Dorfladen statt Edeka

19.10.2012, 15:36 Uhr
Dorfladen statt Edeka

Längst ist es amtlich - Mitte November macht die „nah und gut“ Filiale in der Eisenstraße dicht – und damit der letzte Nahversorger in dem Eckentaler Ortsteil. Die Umsätze in dem Markt, der erst vor fünf Jahren von Edeka übernommen worden war, waren zuletzt so schlecht, dass die Edeka-Zentrale für Nordbayern keinen anderen Weg als die Schließung sah. Auch wenn sich Mitarbeiterin Ulrike Schindler an diesem Morgen über mangelnde Frequenz im Laden nicht beklagen kann - in erster Linie waren es die Eckenhaider selbst, die in der kleinen Filiale einfach zu wenig einkauften und damit dessen Ende besiegelten.

Doch jetzt gibt es für diejenigen, die die Schließung trifft, ein bisschen Hoffnung: Denn der Seniorenbeirat der Marktgemeinde hat zusammen mit der Interessengemeinschaft der Vereine erste Planungen für die Einrichtung eines Dorfladens im bald leerstehenden Gebäude unternommen. Als Vorbild dient der Dorfladen in Simonshofen, der vor einigen Jahren von engagierten Ehrenamtlichen als genossenschaftliches Gemeinschaftsprojekt aus der Taufe gehoben wurde und sich in der 750 Seelen Gemeinde zu einem festen Treffpunkt entwickelt hat.

Mehr als 2000 Artikel für den täglichen Bedarf sind dort erhältlich, 60 Direktvermarkter beliefern den Dorfladen mit ihren Produkten. Zudem gibt es ein Cafe. Bei einem Treffen Anfang Oktober hatte der für Simonshofen zuständige Unternehmensberater Wolfgang Gröll den engagierten Eckenhaidern, darunter Ruth Dorschner vom Seniorenbeirat und Toni Egloffstein vom SC Eckenhaid, das Konzept vorgestellt. Gröll, der bereits 150 Dorfläden bundesweit Starthilfe gegeben hat, wäre aus Sicht der Eckenhaider auch der Richtige, um das Projekt Dorfladen in ihrem Ortsteil zu begleiten.

Man hofft nun, dass der Marktgemeinderat das Eckentaler Pilotprojekt durch die Übernahme der Beratungskosten unterstützt. Ein Teil davon könnte aus Förderprogrammen finanziert werden. Doch noch steht alles am Anfang und die Eckenhaider müssen sich fragen, ob ein Dorfladen in ihrem Ortsteil wirklich eine Chance hätte. Denn anders als in Simonshofen ist der zweitgrößte Eckentaler Ortsteil mit seinen 3500 Einwohnern weitaus weitläufiger gebaut, so dass viele das Auto nutzen müssen, wenn sie irgendwohin kommen wollen. Doch auch ein Dorfladen hätte nur dann eine Chance, wenn sein Angebot auch genutzt wird - sprich, wenn die Eckenhaider ihn ansteuern und nicht nach Eschenau weiterfahren. Und wenn sie bereit wären, für gute regionale Produkte auch einmal ein paar Cent mehr auszugeben.

Das alles ist den Verantwortlichen auch bewusst, und so wird es am 27. November, um 19.30 Uhr in der Evangelischen Kirche eine Informationsveranstaltung geben, in der die Planer das Projekt Dorfladen vorstellen und dabei gleichzeitig eruieren wollen, wie groß das Interesse in der Bevölkerung überhaupt ist. Auch die verschiedenen Unternehmensformen - ob als Genossenschaft oder als Bürgergemeinschaft - sollen dann Thema sein. Fest steht jedenfalls, dass die Eckenhaider bei einem Dorfladen gefordert wären: sie müssten Anteilsscheine erwerben und sich dort auch engagieren, „Sonst geht so ein Projekt nicht“, ist Toni Egloffstein realistisch. Eines gibt ihm Hoffung: Die Rahmenbedingungen sind gut, denn die Eisenstraße liegt einigermaßen zentral, es gibt Parkplätze und die Eigentümerin des Gebäudes hat laut Egloffstein bereits ein „gutes Angebot“ bezüglich der Miete des Ladens gemacht.

Auch die Edeka-Zentrale sei bereit, das Projekt zu unterstützen und habe zugesagt, den Verantwortlichen bei der Übernahme der Inneneinrichtung und der Regale entgegenzukommen. So fehlen dem Dorfladen eigentlich nur noch die Eckenhaider - und die sind, wie eine kleine Umfrage ergab, aufgeschlossen, aber auch skeptisch: „Ich fände einen Dorfladen toll und würde dort einkaufen“, meint Susanne Holzermer, „aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die breite Bevölkerung so einen Laden annimmt“. Auch Birgit Krippner und Marion Kosny, die gleich ums Eck von der „nah und gut“-Filiale wohnen, fänden es prima, wenn es eine Nachfolgenutzung gäbe. „Ein Dorfladen, gute Idee“, meint Krippner, „ich würde ihn nutzen“. „Am besten mit Cafe“, so Marion Kosny. Und auch Schornsteinfeger Timo Pleisteiner hätte gerne wieder eine Anlaufstelle. „Ich habe ja gar nicht gewusst, dass der Edeka schließt“, ist der junge Kaminkehrer ganz überrascht, „da muss ich ja jetzt schauen, wo ich meine Brotzeit her bring. Vom Dorfladen? Klar, warum nicht.“

Am Dienstag, 27. November, 19.30 Uhr, findet in der evangelischen Kirche in Eckenhaid eine Informationsveranstaltung zum Projekt Dorfladen teil. Die Verantwortlichen hoffen auf reges Interesse. Mitte November schließt die nah und gut Filiale in der Eckenhaider Eisenstraße. Nun wollen engagierte Eckenhaider dort einen Dorfladen errichten. Schornsteinfeger Timo Pleisteiner, hier mit Mitarbeiterin Ulrike Schindler, würde es freuen, denn er wird den Nahversorger vermissen. Foto: Krieger

Keine Kommentare