War Dorothea eine Hexe oder nicht?

23.11.2017, 18:10 Uhr
War Dorothea eine Hexe oder nicht?

© Foto: Bildarchiv Bayerischer Landtag/Rolf Poss

Man schreibt das Jahr 1692: In der freien Reichsstadt Nürnberg wird eine Frau namens Dorothea Kaufmännin der Zauberei verdächtigt und als Hexe angeklagt. Aber ist sie wirklich schuldig? Eine Frage, die über das Leben der Frau entscheidet.

Welche Institution hat in dieser Frage den größeren Einfluss? Der Nürnberger Stadtrat oder die Kirche? Immerhin haben in einem Schreiben protestantische Prediger dem Diakon von St. Jacob ihre Bedenken in der Schuldfrage mitgeteilt.

Um diesen konkreten Fall geht es in einer Quelle, die Sophie Wittmann im Nürnberger Stadtarchiv ausgegraben hat. Und auf diese, zuvor noch völlig unbearbeitete Quelle gründete sie ihre Arbeit, mit der sie jetzt einen Landessieg beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten holen konnte, der von der Körber-Stiftung veranstaltet wird.

An dem besonderen Fallbeispiel identifizierte Sophie "die beteiligten Institutionen und Akteure der Hexenverfolgung in Nürnberg, zeichnete den Ursprung des Hexenbegriffes nach, ordnete die Prozesse in ihren historischen Kontext ein und gelangte so zu Aussagen über die Stellung der Frau im Christentum und dem Bild der Hexe in der zeitgenössischen Kirche" – so lobte die Jury die Arbeit.

War Dorothea eine Hexe oder nicht?

© Bildquelle: Mittelalterliches Kriminalmuseum Rothenburg

Sophie konnte sich mit dem Preisgewinn einen sehr persönlichen Traum erfüllen: Bereits vor vier Jahren hatte sie schon einmal einen Förderpreis bei diesem Wettbewerb gewonnen – und sich bei der damaligen Preisverleihung vorgenommen, irgendwann auch mal vorne auf der Bühne zu stehen und eine Landessieger-Urkunde überreicht zu bekommen.

Damals war sie noch Schülerin am Johannes-Scharrer-Gymnasium Nürnberg, wo sie von ihrer Lehrerin – und heutigen Mentorin Elke Mahler – mit dem Geschichtsvirus infiziert wurde. So nachhaltig, dass sie nach dem Abi ein Geschichtsstudium in Erlangen begann. Mittlerweile ist sie im 5. Semester und hat Orientalistik als zweites Fach dazugenommen.

Übrigens: Die Sache damals ging für Dorothea Kaufmännin recht glimpflich aus. Sie wurde nur gefoltert, aber nicht verbrannt.

Noch ein Gewinner

Einen weiteren Landessieg in Bayern holte Simon Rötsch, Schüler in der 11. Jahrgangsstufe am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Oberasbach. In seiner Arbeit "Religion verhindert Geschichte" ging er den Lebensläufen von acht jüdischen Fürther Bürgern während des Ersten Weltkriegs nach und entwarf dazu einen Stadtspaziergang.

Simon forscht schon länger über die Geschichte der Fürther Juden und betreibt dazu einen eigenen Blog namens "Fiorda 14-18". Bei seiner Forschungen hat Simon unter anderem den Fürther Maler Benno Berneis wiederentdeckt, der dem Künstlernetzwerk "Blauer Reiter" angehörte, dessen Werk aber in Vergessenheit geriet. Er fiel als Soldat im Ersten Weltkrieg, seine Eltern wurden später deportiert.

Viele Werke von Benno Berneis befinden sich heute in Berlin. Im nächsten Jahr ist in Fürth eine Ausstellung geplant.

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