Aus dem Nürnberger Land nach Papua-Neuguinea

20.8.2011, 20:22 Uhr
Aus dem Nürnberger Land nach Papua-Neuguinea

© S. Fuchs

2002 hat die Familie Sabine und André Linhardt die Nutzung eines landwirtschaftlichen Anwesens in Artelshofen übernommen. Damit ging zugleich eine „leise Hoffnung“ des vormaligen Besitzers Konrad Leupold in Erfüllung, der - zu diesem Zeitpunkt bereits 89 Jahre alt - sich beim Verkauf immer wieder die Frage gestellt hatte, was wohl aus seinem seit 400 Jahren im Familienbesitz befindlichen Bauernhof werden würde.

Im Juni dieses Jahres hatte ein Team der Medienwerkstatt Franken mit Gerd Vanselow und Winfried Schuhmann den Erhalt dieses landwirtschaftlichen Anwesens („gegen den allgemeinen Trend des Hofsterbens“) ausführlich dokumentiert und als Beitrag im Franken Fernsehen gezeigt. Doch jetzt kann diese Geschichte erneut fortgeschrieben werden. Denn die Familie Linhardt samt ihrer drei Töchter Tabea, Mali und Greta wird voraussichtlich schon im kommenden Jahr auswandern und dadurch den Hof mit allen Gebäuden, Grundstücken und dem Wald verkaufen.

Familienvater André bereitet sich intensiv auf einen Missionseinsatz in Papua-Neuguinea in Zusammenarbeit mit „Mission EineWelt“ und der „Mission Aviation Fellowship (MAF)“ vor. Seine Angehörigen gehen, wie sie betonen, gerne mit.

Erfahrung in Tansania

Der 40-jährige Artelshofener war im Jahre 2008 zusammen mit dem in Hohenstadt praktizierenden Arzt Werner Kronenberg in Tansania, wo er sich als gelernter Schreiner insbesondere in der Krankenhauswerkstatt nützlich machte und sogar die dortige Solaranlage erfolgreich reparierte. Seither beschäftigt ihn der Gedanke, wie er sich im Rahmen von Hilfsprojekten in die Missionsarbeit einbringen könne.Zufällig erfuhr er ein Jahr später, dass die MAF-Deutschland Piloten für ihren nichtkommerziellen Flugdienst für medizinische Hilfsflüge, für Güter und Personentransporte in schwer zugängliche Landesteile verschiedener Entwicklungsländer suchen würde. Denn „MAF“ stellt oft für einen großen Teil der dortigen Bevölkerung die einzige Verbindung zur Außenwelt dar.

Seine Bewerbung war erfolgreich und so begann André Linhardt in Abstimmung mit der in Neuendettelsau beheimaten „Mission EineWelt“ eine Pilotenausbildung für einmotorige Leichtflugzeuge, wobei die Kosten dafür zum Teil durch einen Spenderkreis, zum Teil durch ihn selbst aufgebracht wurden. Zudem hat der Artelshofener eine Ausbildung als Rettungssanitäter, wodurch er insbesondere bei der Bergwacht Lauf und bei den Vorraer First Respondern sehr aktiv ist.

Die Familie Linhardt wird zunächst für etwa zwei Jahre nach Australien gehen, wo sich André auf den Flugdienst der MAF in „PNG“ vorbereiten kann (u. a. zusätzlicher Erwerb der amerikanischen Fluglizenz). Das Einsatzgebiet auf dem fünften Kontinent ist Arnhem Land im Northern Territory, in dem ausschließlich Aborigines wohnen.

Nachfolger eines Fürthers

Anschließend wird er voraussichtlich die Nachfolge des Fürthers Martin Köhler antreten, der seit fünf Jahren mit seiner Familie in Papua-Neuguinea Hilfs-, Notfall- und Transportflüge von einer kleinen Stadt an der Nordküste aus für die einheimische Bevölkerung durchführt.

Das Einsatzgebiet ist größer als ganz Bayern, geprägt von undurchdringlichem Dschungel, vielen Flüssen und Seen sowie hohen Bergen im Hinterland.Allerdings möchten Sabine und André Linhardt auch die Zeit in Artelshofen nicht missen, konnten doch ihre Töchter hier auf dem Land eine unbeschwerte Kindheit verbringen. In ihrer neuen Heimat gibt es ein Internat für Missionskinder. Und auch der Fortbestand des Bauernhofes dürfte gesichert sein. Seit bekannt wurde, dass das Anwesen zum Verkauf steht, haben sich schon mehrere ernsthafte Interessenten in Artelshofen umgesehen.

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