Technische Hochschule auf der Erfolgsspur

13.11.2017, 17:35 Uhr
Zwei Prunkstücke der angewandten Forschung an der Technischen Hochschule (TH) Nürnberg: rechts „AutonOhm“ der im Sommer den Weltmeistertitel bei den Industrie-Robotern holte, links „Schrödi“, der bei den Rettungsrobotern 4. wurde. Die Füße der Wissenschaftler dienen dem Größenvergleich.

© Günter Distler Zwei Prunkstücke der angewandten Forschung an der Technischen Hochschule (TH) Nürnberg: rechts „AutonOhm“ der im Sommer den Weltmeistertitel bei den Industrie-Robotern holte, links „Schrödi“, der bei den Rettungsrobotern 4. wurde. Die Füße der Wissenschaftler dienen dem Größenvergleich.

"Bevor anderswo die Bagger anrollen, wollen wir mit unserem Ausbau fertig sein. Und deshalb geben wir Gas!" Die Kampfansage an die künftige neue Uni in Nürnberg, die Prof. Michael Braun, Präsident der Technischen Hochschule (TH) Nürnberg, formuliert, könnte klarer nicht sein.

Die kaum versteckte Botschaft an die Strukturkommission unter der Leitung von Prof. Wolfgang Herrmann, welche das Konzept für die neue Uni entwickeln soll, lautet im Klartext: Bis ihr überhaupt loslegen könnt, wollen wir einen nur ganz schwer einzuholenden Vorsprung haben.

Die Zuversicht der TH speist sich aus der Überzeugung, das erfolgreichste Jahr ihrer Geschichte hinter sich zu haben. Als Beleg dafür nennt Braun verschiedene Beispiele:

Etwa einen positiven Bescheid beim Wettbewerb "Innovative Hochschule", der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgerichtet wurde. Zehn Millionen Euro bekommt die TH – zusammen mit der Akademie der Bildenden Künste und der Musikhochschule Nürnberg – in den kommenden fünf Jahren für den Aufbau eine "Zentrums für Kreativität und Innovation".

Raum für Kreativität

Die Arbeit des Zentrums soll "noch vor dem künftigen Gründerzentrum Zollhof einsetzen", so Braun, "nämlich in der Frühphase von Innovationsprozessen". Die Kreativität bei der Entwicklung neuer Ideen soll "in einer stimulierenden Umgebung systematisch gefördert" werden. Der Platzbedarf dafür wird auf etwa 1000 Quadratmeter geschätzt, einen geeigneten Raum suchen derzeit alle drei beteiligten Hochschulen gemeinsam.

Beispiel zwei: Der 3. Platz in der Kategorie "Applied Knowledge Partnership" beim internationalen Ran-king "U Multirank". Bewertet wird der Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis. Als Bewertungskriterien zählen unter anderem gemeinsame Publikationen mit der Wirtschaft und regionales Engagement. 1500 Hochschulen aus 99 Ländern hatten sich an dem Vergleich beteiligt, der 3. Platz für die TH ist die beste Platzierung einer deutschen Hochschule in dieser Rangliste.

"Offizieller Entwicklungspartner der Deutschen Bahn ist man auch nicht so ohne weiteres", meint Braun zu zwei weiteren Erfolgen: Zum einen wurde an der TH eine Hybrid-Lokomotive entwickelt, die zwischen Diesel- und Batteriebetrieb hin- und herschalten kann – was bis zu 60 Prozent an Kraftstoff sparen soll.

Zum anderen wird an der TH an einer autonom fahrenden Rangierlokomotive gearbeitet. Sie soll ein Meilenstein in der Entwicklung des Schienengüterverkehrs werden. Diese und viele weitere Erfolge sind für Braun "das Ergebnis der systematischen, strategisch ausgerichteten Hochschulentwicklung in den vergangenen zehn Jahren".

Startpunkt dieser Rechnung war das Wintersemester 2007/2008, als an der TH erstmals keine Studienanfänger mehr in Diplomstudiengängen immatrikuliert wurden – ab diesem Semester wurde auf das Bachelor- /Master-System umgestellt.

Gleichzeitig begann der Ausbau der Hochschule. Damals zählte sie knapp über 8000 Studierende, heute sind es fast 13 000. Diese Zahl war in den vergangenen vier Jahren ziemlich stabil. Ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr ist laut Braun "nicht weiter tragisch, da mit Absicht so gewollt" – und entsprechend gesteuert mit Zulassungsbeschränkungen.

52 Prozent der Studierenden sind derzeit in den Ingenieurswissenschaften eingeschrieben, 25 Prozent in der Betriebswirtschaft, 12 Prozent in den Sozialwissenschaften, 7 Prozent in Architektur und Design und 4 Prozent in Mathematik und den angewandten Naturwissenschaften.

Strategische Partnerschaften

2013 erfolgte die Aufwertung der damaligen Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) zur Technischen Hochschule. Verbunden damit waren und sind zusätzliche Mittel, die einen Ausbau der angewandten Forschung und Entwicklung sowie Lehrforschung als didaktisches Konzept ermöglichen.

Inhaltliche Schwerpunkte der TH sind Automation und Robotik (siehe Bild oben), Logistik, Gesundheit, Mobilität, Energie und Digitalisierung. Als Beispiele nennt Braun die Einrichtung einer Fraunhofer-Gruppe, die sich mit Großhandelslogistik beschäftigt, und eine strategische Kooperation mit dem Klinikum Nürnberg bei der Krebstherapie.

Zukunftsweisend ist auch ein Projekt von Prof. Ralf Bogdanski, das von der Nürnberger N-Ergie mit 4000 Euro gefördert wird. Es geht um ein "Mikro-Depot-Konzept", das die Umweltbelastung und den Verkehr in der Innenstadt senken soll.

Hinter dem Abkürzungsmonster "LEV@KEP" verbirgt sich ein Light Electric Vehicle für Kurier-, Express- und Paketdienste. Auf Deutsch: ein dreirädriges E-Bike mit einem großen Koffer hintendrauf.

 

Zahlreiche  Preise

Bei der akademischen Jahrfeier zum 194. Gründungstag der Technischen Hochschule (TH) Nürnberg wurden auch wieder zahlreiche Förderpreise vergeben. Im Folgenden genannt sind die jeweiligen Stifter der Preise, deren Höhe sowie der/die Preisträger(in).

Deutscher Akademischer Austauschdienst (1000 Euro): Yuan Fu für ihre bemerkenswerten Leistungen im Bachelor-Studiengang Wirtschaftsinformatik und ihr außergewöhnliches Engagement bei Schüler-Projekten mit Partnerschulen.

Hochschulfrauenbeauftragte der TH (1000 Euro): Ramona Karge für ihre Master-Arbeit im Studiengang Chemie-Ingenieurwesen und Verfahrenstechnik.

Karl-Rieger-Preis der Oehmke + Herbert Planungsgesellschaft 1600 Euro): Michael Akstaller für eine Bachelor-Arbeit im Studiengang Bauingenieurwesen.

Datev (insgesamt 4500 Euro): Michaela Baur (Wirtschaftsrecht), Michael Gerstner (Energiespeicherung), Alexander Hofmeier (Architektur) und David Jonathan Wagner (Betriebswirtschaft) für ihre Master-Arbeiten sowie Alexander Pöhler (Angewandte Chemie), Janina Schiller (Medieninformatik) und Christian Wölfel (Design) für ihre Bachelor-Arbeiten.

Bund der Freunde (insgesamt 5000 Euro): Dorothee Birkle (Soziale Arbeit), Steven Davé (Architektur), Daniela Heil (Betriebswirtschaft) und Maximilian Meusel (Wirtschaftsinformatik) für ihre Master-Arbeiten sowie Stefan Ritter (Verfahrenstechnik) und Theresa Setzer (Design) für ihre Bachelor-Arbeiten.

Verwandte Themen


Keine Kommentare