28. September 1961: Bier fließt aus Aluminium-Banz´n

28.9.2011, 00:00 Uhr
28. September 1961: Bier fließt aus Aluminium-Banz´n

© Slevogt

Die Brauereien im bierkonservativen Nürnberg haben bereits begonnen, sich auf die leichteren „Banzen“ umzustellen. Der augenfälligste Vorteil dieser Bierbehälter aus Aluminium liegt in ihrem Gewicht: ein Metallfaß für 50 Liter wiegt ganze neun Kilogramm, während ein Eichenfaß gleicher Größe 40 Kilo auf die Waage bringt. Vor allem für große Brauereien, die ihren Gerstensaft verschicken, schlägt dieser Gewichtsunterschied bei den Frachtkosten merklich zu Buche.

Weitere Pluspunkte sammelt das Metallfaß gegen die althergebrachten, eichenen „Banzen“, weil es leichter und billiger zu „unterhalten“ ist. Einmal nimmt es den Schmutz nicht so leicht an wie Holz, zum anderen brauchen bei ihm – mehr zum Leidwesen der Büttner – weder schadhafte Holzstellen ausgebessert noch eiserne Reifen nachgetrieben zu werden. Das tote Material Metall, das sich aalglatt gibt, wird daher dem anspruchsvolleren lebenden Material Holz von den Brauereien vorgezogen, die – wie alle anderen Betriebe auch – auf Rationalisierung bedacht sind.

Zwei Millionen für Fässer

Nur im Preis ist das Holzfaß der metallenen Konkurrenz voraus: ein 50-Liter-Faß kostet ungefähr 70 Mark, während die gleiche Größe in Aluminiumausführung auf runde 100 DM zu stehen kommt. Da müssen die Brauereien schon überlegen: „Wie holen wir bei dem höheren Anschaffungspreis die Frachtverbilligung auf?“ Wenn sich diese Unternehmen aber ausrechnen, daß sie in Zukunft sogar ihre ganze Büttnerei einsparen können, dann schlägt das Pendel doch zugunsten der Metallfässer aus.

Dennoch kostet es eine Menge Geld, nach und nach umzustellen. Beispielsweise wären zwei Millionen Mark nötig, wenn die Tucher-Brauerei von heute auf morgen alle ihre 20 000 Fässer „neu“ haben wollte. Daher verfährt man so, daß man bei Ersatzanschaffungen nur noch Metallfässer nimmt. Auf lange Sicht wird am Ende kein Holzfaß mehr übrigbleiben.

Der Trost für die Zecher

Für den Biertrinker, der ja mit Fässern kaum in Berührung kommt, ist es am wichtigsten, daß der Geschmack des Bieres durch den metallenen Behälter nicht verändert wird, wie sich in einer Brauerei in dreijähriger Praxis erwiesen hat. Der Wirt ohne Kühlraum muß berücksichtigen, daß Bier in dem Metallgefäß rascher warm wird, als im herkömmlichen Holzfaß; andererseits läßt es sich in den neuartigen Fässern jedoch auch schneller kühlen.

Gerade wegen der Wärmeleitzahl wird das gute, alte Holzfaß nicht ganz verschwinden, sondern vor allem auf Festwiesen doch noch eine gute Weile weiterleben. Dort wird es dann ebenso Paradestück einer vergangenen Zeit sein wie die Brauereipferde, die heute bei festlichen Anlässen gerne aus dem Stall geholt werden.  

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