Wird YouTube wirklich gelöscht?

20.11.2018, 13:47 Uhr
Wird YouTube wirklich gelöscht?

© Monika Skolimowska/ZB/dpa

Ein Video geistert durchs Netz und verunsichert die User: "Warum es YouTube nächstes Jahr nicht mehr gibt", heißt es. Bekannte YouTuber warnen vor einer drohenden Löschung ihrer Kanäle oder gleich der ganzen Plattform. Schuld sei die geplante Copyright-Reform der Europäischen Union. Und da geht es um viel Geld.

YouTube-Chefin Susan Wojcicki hatte die Kreativen ihrer Plattform aufgerufen, der Welt zu erzählen, wie die Reform sie betreffen würde. Aus Wojcickis Aussage, Artikel 13 könnte YouTube zwingen, nur noch Inhalte einer kleinen Anzahl großer Unternehmen zu erlauben, wurde: "Mein Kanal wird gelöscht! Das Ende von YouTube" oder "YouTube wird gelöscht". Bei Artikel 13 der Reform handelt es sich übrigens um den umstrittenen Uploadfilter.

Vor allem Schüler fürchten nun um ihre Lieblings-YouTube-Kanäle; auf dem Pausenhöfen gibt es fast kein anderes Thema mehr. Auch in WhatsApp geht es rund: Da werden etwa Kettenbriefe verschickt, in denen in schlechtem Deutsch steht, dass 500 000 Leute in einem Monat die Nachricht weiterschicken sollen, damit die Plattform bestehen bleibt. Zu Beginn des Posts schreibt der anonyme Sender:

"Hallo wir sind Artikel 13 und wir wollen die folgenden Sozialen Netzwerke löschen: YouTube, Facebook, Instagram und Twitter." Juli (12) und ihre Freundinnen haben diesen Brief bekommen. Aber sie trauen diesen Nachrichten nicht, sie halten sie für "fake". Trotzdem beschäftigt das Thema die Schüler. Sie wissen, dass es mit dem Urheberrecht zu tun hat und befürchten, dass YouTube künftig nur noch eine Archivfunktion hat.

Schüler Gabriel (12) meint: "Wir verbringen fast täglich viel Zeit auf YouTube und reden auch darüber. Die geplante Löschung eines Großteils der YouTube-Community beschäftigt uns sehr. Wir wären alle ziemlich traurig, wütend und enttäuscht von den Verantwortlichen, wenn die Löschung wirklich kommt."

Aufklärung durch Gema

Gabriel wüsste dann gar nicht, was er machen soll. "Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwo anders so viele coole Ideen und Inspirationen zu meinen Interessen herzubekommen."

Für Aufklärung und Beruhigung sorgt die Gema, die Gesellschaft für musikalische Aufführungsrechte. In einer Mitteilung heißt es: Artikel 13 soll die Internetkonzerne wie YouTube dazu verpflichten, einen Teil der Gewinne, die sie mit urheberrechtlich geschützten Inhalten verdienen, an die Urheber zu zahlen.

Ähnlich wie ein Fernsehsender jedes Mal, wenn ein Sänger in einer Sendung auftritt, dem Komponisten und demjenigen, der den Text geschrieben hat, einen bestimmten Betrag zahlt, sollen das auch die Plattformen tun. Dabei zwinge Artikel 13 YouTube weder, Kanäle zu schließen, noch verpflichtet er die Plattform zu "Uploadfiltern".

Eine mögliche Lösung wären Lizenzverträge, ähnlich wie beim Fernsehen. Allerdings ist noch völlig unklar, wie das technisch funktionieren soll. Der nächste Verhandlungstermin ist am 26. November.

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