Die Siegelsdorfer Bahngeschichte auf 232 Seiten

9.9.2015, 09:13 Uhr
Die Siegelsdorfer Bahngeschichte auf 232 Seiten

© Foto: Michael Fischer

Faszination. Mit diesem Wort beschreibt Robert Mrugalla seine Beweggründe, die Bahn-Historie Siegelsdorfs aufzuarbeiten. Faszination für Züge, Faszination für „eine große Familie“, wie es der 44-Jährige nennt, der 20 Jahre lang als Zugtechniker im Fernverkehr gearbeitet hat. Noch während seiner Zeit auf Achse, im Jahre 2009, wuchs eine Idee heran: Mrugalla wollte die Geschichte des Bahnverkehrs in Siegelsdorf lückenlos aufarbeiten.

Sechs Jahre blieben ihm dafür. Nachdem der Hobby-Historiker unzählige Stunden in Archiven und Museen verbracht hatte, „ging es im Dezember 2013 so richtig los“. Seitdem, erzählt Mrugalla, der mittlerweile auch im DB-Museum arbeitet, „habe ich keine andere Freizeitbeschäftigung mehr gehabt. Alle Hobbys, vor allem der Modellbau, mussten zurückstecken“. Nichts sollte ihn bei der Arbeit mit den drei proppenvollen Aktenordnern ablenken, nichts den engen Zeitplan durcheinander bringen.

1000 Stunden Arbeit

Denn am 31. Dezember vergangenen Jahres war Redaktionsschluss für alle Texte. Es folgten eine gründliche Nachbearbeitung samt Lektorat, anschließend noch die komplette Gestaltung aus eigener Hand. Insgesamt rund 1000 Stunden will Mrugalla nach eigenen Angaben mit all dem verbracht haben.

Ein Allrounder? „Ich hatte schon schreiberische Erfahrung, weil ich früher Texte für ein Bahn-Magazin geschrieben habe – und für das Layout habe ich Kurse besucht.“ Im Mai dieses Jahres, so sah es der Plan vor, ging das 232 Seiten dicke Buch dann in den Druck.

Unterteilt hat Robert Mrugalla dieses in neun Kapitel: die Vorgeschichte, den Bau, die ersten Betriebsjahre bis zum zweigleisigen Ausbau und, nicht zu vergessen, das große Unglück: 24 Menschen starben 1928, als ein Nachtschnellzug kurz vor dem Siegelsdorfer Bahnhof entgleiste. Mehr als 100 Personen wurden verletzt. Um diesen tragischen Moment zu rekonstruieren, hat Mrugalla unter anderem in originalen Gerichtsakten gestöbert, „wirklich aufgeklärt wurde der Fall aber nie“.

Stattdessen brachte er dem Ort bundesweite Bekanntheit, „unter Kennern ist Siegelsdorf schon ein Begriff. Das war damals das größte Bahnunglück.“ Dem 17 Seiten starken Kapitel folgen weitere zum Ende des Zweiten Weltkriegs und dem anschließenden Neuanfang, zum Bau der Unterführungen und zum Ende der Bundesbahn mitsamt der Reformen.

Hoffen auf 250 Leser

Insgesamt habe das Buch aber nicht nur mit dem Zugverkehr zu tun, vielmehr auch mit der Chronik des gesamten Ortes. An der Einstellung der Nebenbahn nach Langenzenn lasse sich beispielsweise der Niedergang der Ziegelindustrie ablesen.

Deshalb hofft der 44-Jährige auch, dass die 250 Exemplare allesamt einen neuen Besitzer finden. 8000 Euro hat er vorgeschossen, um den Druck zu finanzieren. „Ich wollte lieber unabhängig und selbstständig sein“, sagt Mrugalla. „Jetzt liegt es an mir, dass alle Bücher weggehen.“ Ein Buchhändler habe ihm jedenfalls bescheinigt, dass der Bedarf deutschlandweit fünfmal höher liege als seine Auflage.

So viel Arbeit, so viel Stress – gab es da auch schöne Momente? „Als die Palette kam und ich das fertige Werk zum ersten Mal durchgeblättert habe: Das Gefühl kann man nicht beschreiben.“

Seine Vision: „Ich will auf jeden Fall noch mal ein Buch schreiben.“ Zum 175. Jubiläum wäre Robert Mrugalla 69 Jahre alt.

Erhältlich ist das Buch für 37 Euro direkt bei Robert Mrugalla:
robmru@yahoo.de

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