Im Wirtshaus das genießen, was man zu Hause nicht hat

23.1.2009, 00:00 Uhr

Haben Sie jedoch keine Beweise, täten Sie gut daran, Ihre Unterstellungen nicht ganz so vollmundig hinauszuposaunen; Ihre Aussagen sind geschäfts- und rufschädigend!

Als Wirt der Moritzberghütte verkaufe ich seit fast fünf Jahren Mineralwasser der Marke Rhönsprudel, und zwar ein stilles Wasser und ein Medium-Wasser im 0,3-Liter-Glas für 1,40 Euro.

Noch nie habe ich No-Name-Wasser in Rhönflaschen gefüllt oder Leitungswasser als stilles Rhönwasser verkauft. Sollten andere das tun, dann finden Sie es bitte heraus und berichten Sie problembezogen.

Mir will scheinen, Frau Möller hat einmal einen Film gesehen, in dem die Wirte dicke Brustpelze, fette Goldkettchen und schnelle Schlitten besaßen. Dem ist in der Realität aber nicht so. Wirte kaufen alles, was sie anbieten, zum gleichen Preis ein wie Sie, wenn Sie in die Norma gehen, nur mit dem Unterschied, dass Wirte es dann noch zu lagern, zuzubereiten und zu servieren haben.

Und vom Erlös haben sie die Pacht, die Energiekosten, die Versicherungen, diverse Steuern, die Löhne und vieles mehr zu begleichen. Wenn ein Getränkeliefervertrag besteht, zahlen wir dafür oft mehr als das Doppelte des Ladenpreises.

Und nun zum Leitungswasser: In der Moritzberghütte schenken wir kein Leitungswasser aus, und dies hat zwei Gründe:

1.) Dürfte Ihnen bekannt sein, dass der Wirt über alles, was in seinen Speisen und Getränken enthalten ist, Auskunft geben können muss, und genau das kann ich beim Leitungswasser nicht!

Wenn etwa Reparaturarbeiten an der Wasserleitung waren oder einmal der Hausfilter kaputtgeht, ist das Wasser tagelang nicht trinkbar - was sollten wir dann tun? Sollen wir zum Gast sagen: «Probiern Sie’s amall - vielleicht kennerses widder drinkn?»

2.) Wenn sich herumspricht, dass man am Moritzberg jetzt Wasser und Brot umsonst bekommt (pane e coperto) - wirklich witzig übrigens -, dann kann ich die, die nur wegen pane und coperto kommen, gleich neben die setzen, die sowieso schon ihre Vesper und ihren Wein dabeihaben und mich selbst aus dem Geschäftsleben zurückziehen.

Ich persönlich gehe in die Wirtschaft, um etwas zu genießen, was ich zu Hause nicht habe, und nicht, um Leitungswasser zu gluckern, denn ich weiß, dass der Wirt jeden Platz jeden Tag bezahlen und jeden Tag putzen muss und dass er seinen Einkauf kalkulieren und sein Personal bestellen muss, und das will abends sein Geld haben - und kein Leitungswasser oder pane oder so.

Etwas leichter verständlich ausgedrückt, wir sind hier nicht in Italien - wenn’s Frau Möller da so gut gefällt: ciao, bella!