Auch Robin Hood schoss schon mit dem Langbogen

13.5.2015, 06:00 Uhr
Auch Robin Hood schoss schon mit dem Langbogen

© Foto: Ralf Jakob

Herbert Bloß aus Cadolzburg ist seit vielen Jahren begeistert vom Langbogenbauen und natürlich auch vom Schießen mit diesen annähernd mannsgroßen Bogen, die im Spätmittelalter das Kriegsgerät schlechthin waren. Die Erfolge der Engländer auf den Schlachtfeldern des Mittelalters, so weiß Bloß zu berichten, waren zum großen Teil auf diese Massivholz-Langbogen zurückzuführen. Ausgebildete Langbogenschützen konnten bis zu zehn Pfeile pro Minute über Reichweiten von bis zu 200 Metern abschießen, heißt es.

Weil diese Bogen zumeist aus Eibenholz hergestellt wurden, war die Eibe in Europa fast ausgerottet. Noch heute ist sie geschützt und als Werkstoff kaum erhältlich. Ulme, Esche oder Haselnuss waren und sind mögliche Alternativen zum Bogen aus Eibenholz geworden.

Hier im Wald demonstriert Bloß an einem großen Holzteil, dass in Längsrichtung gespaltene Stämme von jeher das ideale Rohmaterial für die Herstellung des Langbogens bildeten. Der typische englische Langbogen besteht bauchseitig aus druckstabilem Kernholz, während der Bogenrücken aus zugstabilem Splintholz ist. Damit der Bogen gleichmäßig biegbar wird, muss das Kernholz zuerst grob, dann immer vorsichtiger abgetragen und ausgedünnt werden. Haumesser, Ziehmesser und Ziehklinge waren und sind die geeigneten Werkzeuge dafür. Zum Schluss wird alles noch mit grobem und dann feinem Schleifpapier bearbeitet und fein eingeölt, damit der Bogen gut in der Hand liegt.

Das mitgebrachte Eibenholz ist jedoch heute nur Demonstrationsobjekt. Hand angelegt wird an Haselnussstecken, die aber freilich noch ausgesucht und bearbeitet werden müssen. Weil dies nicht so schnell vonstatten geht, sind für den Workshop fünf Stunden eingeplant.

Für ein solch tolles Gerät braucht es einfach Zeit, ein wenig Anstrengung und auch etwas Geschick, sagt Bloß. Denn zu viel darf nicht abgetragen werden, sonst verliert der Bogen zu schnell seine Spannkraft und bricht frühzeitig.

"Unser Hauptanliegen ist es, nicht nur Kindern, sondern auch Jugendlichen und Erwachsenen den Wald und die Natur insgesamt durch attraktive Angebote näher zu bringen", erklärt Ulrike Ringel vom Langenzenner Naturamt die Beweggründe für die Veranstaltungsreihe der „Regionalen Bildungslandschaft Wald“. Gerade der Wald als naturnahester Teil der Umwelt bietet einzigartige Möglichkeiten, ökologische Zusammenhänge zu begreifen und „lebensechte Natur“ zu erleben, sagt sie.

Kunstvoll geschwungen

Der zwölfjährige Sebastian ist zusammen mit seinem Vater aus Oberasbach gekommen und zieht am frühen Nachmittag ganz stolz mit einem kunstvoll geschwungenen Bogen ab, der noch ein wenig größer ist als er selbst. Die beiden Freunde, Niklas aus Heinersdorf und Bastian aus Laubendorf, sind schon seit halb zehn Uhr begeistert dabei und probieren sich auch immer wieder am Schießstand aus, der ebenfalls von den Veranstaltern vorbereitet worden ist. Unermüdlich legen sie mit dem Pfeil auf die beiden Zielscheiben an und lassen sich auch nicht von kleineren Blessuren, die die zurückschnellende Bogensehne am Unterarm hinterlässt, beeindrucken.

Doch ausgerechnet der Kleinste an diesem Nachmittag, Gustav Ringel, wird Schützenkönig und trifft die weiter entfernte Zielscheibe mitten ins Schwarze. "Unsere Väter hatten damals keine Zeit dazu, uns solche Dinge zu zeigen“, meint einer der eifrig schnitzenden Männer. In einer Zeit, da der häusliche Computer das Spiel in der Natur überall streitig macht, scheint so mancher Erzieher gewillt, dies bewusst anders zu machen.

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