Tatort Fußball: Fair Play – Fair Pay?

29.3.2017, 09:25 Uhr
Tatort Fußball: Fair Play – Fair Pay?

© Weier

Ein Film zeigt den Schülern den Herstellungsweg eines Fußballs: Von der Beschichtung des Polyesterstoffs übers Wabenrausstanzen, das Bedrucken bis zum Zusammennähen und der Qualitätskontrolle. "In Sialkot gibt es etwa 700 Hersteller, nur sechs Betriebe sind fairtrade-zertifiziert", sagt Frank Braun. "Aber was bedeutet fair?", möchte er von den Jugendlichen wissen.

Ausreichend Lohn

"Dass die Arbeitsbedingungen gut sind", lautet eine Antwort. Aber es ist noch mehr: Die Arbeitszeit beträgt maximal 48 Stunden pro Woche, es gibt mindestens einen freien Tag wöchentlich, der Lohn ist existenzsichernd und reicht für Miete, Essen, Gesundheit und Schule.

"Unsere Mitarbeiter bekommen zwischen 190 und 250 Dollar pro Monat", berichtet Robert Weber von der Ballfabrik "Bad Boyz", die mit zwei zertifizierten Firmen in Sialkot zusammenarbeitet. "Im Vergleich dazu: Der gesetzliche Mindestlohn in Pakistan liegt bei etwa 52 Dollar, die meisten Betriebe bezahlen zwischen 100 und 120 Dollar, was auch nicht existenzsichernd ist", sagt Weber, der sich regelmäßig bei den Vereinten Nationen darüber informiert.

Zudem bestimmen die Arbeiter über einen Teil der Fairtrade-Prämie selbst, die zum Beispiel für sauberes Trinkwasser, für eine Kantine, für einen Fabrikarzt oder für Schulhefte für die Kinder verwendet wird.

Und die fairtrade-zertifizierten Betriebe werden regelmäßig kontrolliert. Als erstes wird überprüft, ob der getrennte Geldfluss eingehalten wird. Mit einem Drittel des Betrags wird der Preis des Balls abgedeckt, die restlichen zwei Drittel fließen als Prämie an den Firmenchefs vorbei auf das Konto der Mitarbeiter. Trotzdem gibt es schwarze Schafe, die betrügerisch arbeiten, "aber deshalb ist das Fairtrade-Siegel, also der faire Handel, nicht schlecht", sagt Frank Braun. "Wenn Betrüger erwischt werden, wird ihnen das Siegel weggenommen."

Und wie viel kostet so ein Fußball aus fairem Handel? Viele Leute glauben, dass diese Produkte viel teurer sind. Aber der Workshopleiter zeigt an einem Beispiel, dass das Gegenteil der Fall ist: "Ein Fairtrade-High-End-Matchball kostet etwa 100 Euro, ein vergleichbarer adidas-Ball liegt bei 120 Euro." Die Lohnkosten machen bei den Kosten nur einen kleinen Teil aus. Eine Grafik verdeutlicht: Von 100 Euro sind nur etwa 6 Euro Lohnkosten.

Schulbälle aus fairem Handel

Bei den großen Sportartikelherstellern ist ein großer Teil der Einnahmen für Marketing, Werbung und Sponsoring vorgesehen. "Wenn eine Marke cool ist, zahlt der Kunde mehr – auch wenn vielleicht die Qualität nicht so gut ist", sagt Frank Braun. Auf die Frage, warum die großen Hersteller nicht fairtrade produzieren, antwortet Robert Weber nur: "Hier geht’s ums Geld für die Aktionäre."

Zum Abschluss erzählt Frank Braun noch von seiner Vision: "Mein Traum ist, dass im Schuljahr 2018/2019 alle deutschen Schulen Fairtrade-Bälle im Sportunterricht einsetzen. In München ist das schon seit drei Jahren so, und einige Vereine haben auch umgedacht. Nur Basketbälle gibt’s leider noch keine."

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