Die heimischen Kreisligisten tasten sich wieder ran

7.6.2020, 09:07 Uhr
Die heimischen Kreisligisten tasten sich wieder ran

© Foto: Uwe Mühling

Alles nur Konjunktiv, denn von "ganz normal" kann ganz und gar nicht die Rede sein. Vielmehr hat es im "Jura-Oberhaus" seit November letzten Jahres kein Punktspiel mehr gegeben. Wegen der Corona-Krise ist der Spielbetrieb auf Eis gelegt. Ab

1. September soll – wenn es die staatlichen Vorgaben erlauben – die Saison 2019/2020 wiederaufgenommen und zu Ende gespielt werden. Doch das ist noch ein weiter Weg.

Seit knapp vier Wochen dürfen die Vereine wieder in Kleingruppen mit Abstand und strengen Hygieneregeln trainieren. Ab kommendem Montag, 8. Juni, sind auch wieder größere Gruppen bis zu 20 Personen erlaubt, allerdings weiterhin kontaktfrei. Wir haben uns bei den fünf heimischen Kreisligisten umgehört, wie sie es mit dem Training unter Corona-Auflagen halten, wie sie die aktuelle Situation und den weiteren Saisonverlauf sehen und was sich personell gerade tut.

DJK Stopfenheim (25 Punkte, Platz 4):

Der Aufsteiger und Tabellenvierte Stopfenheim hat seit zwei Wochen das Training in Kleingruppen und auf freiwilliger Basis aufgenommen. "Uns war und ist es wichtig, dieses Angebot zu machen. Wer Lust und Zeit hat, kann kommen", sagt Trainer Tobias Weickmann. Nach seinen Worten "war es nach der langen Zeit einfach gut, sich mal wieder zu sehen und auch über andere Themen als Corona zu reden". Auch wenn ab nächster Woche größere Gruppen erlaubt sind, bleibt das Training unter Auflagen aus seiner Sicht schwierig: "Ohne Zweikämpfe oder auch Kopfbälle ist man schon sehr eingeschränkt", findet der 28-jährige DJK-Coach. Dennoch könne man Dinge trainieren, die sonst vielleicht zu kurz kommen.

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© Foto: Uwe Mühling

Die Frage ist aus Weickmanns Sicht, wie lange man das Training in dieser Form macht. Und damit wären wir beim Knackpunkt, ob es ab 1. September tatsächlich wieder losgeht. Testspiele müssen vorher auf jeden Fall möglich sein, unterstreicht er: "Sonst kann ich mir nicht vorstellen, mit der Runde zu beginnen." Für die nächsten Wochen ist derzeit bei der DJK noch nichts fix, man will schrittweise reagieren und entscheiden, wie es weitergeht. Sicher ist hingegen, dass Tobias Weickmann ab Juli in sein viertes Jahr als Stopfenheimer Coach geht. Auch im Spielerkader wird es keine größeren Veränderungen geben. Das Aufstiegsteam bleibt weiterhin zusammen, externe Neuzugänge sind bislang nicht bekannt. Stattdessen rückt der eine oder andere Spieler aus der eigenen Jugend nach.

SV Wettelsheim (24 Punkte, Platz 5):

Auch der SV Wettelsheim hat die ersten Versuche unter Corona-Bedingungen unternommen. Der bisherige Trainer Stefan Birngruber ist bereits außen vor. Stephan Zengerle heißt der neue Mann, der offiziell ab Juli beginnt und derzeit beruflich ziemlich gefordert ist. Von daher hat auch der Sportliche Leiter und Ex-Coach Tobias Grimm den gut besuchten "Trainingsauftakt" moderiert. Die Bilder, die er davon an Zengerle geschickt hat, schauen so aus, "als hätten alle ihren Spaß gehabt", stellt Stephan Zengerle fest, der zuletzt sechs Jahre beim SV Marienstein war. Er hält es für richtig, dass keine neue Saison gestartet wurde, sondern vielmehr die alte zu Ende gespielt wird. Die Frage ist aber auch für ihn, wann das der Fall sein wird: "Ich kann mir schwer vorstellen, dass ab 1. September wieder der Amateurfußball beginnt."

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© Johannes Traub

Der ungewisse Neustart macht es auch schwierig, die Spannung zu halten: "Man muss auf einen Punkt hintrainieren können", findet der 42 Jahre alte neue SVW-Trainer. Für ihn geht es in den kommenden Wochen vor allem darum, "die Gruppe zusammenzuhalten, technische Übungen zu machen und Spaß am Fußball zu haben" – soweit das unter Auflagen möglich ist. Die Wettelsheimer Jungs sind aus seiner Sicht topmotiviert, was sich unter anderem bei einem Lauf-Challenge gezeigt habe. Nächste Woche will man sich zusammensetzen und einen Plan machen, wie es weitergehen könnte und wie man die Zeit bis zum Start am besten überbrücken kann. Alles ist abhängig von der weiteren Entwicklung. Eines hat der SVW zur Sicherheit aber schon mal vereinbart: ein Testspiel am 25. August gegen den ESV Ansbach/Eyb.

SG Ramsberg/St. Veit (23 Punkte, Platz 8):

Die "SG vom See" plant für Dienstag, 16. Juni, die erste gemeinsame Trainingseinheit nach der langen Zwangspause. "Es geht vor allem darum, dass die Jungs mal wieder auf dem Platz stehen und man alle Leute endlich mal wieder sieht", unterstreicht Trainer Sebastian Zottmann. Für die Mannschaft soll dabei der Spaßfaktor im Vordergrund stehen. "Wir gehen es entspannt und auch auf freiwilliger Basis an", sagt der Coach. Das Training in Fünfer-Gruppen hätte aus seiner Sicht kaum Sinn gemacht. Da man ab nächster Woche in größeren Gruppen mit 20 Personen üben darf, will die SG wieder starten und dann absprechen, wie man in den kommenden Wochen weiter verfährt.

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© Foto: Uwe Mühling

Die Spieler haben sich individuell fit gehalten. Zuletzt kam eine Challenge in vier Gruppen mit Aufgaben des Trainers dazu. Per Video mussten die SG-Kicker zeigen, ob sie das Ganze erfüllt haben. Eine richtige Vorbereitung planen die Ramsberg-Veiter natürlich auch, allerdings ist die Frage, wann das der Fall sein wird, denn: "Ich gehe eher davon aus, dass wir ab 1. September nicht spielen können, heuer vielleicht gar nicht mehr", sagt Sebastian Zottmann. Der 29-jährige Großweingartener spielt seit Anfang 2015 für die SG und ist seit Oktober 2019 als Nachfolger des zurückgetretenen Andreas Lechner Trainer. In diesem Amt wird er bis Sommer 2021 weitermachen – "mindestens" fügt der sportliche Leiter der SG, Willi Birkhan, hinzu. Nach dem personellen Knall vom Herbst ist Patrick Fuchs inzwischen zum SC Stirn gewechselt. Fazli Bajramaj will zurück zum IFC Weißenburg. "Stand jetzt", so Zottmann, werden wohl auch Tobias Fuchs, Markus Kluy, Markus Dietze und Daniel Riess nicht mehr für die SG auflaufen. Hinzu kommen sollen zwei Spieler aus der eigenen Jugend. "Wir versuchen die Einheimischen zusammenzuhalten und schauen, dass es funktioniert", sagt Sebastian Zottmann.

TSV 1860 WUG II U23 (11 Punkte, Platz 13):

Die Weißenburger U23 hat eine erste Corona-Einheit absolviert, die zweite folgt am kommenden Dienstag. Für die nächsten Wochen kann sich Spielertrainer Jonas Herter vorstellen, eine, manchmal auch zwei Einheiten pro Woche zu absolvieren. Dem TSV-Coach (und Spartenleiter) geht es wie vielen anderen Fußballfreunden: Nach der langen Zwangspause möchte man langsam wieder Fahrt aufnehmen. "Solange man kein Ziel vor Augen hat, ist das allerdings recht schwer", sagt Herter mit Blick auf den geplanten, aber zugleich recht unsicheren Wiederbeginn der unterbrochenen Saison ab dem Stichtag 1. September.

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Aus Herters Sicht geht es vor allem darum, "die Zeit gut und sinnvoll zu übrerbrücken" – zum Beispiel mit Trainingsinhalten, für die sonst keine Zeit ist. "Wenn ab nächster Woche größere Gruppen erlaubt sind, kann man auch wieder mehr machen", unterstreicht er. In den kommenden Wochen wird Philipp Ersfeld miteinsteigen. Er wird der künftige Coach der U23. Aktuell ist beim TSV 1860 vorgesehen, dass Ersfeld (26) und Herter (32) zu zweit die Restsaison zu Ende bringen – wann auch immer das der Fall sein wird. Bis dahin werden im Sommer einige Spieler aus der eigenen U19 als "Neuzugänge" zu den Herren stoßen.

 

FC/DJK Weißenburg (10 Punkte, Platz 14):

Das Schlusslicht hat sich zur Winterpause von seinem Trainer Alexander Rottler getrennt. Nachdem kein externer Nachfolger gefunden werden konnte, übernahm Fußball-Abteilungsleiter Philipp Naß. Bislang wartet er allerdings noch auf seinen ersten Einsatz an der Seitenlinie. Das Training in Kleingruppen haben er und die Mannschaft nicht als sinnvoll erachtet – auch mit Blick auf die Tatsache, dass es frühestens am 1. September wieder losgeht. Nächste Woche, wenn man in größeren Gruppen trainieren darf, will man sich beim FC/DJK erstmals wieder am Platz treffen, das Training unter Abstandsregeln ausprobieren und dann entscheiden, ob man regelmäßig weitermacht oder gleich erst Mitte Juli mit einer möglichen Vorbereitung beginnt.

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© Foto: Uwe Mühling

Philipp Naß (31) war als Coach für die Rückrunde gedacht und wird diese nun auch durchziehen – "wann immer sie stattfindet", wie er anfügt. Man halte Augen und Ohren zwar offen beim FC/DJK, doch der Trainermarkt sei derzeit nicht groß in Bewegung. Mit Naß gibt es Planungssicherheit, und auch alle Spieler haben zugesagt, im Abstiegskampf weiterzumachen. "Bei uns wird es keine großartigen Veränderungen geben. Wir werden im Großen und Ganzen so weiterspielen", sagt er – und hofft natürlich auf mehr Erfolg als in der ersten Saisonhälfte.

 

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