Der Medicus ist nur ein Märchen

27.10.2020, 18:19 Uhr

Was Verfilmung und Buch aber richtig vermitteln: In Europa sind die Städte damals noch voll von Schmutz und Krankheiten. Während es in Bagdad schon Straßenbeleuchtung gibt. Gelehrte versammeln sich in Persien und Arabien. Christen, Juden und Moslems, es herrscht ein multikulturelles, weltoffenes und wissbegieriges Klima. "Der Stand der Medizin war fantastisch", sagt Leven.

Der Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin in Erlangen spricht heute Abend im Nürnberger Planetarium über "Alte und neue Mythen über die arabische Medizin". Viele Quellen dazu sind gut erhalten. "Man weiß genau, was damals los war", sagt er. Die Medizin war eine rationale Wissenschaft. Es gab Theorien zu Krankheit und Gesundheit, zur Seuchenentstehung und Verhinderung. Die Pest spielte allerdings erst im Mittelalter wieder eine Rolle – anders als im Medicus.

Das Wissen kam aus dem antiken Griechenland mit seiner medizinischen Galionsfigur, Hippokrates, der Ärzten bis heute als Vorbild dient. "In Bagdad fließt damals nicht nur das Wissen, sondern auch der Reichtum der Welt zusammen", erzählt Leven. "Die Kalifen wollen gute Ärzte und sie haben das Geld, gute Übersetzer zu bezahlen." Die übertragen die griechischen Schriften ins Arabische. "Selbst wenn es die Schriften damals in Westeuropa gegeben hätte, wäre niemand in der Lage gewesen, sie zu übersetzen."

Bis zum Jahr 1200 dauert es noch bis die Medizin mit den arabischen Eroberern nach Spanien kommt und dort ins Lateinische übersetzt wird. "Das war ein revolutionärer Kulturtransfer, den Griechen gebührt der Europapokal der Medizin."

INFO

Die Reihe geht weiter am Mittwoch, 11. November, um 19 Uhr im Planetarium: "Von Azimut bis Zenit – Einblicke in die arabische Astronomie und Astrologie".

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