Warum Klischees nicht immer stimmen: Mädchenfußball

4.11.2015, 09:00 Uhr
Warum Klischees nicht immer stimmen: Mädchenfußball

© Mark Johnston

Wie könnte man sich eine professionelle Vollblutfußballerin am besten vorstellen? Das Klischee verspricht Trainingsanzug und Sportschuhe. Die 18-jährige Anna Maria Exner trägt stattdessen einen grünen Parka, Chucks und Röhrenjeans. Das Gesicht ist leicht geschminkt mit Mascara und Rouge auf den Wangen. Fazit: Nicht jedes Klischee ist richtig.

In diesem Jahr hat Anna Maria Exner ihren mittleren Schulabschluss an der Bertolt-Brecht-Schule (BBS) in Nürnberg, einer Eliteschule des Fußballs seit 2008, gemacht. Das Leistungssportprojekt der BBS ermöglicht sportlich besonders talentierten Schülern wie Anna, schulische Ausbildung und Ausübung einer Sportart optimal miteinander zu verbinden.

Zum Fußball hat sie über ihren Vater Andreas Exner gefunden. „Mein Papa hat früher auch gespielt“, sagt die 18-Jährige. „Er hat die Mannschaft von meinem Bruder Max trainiert und mich zum Training mitgenommen.“

Eine Teamplayerin

Am Anfang hat Anna nur zugeschaut, irgendwann hat sie dann angefangen, selbst zu spielen. „Außerdem haben meine ganzen Freunde gespielt“, ergänzt Anna. Das Beste am Fußball ist für die 18-Jährige: „Mir gefällt es, mit meinem Team zu spielen, zu kämpfen und einfach zusammenzuhalten.“

Mit sechs Jahren hat Anna zum ersten Mal im Verein gespielt und zwar beim SC Uttenreuth. In dieser Mannschaft spielte Anna hauptsächlich mit Jungs zusammen. Mit zwölf Jahren spielte sie sowohl in der C-Jugend des SC Uttenreuth als auch – mit Zweitspielrecht – beim FC Stöckach. 2010 wechselte Anna dann zur JFG Seebachgrund. Danach kam wohl ihr größter Durchbruch: der Wechsel zum 1. FC Nürnberg, bei dem sie bis einschließlich 2016 verpflichtet ist.

„Der damalige Trainer Andi Hufnagl hat mich gefragt und dann bin ich mit 14 Jahren zum Club gewechselt“, erklärt Anna. Die Trainer sind bei Turnieren dabei und suchen sich die guten Spieler für ihre Mannschaften aus.

Die größten Erfolge waren für die junge Fußballerin der Sieg mit dem U 15-Team der JFG Seebachgrund bei der Bayerischen Hallenkreismeisterschaft und der Sieg beim gleichen Turnier mit der U 15 und der U 17 des 1. FCN. „Das ist das höchste Turnier im Fußball, und für mich waren die Siege einfach nur ein überwältigendes Erlebnis“, schwärmt die Spielerin.

Das herausragendste Ereignis in Annas Fußballkarriere war jedoch der Aufstieg in die Bundesliga in der Saison 2011/2012 mit dem 1. FCN. „Die Spiele waren auf jeden Fall anspruchsvoller, weil die Gegner besser waren“, sagt Anna.

Im Männerfußball sind Schürf- und Platzwunden in den Spielen an der Tagesordnung, auch bei den Frauen? „Bei den Männern sind die Spiele bestimmt härter, aber auch bei uns Mädchen kann mit harten Bandagen gekämpft werden“, erzählt die 18-Jährige. „Mich hat zum Beispiel im Spiel jemand umgegrätscht, so dass ich umgeknickt bin und mir einen Bänderriss zugezogen habe.“Während ihrer Schulzeit hatte Anna lange Unterricht und im Anschluss daran noch Training, da blieb nicht viel Freizeit übrig. Jetzt sieht es schon anders aus, bei dreimal zwei Stunden Trainingseinheiten in der Woche kann die Fußballerin das machen, was ihr gefällt.

„Wie jedes Mädchen denke ich auch oft ans Shoppen“, sagt Anna und schmunzelt. Den Rest ihren freien Zeit verbringt sie am liebsten mit Freunden und der Familie.

Außerdem will Anna eine Ausbildung als Physiotherapeutin anfangen. Für diese Ausbildung hat sich die Fußballerin entschieden, weil sie die Anatomie des Körpers richtig kennenlernen will. Danach könnte sie sich in mehrere Richtungen spezialisieren, zum Beispiel für den Sport- oder und den Kur-Bereich.

„Ich möchte meine Ausbildung gut hinbekommen und weiterhin beim 1. FCN spielen“, erzählt Anna über ihre Zukunftspläne. „Ich könnte mir auch vorstellen, später eine Mannschaft als Physiotherapeutin zu betreuen.“

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