Warum nicht eine eigenständige "School of Education"?

14.9.2017, 17:36 Uhr
An der TU München gibt es seit 2010 eine „School of Education“. Sie hat den Anspruch, ihre „Unabhängigkeit innerhalb der Universität zu bewahren und sich so optimal für die Lehramtsstudierenden einzusetzen“.

© Foto: Astrid Eckert/TUM An der TU München gibt es seit 2010 eine „School of Education“. Sie hat den Anspruch, ihre „Unabhängigkeit innerhalb der Universität zu bewahren und sich so optimal für die Lehramtsstudierenden einzusetzen“.

Mit neuen Namen tut sich der Nürnberger manchmal schwer. Die Hochschulgebäude an der Regensburger Straße 160 wurden jahrzehntelang nur "PH" (Pädagogische Hochschule) genannt – auch als sie längst schon Erziehungswissenschaftliche Fakultät (EWF) hießen.

Mittlerweile hält sich der Begriff EWF ziemlich hartnäckig, obwohl die Fakultät 2007 mit der Strukturreform an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg ihren Status als eigenständige Fakultät verlor. Der gegenwärtig korrekte Name lautet "Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie, Standort Nürnberg".

Dieser Begriff ist natürlich viel zu sperrig, um sich im kollektiven Sprachgebrauch durchzusetzen. Eine Weile lang schien das auch gar nicht nötig. Denn während der Debatten um den Ausbau der Technischen Fakultät "auf AEG" in Nürnberg wurde den Nürnberger Erziehungswissenschaften der Umzug nach Erlangen in den "Himbeerpalast" von Siemens versprochen.

Der aktuelle Stand der Dinge ist erneut ein ganz anderer: Die Erziehungswissenschaften sollen nun doch in Nürnberg bleiben. Und zwar in Gebäuden, die vor sich hinbröckeln und derzeit für etwa zwölf Millionen Euro saniert werden.

Das hätte zum Zeitpunkt der Planungen gerade gereicht, damit die Bauten bis zum geplanten Umzug nach Erlangen nicht ganz zusammengebrochen wären – egal mit welchem Namen.

Weitreichendes Konzept

Wie es nun tatsächlich weitergeht an der Regensburger Straße 160, ist völlig unklar. Das gibt Anlass, einen Begriff ins Spiel zu bringen, der weitaus mehr ist als nur eine Benennung. Dahinter steckt vielmehr ein weitreichendes Konzept: "School of Education".

Erfolgreiche Vorbilder dafür gibt es beispielsweise in Harvard und Stanford in den USA. In Bayern hat bisher nur die Technische Universität (TU) München eine solche Einrichtung.

Das Grundprinzip ist die zentrale Ausbildung von Lehrkräften für sämtliche Schularten – von Grund-, Mittel- und Realschulen über das Gymnasium bis hin zur Berufsschule – an einer einzigen Fakultät. Diese funktioniert unabhängig von der restlichen Universität.

Ein entscheidender Unterschied zur aktuellen Situation beträfe die sogenannten Fachwissenschaften. Denn außer Pädagogik und Fachdidaktik hat jeder Lehramtsstudent eine bestimmte Anzahl von Lehrveranstaltungen in einer wissenschaftlichen Disziplin zu absolvieren.

Grund- und Mittelschullehrer brauchen dabei in einem Fach 60 ECTS-Punkte, Realschullehrer in zwei Fächern je 60 Punkte und Gymnasiallehrer in zwei Fächern je 92 Punkte. Die Lehrveranstaltungen in diesen Fächern finden nahezu ausschließlich in Erlangen statt – was den Studierenden ein gehöriges Maß an Pendelei abverlangt.

Der mutige Schritt, aus jedem der etwa 15 am meisten nachgefragten Fächer einen Lehrstuhl speziell für die fachwissenschaftliche Ausbildung der Lehramtsstudenten an die "School of Education" zu verlagern, könnte eine Menge Probleme lösen: 1. Für die Studierenden entfiele das lästige Pendeln. 2. Die Lehrstühle könnten sich auf die Lehramtler konzentrieren, die bisher in den Seminaren der Hauptfach-Studierenden eher geduldet werden. 3. Vor allem könnten die Lehrinhalte besser auf das künftige Berufsfeld der Lehrer abgestimmt werden.

Ein weiterer Aspekt: Die Lehrerausbildung in den Fächern Kunst und Musik ist bereits in Nürnberg verortet. Die neue Fakultät könnte Synergieeffekte mit der Akademie der Bildenden Künste und der Hochschule für Musik nutzen. Ob eine solche "School of Education" nun an der neuen Uni in Nürnberg entsteht oder – im Zuge dieser Neugründung – an der bestehenden FAU, ist letztlich sekundär.

Besondere Brisanz bekommt die Idee allerdings durch die Besetzung der Strukturkommission, welche die neue Nürnberger Uni planen soll: Sowohl deren Vorsitzender Prof. Wolfgang Herrmann von der TU München als auch Prof. Gerhard Casper, ehemals Chef der University of Stanford, haben reiche Erfahrungen mit ihren eigenen "Schools of Education".

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