Die VfL-Baskets und ihr mental so wichtiger Sieg

13.1.2020, 07:13 Uhr
Die VfL-Baskets und ihr mental so wichtiger Sieg

© Foto: Bastian Mühling

Unbedingter Wille, höchste Intensität, Herzblut – das ist der VfL an seinen guten Tagen. "Vollstoffen" nennt es Trainer Stephan Harlander. Nur, dass seine Mannschaft das in letzter Zeit manchmal vergessen hat. Am Samstagabend aber haben die VfL-Baskets vor heimischer Kulisse und rund 450 Zuschauern voll Stoff gegeben. Und sich selbst belohnt. Mit 94:80 holten sich die Treuchtlinger einen wichtigen Sieg im Kellerduell gegen die Longhorns Herzogenaurach. "Heute hat die Mannschaft gewonnen, die mehr gewollt hat", sagte Gästetrainer Nikola Jocic nach dem Spiel.

Gleich im ersten Viertel verkreuzte Jocic alle paar Minuten seine Hände – das Zeichen für einen Wechsel. Und meist ein gutes Zeichen für den Gegner. Treuchtlingen spielte beherzt auf, Herzogenaurach wechselte viel. "Wir sind nur langsam reingekommen und haben unseren Pace nicht gefunden", befand Jocic. Aus dem ersten Viertel ging der VfL mit einem Zehn-Punkte-Vorsprung: 23:13.

Sichtbare Nervosität

Trotzdem sagte Stephan Harlander in seiner Analyse: "Man sieht uns die Nervosität an." Einen Sieg aus neun Spielen, die Negativserie vor Weihnachten, stecke man nicht so leicht weg. Gerade als Mannschaft, die über das Spielerische kommt. Harlander zählt auf: der Ausfall von Spielmacher Claudio Huhn, Training mit sechs, sieben Mann und: "Wir waren das Gewinnen gewohnt." Die Pause habe man genutzt, um sich neu zu sammeln. Schwächen in der Defensive abzustellen zum Beispiel.

Im zweiten Viertel zeigten sich diese Schwächen wieder, Herzogenaurach holte auf. Mit 41:41 geht es in die Pause. Doch dann ging das taktische Konzept des VfL auf. "Wir haben es geschafft, den Gegner ununterbrochen am Korb zu attackieren", analysierte Harlander. Mehr "Longhorns" müssen am Korb helfen. Die Folge: Freiräume entstehen. Freiräume, die Spieler wie Stefan Schmoll (25 Punkte) oder Luca Wörrlein (27) zu nutzen wussten. Gästetrainer Nikola Jocic klagte: "Wir schaffen es seit vier Spielen nicht, Luca Wörrlein zu verteidigen. Der Junge ist überragend gut."

Drittes Viertel, die letzte Minute läuft: Arne Stecher springt hoch und wirft. Die Kugel fliegt in Richtung Korb. Ein, zwei Sekunden verstreichen. Und es sind genau diese zwei Sekunden, die Basketball so spannend machen. In denen die 450 Zuschauer in der Halle den Atem anhalten. Fliegt der Ball rein oder nicht? Drin. 64:57. Die Zuschauer springen auf. Der Stille der Spannung weicht der Lärm der Freude. Gänsehaut. Da huscht sogar Arne Stecher ein Lächeln über die Lippen. Nur ganz kurz, denn normalerweise schauen die Basketballer nach einem Treffer so, als wäre nichts passiert.

Vor allem die Viertel drei und vier dominiert Treuchtlingen den Rebound. Stefan Schmoll schnappte sich 17 Mal die Kugel unterm Korb. "Für unser Verhältnis hatten wir mit zwölf auch wenige Ballverluste", erklärte Harlander. Und: Der VfL ließ das Spiel nicht noch einmal eng werden und feuerte seine Freiwürfe rein. "Das ist normales Basketball-Latein", sagt Harlander, "aber das kommt nur durch den unbedingten Willen."

"Den hat Treuchtlingen von der ersten Minute an gezeigt", meinte Nikola Jocic. "Für uns sind die Treuchtlinger ein Vorbild, wie sie kämpfen." Sein Team dagegen sei noch nicht eingespielt. Seine "Bigs", wie Jocic seine Topspieler nennt, hatten erst ein Training mit der Mannschaft. Patrick Horstmann war bei seiner Rückkehr gleich mal Topscorer (31 Punkte). Auch deswegen betonte Stephan Harlander nach dem Heimsieg: "Das war alles andere als Laufkundschaft."

Die VfL-Baskets und ihr mental so wichtiger Sieg

© Foto: Bastian Mühling

Zum Schluss, da hatte man das Gefühl, dass die Fans es kaum erwarten konnten, aufzustehen und ihren VfL in der Schlussminute anzufeuern. "Was heute passiert ist, das wollen die Leute sehen", meinte Harlander. "Ich freue mich total." Vor allem mental sei der Sieg sehr wichtig gewesen. Harlander spricht von einem "Turnaround", einer "großartigen Momentaufnahme", aber auch davon, dass es eng bleibt. Bis zum Ende der Saison.

Die entscheidende Botschaft, auch mit Blick auf die nächsten Spiele: "Es geht nur über den Kampfgeist." Und mit den VfL-Fans, denen Harlander ein "großes Kompliment" ausspricht. Bestes Beispiel dafür ist eine Szene kurz vor Schluss. Die Baskets führen mit 94:80, die letzte Minute läuft, die VfL-Fans stehen und skandieren: "VfL, VfL, VfL..." Kevin Vogt holt im Fallen die orangene Kugel noch ins Spielfeld. Ballgewinn VfL. Eigentlich ist schon alles entschieden. Die VfL-Fans feiern Kevin Vogt trotzdem frenetisch.

VfL-Baskets Treuchtlingen: Luca Wörrlein (27 Punkte, 12 Rebounds), Stefan Schmoll (25 Punkte, 17 Rebounds, 3 Assists), Florian Beierlein (15 Punkte, 3 Assists), Arne Stecher (12 Punkte, 3 Assists), Moritz Schwarz (6 Punkte), Simon Geiselsöder (4 Punkte, 4 Rebounds, 5 Assists), Kevin Vogt (3 Punkte), Jonathan Schwarz (2 Punkte, 4 Rebounds), Tobias Hornn, Moritz Rettner, Moritz Eckert und Yannick Rapke.

Longhorns Herzogenaurach: Patrick Horstmann (31 Punkte, 16 Rebounds), Michael Kaiser (10 Punkte, 6 Rebounds, 4 Assists), Larry Donell Hall (10 Punkte, 5 Rebounds, 8 Assists), Vedran Nakic (9 Punkte, 3 Assists), Matthias Schlindwein (7 Punkte, 3 Rebounds), Christenvie Kwilu (6 Punkte), Tobias Übbing (4), Lukas Niederlich (2), Toni Donhauser (1) und Emmanuel Lusakivana Ngan (5 Rebounds).

Die einzelnen Viertel: 23:13, 18:28, 23:16, 30:23; Fünf-Minuten-Takt: 6:8, 23:13, 31:26, 41:41 (Halbzeit), 52:49, 64:57, 76:67, 94:80; Schiedsrichter: Ercan Aydin, Philipp Spörlein; Zuschauer: 450.

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