Kein Einzelfall

Trotz Spendenaktion für Hoenig: Geld reicht wohl nicht fürs Krankenhaus - wie konnte es dazu kommen?

Christian Urban

Redakteur - nordbayern.de

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15.5.2024, 13:03 Uhr
Der Schauspieler Heinz Hoenig liegt derzeit mit einer gefährlichen Entzündung im Krankenhaus.

© Henning Kaiser/dpa Der Schauspieler Heinz Hoenig liegt derzeit mit einer gefährlichen Entzündung im Krankenhaus.

Der Spendenaufruf für den schwer kranken Star Heinz Hoenig (72, "Das Boot") hat es vielen Menschen nahegebracht: Einige Schauspielerinnen und Schauspieler in Deutschland sind nicht ausreichend abgesichert. In einem Fall wie dem von Hoenig, der sich seit dem 30. April im Krankenhaus befindet und mit einer lebensgefährlichen Entzündung kämpft, die unter anderem Herz und Speiseröhre angegriffen hat, kann das auch finanziell zu einem existentiellen Problem werden.

Rund 150.000 Euro (konkret sind es am 9. Mai um 18 Uhr 148.498 Euro) hat eine vom Musikproduzenten und Schlager-König Ralph Siegel ins Leben gerufene Kampagne inzwischen eingebracht, doch wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, wird der Betrag wohl nicht ausreichen, um die Krankenhausrechnung des Schauspielers, der zwischenzeitlich sogar im Koma lag, zu bezahlen. "Da die Kosten für die anstehenden Eingriffe aber weitaus höher sein werden, überlegen wir gerade, das Spendenziel noch einmal zu erhöhen", zitiert die "Bild" eine Geschäftspartnerin von Siegel. Doch wie kann es überhaupt dazu kommen, dass ein bekannter Schauspieler wie Hoenig nicht krankenversichert ist?"

Typischer Verlauf

Es ist ein typischer Verlauf. Die Altersarmut ist, wenn man nicht wahnsinnig aufpasst, leider typisch", sagte der Schauspieler Heinrich Schafmeister (67, "Wilsberg") im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Schafmeister setzt sich als Vertreter des Bundesverbandes Schauspiel BFFS für gerechte Bezahlung und Versicherung in der Film- und Fernsehbranche ein. "Ich weiß von Kollegen, die sich oft beschämt fühlen. Dann sprechen Leute sie an und sagen: "Ja, ich habe Sie gestern im Fernsehen gesehen. Da haben Sie den Schlossbesitzer gespielt." Und man selbst als Schauspieler kann sich im echten Leben bei der Bank nicht blicken lassen."

Dass viele Menschen aus der Schauspielbranche im höheren Lebensalter in Schwierigkeiten gerieten, habe auch strukturelle Gründe, sagt Schafmeister. Neben schwierigen Beschäftigungsverhältnissen gehe es häufig um Lücken in der Versicherung. Gerade wenn weitere große Rollen ausbleiben, hat das häufig Folgen. Nicht nur für Schauspieler gelte ja: "Wer in Altersarmut gerät, kann womöglich die Privatversicherung nicht mehr bezahlen." Das passiere häufiger, so Schafmeister. "Altersarmut tritt bei sehr, sehr vielen Schauspielern auf, nicht nur bei den unbekannten, auch durchaus bei vielen namhaften. Viele wären überrascht, wenn sie wüssten, bei wem das alles zutrifft", erläuterte der Gewerkschaftsvertreter.

Das Management von Heinz Hoenig hat auf dpa-Anfrage diese Woche einen ähnlichen Teufelskreis geschildert: "Aufgrund von fehlenden Aufträgen konnte Herr Hoenig schlussendlich die Krankenkassenbeiträge nicht mehr begleichen. Da er durch verschiedene Aufträge unterschiedlich versichert war, musste zunächst erst mal festgestellt werden, bei welcher Krankenkasse er zuletzt versichert war. Da Herr Hoenig über 55 Jahre alt ist, erschwerte auch das den Prozess, wieder in der Krankenkasse aufgenommen zu werden." Hoenigs Familie hat einen Spendenaufruf gestartet, um die OP-Kosten zu decken.