Anschläge in Paris überschatten Volkstrauertag in Gunzenhausen

16.11.2015, 14:02 Uhr
Anschläge in Paris überschatten Volkstrauertag in Gunzenhausen

© Fotos: Neidhardt

Zur zentralen Gedenkfeier im Gunzenhäuser Land hatten sich heuer wiederum zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens sowie Abordnungen der Feuerwehr, des THW, des BRK, der Soldatenkameradschaft, des Trachtenvereins und des VdK mit ihren Fahnen- und Kranzträgern eingefunden. Ihnen und den übrigen Gästen galten die Grüße von Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. Für den passenden musikalischen Rahmen sorgten wie gewohnt der Posaunenchor und der Sängerbund.

Die dramatischen Ereignisse in Paris sind für Bürgermeister Fitz einmal mehr ein Signal dafür, „dass wir nicht nachlassen dürfen, mit aller Kraft den Frieden und die Freiheit zu schützen“. Hier sei jeder gefordert. Der Volkstrauertag 2015 wird laut Fitz in einem Jahr begangen, in dem sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 70. Mal jährt und in dem Krieg, die Flucht von Menschen aus dem damit einhergehenden Elend und die Auswirkungen für Europa und vor allem für Deutschland so präsent sind wie schon lange nicht mehr.

Anschläge in Paris überschatten Volkstrauertag in Gunzenhausen

Auch wenn sich das öffentliche Interesse zusehends in Grenzen hält, sollte für Fitz am Volkstrauertag festgehalten werden. „Ich empfinde eine Verantwortung, das Erinnern aufrecht zu erhalten und dies konsequent durch eine städtische Gedenkveranstaltung zu untermauern“, sagte er. Treffend hat es für den Bürgermeister der spanische Dichter Jorge Santayana formuliert: „Wer sich an seine Vergangenheit nicht erinnern will, der ist dazu verdammt, sie wieder durchleben zu müssen.“

Sorgen bereitet dem Rathauschef derzeit das vereinigte Europa: „Ich vermisse die gegenseitige Zuneigung und die gegenseitige Solidarität.“ Es gelte gemeinsame Werte zu bewahren und danach zu handeln. „Ein Europa, in dem Zäune gebaut werden, um Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen, abzuschirmen, ist nicht das Europa, für das deren Väter gekämpft haben und viele Menschen und Verantwortungsträger auch heute noch eintreten“, merkte Fitz zur aktuellen Flüchtlingsthematik an.

Er erinnerte daran, dass im Zweiten Weltkrieg 55 Millionen Menschen ihr Leben verloren haben, aber auch zehn Millionen Vertriebene in den Raum kamen, der nach Kriegsende Deutschland bildete. Sie seien nicht immer mit offenen Armen empfangen worden, aber ihnen sei Solidarität und die Bereitschaft zur Integration widerfahren.

„Auch wenn die Menschen, die gestern, heute und auch morgen nach Europa und nach Deutschland kommen, nicht unsere Sprache sprechen und unserem Kulturkreis angehören, haben wir eine Verantwortung, auch eine Verantwortung als Christen“, merkte Fitz an. Er rief die Bürgerinnen und Bürger Gunzenhausens auf, sich diese bewusst zu machen und sie ernst zu nehmen. Er als Bürgermeister wie auch die Stadt stellten sich der Verantwortung, sich bestmöglich einzubringen, um den Menschen, die Schutz bedürfen, zu helfen. Dies werde und müsse „im Rahmen rechtsstaatlicher Grundsätze und einem darauf ausgerichteten konsequenten Handeln erfolgen“. Der Rathauschef nutzte die Gedenkveranstaltung auch dazu, um an die Soldaten der Bundeswehr zu erinnern, die im Einsatz für den Frieden gefallen sind und verwundet wurden. Das Mitgefühl gelte den Familien, Kameraden und Freunden. Ein demokratischer Staat wie die Bundesrepublik muss für Fitz bereit sein, den Frieden und die demokratische Grundordnung zu verteidigen. Die Bundeswehrsoldaten hätten diese Aufgabe für alle übernommen. Ihnen gebühre Dankbarkeit und Respekt.

Der Volkstrauertag ist Fitz zufolge auch ein Auftrag an alle, weiterhin gemeinsam an der Versöhnung und Verständigung der Völker zu arbeiten. „Die Arbeit an Frieden und Gerechtigkeit geht uns alle an. Treten wir also vereint für ein harmonisches und tolerantes Miteinander ein“, lautete sein abschließender Appell.

„Es gilt, dem himmelschreienden Unrecht ein Ende zu setzen“, schloss sich Stadtpfarrer Christian Konecny den Worten seine Vorredners an. „Wir werden Frieden nicht finden, wenn wir nicht einsehen, dass Friede von Menschen allein nicht machbar, sondern ein Geschenk Gottes ist“, fügte er an und ergänzte: „Eine Welt ohne Gott wird immer mehr aus den Fugen geraten.“

Werner Seifert, der Vorsitzende des örtlichen VdK, ging wie Fitz auf die schrecklichen Anschläge in Paris auf unschuldige Menschen ein. „Es sollte uns deswegen bewusst sein, dass Frieden nicht selbstverständlich ist“, sagte er. Und man sei gut beraten, der Opfer von sinnloser Gewalt und Kriege zu gedenken. Jedes dieser Opfer sei eines zu viel. Es sei gut, die Erinnerung immer wieder aufzufrischen und zu trauern.

Dass es schon 70 Jahre keinen Krieg mehr auf deutschem Boden gibt, ist für Seifert „eine sehr kostbare Errungenschaft“ und angesichts einer ganz und gar nicht friedlichen Welt „fast ein Wunder“. Dieses hohe Gut gelte es zu schützen. Seifert rief dazu auf, im Umgang mit Flüchtlingen Humanität als oberstes Prinnzip zu erheben. Der Vdk mache sich für Mitmenschlichkeit und Solidarität stark und erteile zugleich Gewalt, Fremdenhass und Ausgrenzung eine klare Absage.

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