum Beispiel Neele, Gina und Tina, die mit ihren Zweibeinern Ute Mösle, Eva Mayr und Peter Werner zu verschiedenen Einsätzen gehen – und für Schmuseeinheiten immer zu haben sind.

Warum haben vor allem Hunde in der Therapie so viel Erfolg? Das wollten 20 Studentinnen (ja, nur Mädchen!) und ihre Dozentin Nicole Lämmermann aus dem Fachbereich Soziale Arbeit an der Technischen-Hochschule (TH) Nürnberg herausfinden. Für ihr Seminar zum, Thema "tiergestützte Intervention" hatten sie sich die Therapiehunde Franken ausgesucht.

Professionelle Arbeit

"Es gibt wenige Institutionen, die sich für unser Seminar eignen und dabei professionell und doch so unkompliziert arbeiten", sagt Nicole Lämmermann. Sie ist für das Modul "Befähigung zu selbstständigem beruflichen Handeln in verschiedenen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden" zuständig.

Die Studentinnen sollen lernen, wie sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Lebenssituationen von Menschen verbessern lassen. Und damit schließt sich der Kreis zum Therapiehunde-Verein. Er hat 440 Mitglieder und 200 Teams (bestehend aus Hund und Mensch) im Einsatz: in Alten- und Pflegeheimen, Einrichtungen für geistig und körperlich behinderte Menschen, Kliniken, Hospizen und Justizvollzugsanstalten sowie in Kindergärten und Schulen – und zwar in Franken, der Oberpfalz, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Thüringen.

Das Konzept der Therapiehunde, die Qualifikationskriterien und verschiedenen Einsatzbereiche erläutert Vereinschef Hartmut Neufeld den studentischen Gästen so: Seit es den Menschen gibt, nehme er eine emotionale Beziehung zu den Fellnasen auf.

Gemeinsame Evolution

Die Entwicklungsgeschichte vom Homo habilis zum Smartphone-Nutzer verlief fast parallel zu der von Bello & Co. Deshalb teilen wir nicht nur physiologische und kognitive Mechanismen mit Hund und Katz, sondern auch die Hirnstrukturen für das Sozialverhalten.

"Tiere sind Eisbrecher und soziale Katalysatoren", sagt Neufeld. Sein Fazit: "Der Hund kann durch Mimik und Gestik Gefühle ausdrücken und Beziehungen zum Menschen aufbauen. Er ist sensibel für menschliche Signale, weshalb er Angst oder Freude intensiver spürt. Das Tier vermittelt Vertrauen und Geborgenheit und ist empathisch, fordert aber selbst nichts ein."

Studentinnen kommen auf den Therapiehund

© Fotos: Sabine Beck

Ergebnisse, die den Erfolg der tiergestützten Therapiemethoden wissenschaftlich belegen, gibt es noch relativ wenige. Ein Grund mehr für die TH-Studentinnen, sich mit dem Phänomen der vierpfotigen Co-Therapeuten zu befassen.

Und sich damit auseinanderzusetzen, was die Wissenschaft bisher über die Wirkung der Arbeit mit Hunden herausgefunden hat. Dazu haben die Studentinnen Referate vorbereitet, die auch für die Hundeführer und die Vereinsarbeit interessant sind.

Auf die Frage, ob man den passenden Therapiehund züchten kann, findet sich keine eindeutige Antwort, weil die Fähigkeiten eines Therapiehundes nichts mit Rasse oder Stammbaum zu tun haben. Doch am Ende sind sich die Studentinnen des Seminars einig: "Der Besuch bei den Therapiehunden war klasse und so lehrreich wie ein Tag im Hörsaal." Auf den Hund zu kommen kann durchaus positiv sein.

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