"Uns steht harter Winter bevor"

Bayern zieht Corona-Zügel an: Das gilt jetzt für Geimpfte und Ungeimpfte

3.11.2021, 16:51 Uhr
Markus Söder will die Corona-Zügel in Bayern anziehen. 

© Sven Hoppe/dpa Markus Söder will die Corona-Zügel in Bayern anziehen. 

Markus Söder ist besorgt. "Auch wenn es nervt", sagt der Ministerpräsident, "Corona ist mit aller Macht zurück". Nach einem Sonderkabinett trat der CSU-Chef am Mittwoch vor die Presse, er will Entschlossenheit demonstrieren, im Kampf gegen die Pandemie, im Ringen um höhere Impfquoten. Die Sieben-Tage-Inzidenz im Freistaat ist unverändert hoch, am Dienstag lag sie bei rund 250. In einigen Landkreisen und Regierungsbezirken gibt es Allzeit-Rekorde. "Das sind viel höhere Werte als in früheren Wellen", sagte Söder. Es sei deshalb an der Zeit zu handeln. "Es wird zweifelsohne ein harter Winter."

"Die eine Priorität liegt bei der Schule", sagt Söder. Heißt konkret: Ab nächster Woche soll für 14 Tage eine Maskenpflicht gelten. Grundschüler, sagte der Ministerpräsident, müssen sie nur eine Woche lang tragen. Die Staatsregierung verweist auf die Regeln, die zu Schuljahresbeginn galten. Heißt: Kinder müssen die Maske auch im Unterricht tragen, in den Klassen eins bis vier reicht eine textile Mund-Nasen-Bedeckung. Die übrigen Schüler brauchen medizinische Masken. Und: "Dort, wo es Infektionen gibt, werden wir zudem eine Woche lang jeden Tag testen, um ein maximales Sicherheitslevel zu erreichen", sagte Söder.

Krankenhausampel wird regionaler

Besonders drastisch schärft Bayern aber bei der sogenannten Krankenhausampel nach. Sie soll wie erwartet regionaler werden. Die Ampel kann damit nicht nur bayernweit, sondern auch in einzelnen Landkreisen die Farbe wechseln. Allerdings gibt es hier nur zwei Stufen, nämlich grün und rot. Als Hotspot gilt künftig ein Landkreis oder eine kreisfreie Stadt, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz über 300 liegt und die Intensivbetten zu mehr als 80 Prozent ausgelastet sind. "Nach heutigem Stand wären das 27 Landkreise, die davon betroffen wären", sagte Söder. In Hotspots springt die Krankenhausampel automatisch auf Rot.

Bayernweit springt die Ampel auf Rot, wenn mehr als 600 Intensivbetten belegt sind. Auch die Grenze für Gelb wurde neu definiert - sie liegt künftig bei bayernweit mindestens 450 belegten Intensivbetten oder 1200 Covid-Patienten, die innerhalb der letzten sieben Tage in Krankenhäusern behandelt wurden. "Dann wird überall auf eine FFP2-Maskenpflicht umgestellt", sagte Söder. Dort wo aktuell 3G gilt, gilt künftig 3Gplus - dann ist ein negativer PCR-Test für Ungeimpfte nötig. "Das gilt für die die Bereiche Kultur, Sport und Veranstaltungen", erklärt Bayerns Ministerpräsident. Dort, wo aktuell bereits 3Gplus gilt, gilt 2G. Das betrifft Discotheken, Clubs und Bordelle. Heißt: Dort erhalten Ungeimpfte künftig keinen Zutritt mehr. "Den Handel und den ÖPNV haben wir bewusst ausgenommen", sagte Söder. Bei den Hochschulen gilt weiter 3G, in Pflege- und Altenheimen wird bei gelber Ampel eine Testpflicht für Personal und Besucher eingeführt.

Springt die Ampel bayernweit auf Rot - das soll bei über 600 belegten Intensivbetten der Fall sein - zieht Bayern die Zügel weiter an. "Dann wird sich dem Thema 3G am Arbeitsplatz ernsthaft angenommen", sagte Söder. Heißt: Die Testpflicht für Ungeimpfte im Büro wird kommen. "2G hingegen wird deutlich ausgeweitet für die Bereiche Kultur, Sport und Veranstaltungen." Auch hier bilden ÖPNV und Einzelhandel eine Ausnahme. In der Gastronomie und bei den körpernahen Dienstleistungen, also etwa beim Friseur, gilt eine Testpflicht für Ungeimpfte, also 3Gplus. Kontaktbeschränkungen wie in Baden-Württemberg erteilte Söder eine Absage.

Erste Verschärfungen bereits am vergangenen Dienstag

Bereits am Dienstag verschärfte Bayern seine Quarantäne-Regeln. Demnach müssen enge Kontaktpersonen eines Infizierten ab sofort wieder für mindestens sieben Tage isoliert leben, bevor sie sich freitesten können. Damit reagierte die Staatsregierung nach eigenen Angaben auf die "sprunghaft gestiegenen Infektionszahlen" besonders im Süden des Freistaates. In Regionen, die besonders betroffen sind, können Bezirke oder Landkreise sogar noch schärfere Regeln erlassen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Verwandte Themen