Tierisches Teamwork am Schmausenbuck

4.5.2015, 10:00 Uhr
Tierisches Teamwork am Schmausenbuck

© F.: Langer/Hippel/Tiergarten Nürnberg

Einige Besucher des Nürnberger Tiergartens waren sichtlich irritiert darüber, dass die jungen Leute stundenlang vor einem Gehege saßen. Gleich mehrfach durften die Schüler der Berufs- und Fachoberschule besorgten Eltern erklären, dass sie nicht etwa deren Kinder anstarrten, sondern für eine Seminararbeit das Verhalten der Tiere studierten.

Der Schulversuch „Seminarfach“ wird an der FOS/BOS schon seit mehreren Jahren durchgeführt und ist in etwa mit den W- und P-Seminaren an Gymnasien vergleichbar. Dabei lernen die Schüler in kleinen Seminaren die Grundlagen zum Anfertigen einer schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit.

Im Seminar „Der Tiergarten Nürnberg – eine biologische Betrachtung“ untersuchte Tamina Rössel das Sozialverhalten weiblicher Geparden. Sie ging der Frage nach, warum die Gruppenhaltung so gut funktioniert, obwohl in der Wildnis lebende Geparden Einzelgänger sind.

„Es liegt daran, dass sie Geschwister sind und allgemein eine sehr enge Bindung haben“, sagt Tamina. „Ich denke, dass es mit fremden Geparden, die sich nicht kennen, nicht so gut klappen würde.“

Tierisches Teamwork am Schmausenbuck

© F.: Langer/Hippel/Tiergarten Nürnberg

Dazu kommt, dass die Nürnberger Exemplare schon seit ihrer Geburt vor zweieinhalb Jahren zusammenleben, während sich Geparden in freier Wildbahn meist mit zwei Jahren voneinander trennen. Auch wenn der Platz im Tiergarten nicht mit den Weiten der Wildnis vergleichbar ist, meint Tamina, dass die agilen Geparden im rund 1000 Quadratmeter großen Gehege ausreichende Möglichkeiten haben, ihre Energie loszuwerden, zu spielen und zu jagen.

Judith Racher nahm das Zusammenleben von Antilope, Strauß und Zebra auf der Afrika-Anlage in den Blick. Sie fand heraus, dass die Tiere zwar häufig auf verschiedene Ecken verteilt sind, sich aber gegenseitig vor Feinden warnen. Der Strauß, der aus dem Dung der Huftiere frisst, kann sehr gut sehen, während die Antilopen besser riechen und so wiederum den Strauß warnen können.

Tierisches Teamwork am Schmausenbuck

© Tiergarten/Hippel

Julia Kretzschmar hat das Fressverhalten von Löwen und Tigern verglichen. Sie hat beobachtet, dass die Fütterung selbst recht ähnlich verläuft. Da die Tiger zum damaligen Zeitpunkt noch nicht zusammengeführt waren, fraß einer im Raubtierhaus, der andere im Außengehege.

„Weil die Tiger – anders als Löwen – Einzelgänger sind, haben sie immer ihr Revier markiert“, sagt Julia. Die Löwen blieben bei der Fütterung dagegen gemeinsam im Außengehege.

Für ihre Recherchen besuchte Julia die tiergarteneigene Bibliothek und interviewte Christian Dienemann. Besonders beeindruckt war sie von den Fellpräparaten, die ihr der Zoopädagoge zeigte – und die sie sogar streicheln durfte. Donnerstags und sonntags werden die Raubtiere übrigens nicht gefüttert. Schließlich haben sie in freier Wildbahn auch nicht immer einen Jagderfolg.

Jana Haas nahm ebenfalls die Sibirischen Tiger in den Blick, vor allem ihre regelmäßigen Verhaltensmuster. „Ich konnte beobachten, dass die Tiere häufig auf- und ablaufen“, sagt Jana. Nach ihren Erkenntnissen „ist das aber keine Auffälligkeit, weil die Tiger auch in der freien Natur regelmäßig ihre Reviergrenzen ablaufen und dort nach Nahrung oder Paarungspartnern suchen“.

Anders als die meisten seiner Mitschüler hat Timo Wank keine praktische, sondern eine theoretische Arbeit gemacht. Er verglich die Anatomie von Menschen und Menschenaffen und konzentrierte sich auf die Frage, warum Schimpansen nicht sprechen können. Neben zahlreichen Besuchen in der Tiergarten- und der Uni-Bibliothek in Erlangen machte Timo auch zwei Abstecher nach München, da es im Nürnberger Affenhaus keine Schimpansen gibt.

„Sie können nicht sprechen, weil die Fähigkeit im Gehirn nicht zustande kommt. Außerdem lässt der Kehlkopf keine Vokale zu, so dass eher ein Grunzen herauskommt.“ Anatomische Unterschiede machte er vor allem am aufrechten Gang fest. Sein Fazit: „Sie unterscheiden sich doch mehr, als allgemein behauptet wird.“

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