Vom Kiffer zum Einser-Schüler

27.9.2015, 17:15 Uhr
Vom Kiffer zum Einser-Schüler

Wie fanden es deine Lehrer, dass du bekifft im Unterricht sitzt?

David Weinstock: Ich glaube nicht, dass sie das gemerkt haben. In meinen schlimmen Phasen habe ich mir zwei, drei Tüten am Tag reingezogen. Die Schule hat mich so gar nicht interessiert. Eine konkrete Reaktion gab es nicht.

Warum wolltest du dich dann ändern?

David: Ich hatte schreckliche Versagensängste. Jedes Jahr bin ich nur knapp am Durchfallen vorbeigeschlittert. Ich hatte Angst, dass ich in der Schule und im Leben versage. Ich habe ja auch ständig Schule geschwänzt. Irgendwann merkte ich: So kann es nicht weitergehen.

Was war der nächste Schritt?

David: Ich habe Biografien gelesen. Von Politikern, von Unternehmern und Stars. Ich dachte mir: Wenn Arnold Schwarzenegger es schaffte, Gouverneur zu werden, dann werde ich doch auch ein Einser-Abi schaffen. In den Sommerferien haben ich angefangen, Wissenslücken zu schließen und den Stoff nachzuholen.

Und so wurdest du vom Kiffer zum Streber. . .

David: Na ja, Streber kann man jetzt auch nicht sagen. Eher, dass ich ein guter Schüler geworden bin.

Wie haben deine Freunde reagiert? Fanden sie dich immer noch cool?

David: Die haben mich ausgelacht. Die haben Wetten darauf gesetzt, dass ich es nicht schaffen würde. Die versprochenen 1000 Euro, die ich zu einem Einser-Abi bekommen sollte, habe ich allerdings nie gesehen (lacht).

Bei den Lehrer hattest du vermutlich auch keinen so guten Ruf.

David: Nicht so wirklich. Das war auch eine der größten Herausforderungen. Manche Lehrer waren ziemlich irritiert, dass ich mich auf einmal plötzlich gemeldet habe. Mit vielen habe ich dann persönlich gesprochen und sie darum gebeten, mir eine Chance zu geben. Das hat geklappt.

Hattest du auch schwache Momente?

David: Klar. Vor allem am Anfang. Mit dem Kiffen habe ich von einem Tag auf den anderen aufgehört, das war kein Problem. Aber ich zweifelte oft an mir, ich dachte immer, jemand der höchstens mal eine Vier schreibt, der ist einfach nicht so schlau wie ein Einser-Schüler. Aber das ist Quatsch. Die Strategie ist entscheidend.

Die da wäre?

David: Na ja, ich habe konsequent Stoff nachgeholt, zum Beispiel in Mathe, und somit Lücken geschlossen. Wild drauflos lernen bringt nichts. Man muss schon systematisch und gezielt lernen. Ich habe mir ohnehin konkrete Ziele gesetzt und die Schritt für Schritt umgesetzt.

Deine Eltern sind sicher stolz.

David: Ja. Sie waren vorher nie glücklich, ich habe so viel Quatsch gemacht. Aber sie haben mich auch nie unter Druck gesetzt. Das war bei mir auch der Schlüssel zum Erfolg. Denn die Motivation kam von mir aus, nicht von meinen Eltern.

Welche Pläne hast du für die Zukunft?

David: Ich habe schon viel erreicht. Kürzlich ist mein Buch erschienen, in dem ich Schülern Tipps gebe und meinen Weg zeige. Außerdem studiere ich inzwischen im 3. Semester BWL — ich habe übrigens auch hier einen Notenschnitt von 1,0. Nebenher betreibe ich einen kleinen Internethandel. Ich wünsche mir, dass es so gut weitergeht.

Also lautet deine Botschaft: immer am Ball bleiben.

David: Ja, man muss sich anstrengen im Leben. Das Wichtigste ist aber eigentlich, selbst daran zu glauben, dass man es schafft.

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