Süße Käfer, harte Kerle und ein wenig Anarchie

29.5.2015, 11:55 Uhr
Süße Käfer, harte Kerle und ein wenig Anarchie

Der Black Rebel Motorcycle Club mag dieses Jahr nicht am Zeppelinfeld einfallen, er hat aber würdige Vertreter: Dolomite Minor aus Southampton zeigen, dass der Rock ’n’ Roll immer noch eine mächtig dicke Hose hat. Eher ein Höschen trägt dagegen trotz seines Namens der irische Folk-Barde Hozier. Ich bin gespannt, ob er mir ein seliges Nickerchen beschert oder mich doch in seine so erfolgreich besungene Kirche einführt.

Neben den Bombast-Poppern Bastille sollte auch ein kurzer Abstecher zu den Kölner Shooting Stars AnnenMayKantereit drin sein, die so wunderbar entspannt „Barfuß am Klavier“ sitzen. Ansonsten freue ich mich auf einen Freitagabend der Überraschungen: Was für eine Show wird der ehemalige Faithless-Frontmann Maxi Jazz da mit seinen E-Type Boys zelebrieren? Und wie klingt die Supergroup der Berliner Beat-Frickler Siriusmo und Modeselektor, die sich da Siriusmodeselektor nennt? Es wird wohl ein Fest werden, wie auch bei Fritz Kalkbrenner am Samstag.

Danke, dass mit Jamie T auch schön skurriler britischer Pop mitsamt neuem „Zombie“-Hit Eingang findet, dass die Mighty Oaks den obligatorischen Nachmittagsfolk liefern dürfen – und dass Tocotronic von verkopft-ungelenken Kritiker-Lieblingen endlich zu großen romantischen Songschmieden mutieren: Die Kraft der Liebe scheint gewaltig zu sein . . .

An die Indie-Discos zu Beginn des Jahrtausends erinnern mich Interpol, während The Prodigy mich eher in die tiefste Schulzeit zurück katapultieren — mit ihrem neuen Album sind sie tatsächlich wieder relevant geworden. Das sind die Parolen-Popper von Kraftklub ohnehin, auch wenn ihr Hit „Songs für Liam“ der besungenen Sache leider wenig Erfolg brachte. Was vom Tage übrig bleibt: Kiffer-Hymnen von Marsimoto, der mit seinem Alter Ego Marteria 2014 die größte Party des Festivals feierte, und natürlich Deichkind, die . . . ach egal, da sollte man sich einfach überraschen und überwältigen lassen.

MARTIN MÜLLER

 

Ich freu’ mich dieses Jahr auf die Beatsteaks. Alter Hut, ich weiß — aber all die Jahre irgendwie an mir vorbeigegangen. Mein Kumpel Dom von Zosh! hatte mich 2007 zwar auf ein Konzert geschleift, aber die Platten habe ich trotzdem erst vergangenen Sommer entdeckt. Daher: Nachsitzen im Park für mich in Sachen „Big Attack“/„Hello Joe“. Ansonsten: Motörhead (klar) und Manson (auch klar), beides alte Lieben. Die schwedischen Metaller In Flames sind auch ein ewiger Schwarm. Die neue Scheibe ist nichts, aber ein paar alte Nummern haben mir das Leben gerettet. Außerdem ist ihr Auftritt beim Summer Breeze 2003 immer noch unvergessen…

Gespannt bin ich auf die Rückkehr von Rapper Ice T und seiner Krachkapelle Body Count. Deren Debütalbum (remember „Copkiller“) stellte 1992 den Soundtrack für einen Sommer, kürzlich haben sich die Kollegen mit einer großartigen Coverversion der Suicidal-Tendencies-Hymne „Institutionalized“ zurückgemeldet. Witziger Videoclip auch, checkt das mal an.

Ansonsten: Die Foo Fighters (noch nie live gesehen, aber die neue DVD ist Hammer), Tocotronic (alte Hassliebe von mir, inzwischen mit viel Altersmilde im milden Licht der Abendsonne betrachtet), die Berliner HipHop-Frechdachse K.I.Z. (läuft die ganze Zeit im mp3-Player), das reanimierte 90’s GrungePunk-Damenquartett L7 (Latzhose und Black Flag-T-Shirt, das hat schon was) und die Neo-Austro-Pop-Helden Bilderbuch, deren „Maschin“-Videoclip nicht nur Kollege Müller und ich wochenlang gefeiert haben.

STEFAN GNAD

 

Süße Käfer, harte Kerle und ein wenig Anarchie

Von Rock im Park haben mir immer meine Brüder erzählt. Die waren dort nicht zum Feiern, sondern zum Arbeiten. Als Sicherheitsleute machten sie an einem Wochenende tausende Kniebeugen, während sie die Besucher abtasteten. Jetzt wohne ich in Nürnberg. Heuer also mein erstes Mal bei RiP. Und ich gebe zu, ich bin kein echter Rocker. Ich weiß natürlich, wer Slipknot sind, Rise Against und die In Flames. Aber ich hab diese Bands nie wirklich gehört.

Das Line Up hat aber auch für Nicht-Rocker super Potenzial. Am meisten freue ich mich auf OK Kid. Die Gießener Jungs haben 2013 ihr erstes Album herausgebracht. Dabei klingen sie wie eine Mischung aus Schulband und Sportfreunde Stiller. Nur besser. Wahrscheinlich darf man das gar nicht laut sagen, aber K.I.Z. wird für mich auch ein Highlight. Die Berliner Rapper haben zwar manchmal einen sehr derben Ton drauf, aber ihre offenen Worte wirken erfrischend ehrlich. Auch auf den schönen Clueso bin ich gespannt. Der wirkt auf so einem Festival voll harter Typen sicher wie ein süßer Marienkäfer. Bevor ihr mich jetzt auseinander nehmt: Ja, die Foo Fighters werde ich mir auch reinziehen. Muss ja wissen, wovon da immer die Rede ist.

MARIA TIMTSCHENKO

 

Das Line Up bei Rock im Park gefällt mir dieses Jahr besonders. Das mag daran liegen, dass ich einige der Bands schon 2014 beim ReeperbahnFestival in Hamburg entdeckt habe. Hozier zum Beispiel. Der irische Junge mit den braunen Locken hat mich beim Auftritt absolut weggebeamt, vor allem mit seinem Hit „Take me to Church“ — eine Wahnsinns-Hymne.

Außerdem in Hamburg entdeckt: Kadavar. Haben die eigentlich ihre eigene Windmaschine dabei? Es sah jedenfalls so aus. Nicht nur die langen Haare der drei Berliner, sondern auch die Bärte flogen zu den Gitarrenriffs. Wer Metal mag – unbedingt hin. Wer Bärte mag — noch unbedingter hin. Ansonsten: The Mighty Oaks, ich steh’ auf Folk. Habe ich beim Nürnberg.Pop-Festival in der Klarakirche verpasst — nun also endlich bei RiP.

Und Feine Sahne Fischfilet, die ich zum ersten Mal in der Desi gesehen habe. Ihr Song „Komplett im Arsch“ spricht jedem, der mal schlecht drauf ist (oder drei Tage bei RiP gezeltet hat), aus der Seele. Außerdem haben die Punker eine echt anarchische Aura, wohl nicht umsonst werden sie vom Verfassungsschutz beobachtet.

Bei meinen All-Time-Favoriten schaue ich auch vorbei. Bei The Prodigyetwa. Die sind zwar inzwischen echt alt, aber live hervorragend zum Abspacken. Bei Tocotronic, weil sie für mich die ersten waren, die ernstzunehmende Musik mit deutschen Texten gemacht haben.

Bei Marilyn Manson, weil jeder irgendwie mal eine Phase mit düsterer Musik durchgemacht hat. Deshalb werde ich auch bei Interpol anzutreffen sein, die sind zwar auch düster, aber nicht ganz so „In your face“ wie Manson. Sie ähneln eher Joy Division. Aber die werde ich leider nie bei RiP sehen können.

LISA SUSU HAHN

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