Besonderes Essen für 100 Retter

Drei Monate nach dem Hochwasser im Landkreis ERH laufen die Lüfter noch immer

22.10.2021, 13:56 Uhr
Das Hochwasser im Juli traf Adelsdorf ganz besonders.

© Niko Spörlein, NN Das Hochwasser im Juli traf Adelsdorf ganz besonders.

Hochwasser-Situationen kennt man entlang der Aisch zu genüge. Doch am 10. Juli 2021 traf es die Menschen in einem Ausmaß, durch das allein in Adelsdorf und in Höchstadt Schäden in Millionenhöhe entstanden sind. Ganze Häuser wurden überflutet, Keller liefen bis zum Druckausgleich voll, Wohnungen waren längerfristig nicht mehr bewohnbar, ein Desaster für nicht wenige Familien.

Dieser „Jahrhundertflut“ gingen tagelange Regenfälle, teils auch Starkregen voraus. Es kündigte sich eine außergewöhnliche Tragödie an. In Adelsdorf herrschte an diesem Tag gespenstische Ruhe, wohl auch deshalb, weil Bürgermeister Karsten Fischkal und der Führungsstab der Feuerwehren samt THW und BRK frühzeitig reagiert hatten. Lautsprecherwagen der Feuerwehr fuhren durch das Dorf mit seinen Ortsteilen entlang der Aisch. Die Feuerwehr machte auf die Flut aufmerksam, immer wieder. Kontakte mit Kommunen am Oberlauf der Aisch, mit Neustadt/Aisch, mit Bad Windsheim wurden aufgenommen.

Auch Höchstadt alarmierte seine Hilfskräfte. Im Landratsamt wurde ein Katastrophenstab eingerichtet, Sandsäcke wurden im Dauereinsatz abgefüllt, Straßensperrungen veranlasst. Die Helfer entlang des Flusses waren im Dauereinsatz, nicht nur in Adelsdorf mit dem schwer getroffenen Ortsteil Weppersdorf und der soziotherapeutischen Einrichtung „Laufer Mühle“.

Helfer wurden zum Essen geladen

Nun, rund 15 Wochen nach der Flutwelle, dankte die Gemeinde Adelsdorf den Helfern von Feuerwehr, dem BRK, dem THW, der DLRG und der Polizei mit einem Essen in der Aischgrundhalle. Gut 100 Retter waren der Einladung gefolgt.

„Wenn die Not am größten ist, dann hält man zusammen und hilft sich gegenseitig“, meinte Fischkal bei seinem kurzen Rückblick. Er hatte sich damals in Weppersdorf gleich selbst ein Bild vom Schadensausmaß gemacht und noch vor Ort beschlossen, umgehend ein Spendenkonto einzurichten. „Die Spendenbereitschaft war in den darauffolgenden Wochen überragend“, was dazu führte, dass bereits wenige Tage nach der Katastrophe Gelder an schwer getroffene Familien ausgezahlt werden konnten. Auch an die Familie Utz in Weppersdorf, deren Anwesen samt Hof in Sichtweite des Flusses überschwemmt war. Gut 120 Zentimeter, berichtete nun ganz aktuell Marianne Utz, sei ihr Keller unter Wasser gestanden. Nichts war mehr dort, wo es einst stand, nichts konnte mehr gebraucht werden.

Lüfter, die die Wände trocknen sollen, laufen bis heute

Die georderten Lüfter für die Trocknung der Gemäuer, die würden auch heute noch laufen. Marianne Utz hofft, dass die lärmintensiven Geräte in den nächsten Tagen abgeschaltet werden können. Erst dann könne mit den Renovierungen begonnen werden.

Mit noch größerer Wucht machte sich die Aisch im Wohnhaus der Weppersdorfer Familie Herbert und Erika Amon breit. „Wir müssen warten, bis alles trocken ist“, sagt Erika Amon. Hergerichtet, sagte sie, sei überhaupt noch nichts; Handwerker habe man aber schon kontaktet. Das nicht unterkellerte Wohnhaus am Ortsrand von Weppersdorf, also direkt an der Aisch, stand am 10. Juli gut einen halben Meter unter Wasser - und Herbert Amon resignierte seinerzeit in der kaputten Küche, als die NN bei ihm vor Ort waren. Eines, blickt Erika Amon zurück, müsse gesagt werden: So schnell, wie das Wasser kam, so schnell lief es auch wieder raus aus dem Haus.

Unbürokratische Soforthilfe von über 100.000 Euro

Allein von Privathaushalten seien, so Landrat Alexander Tritthart, Schäden in Höhe von rund 670.000 Euro gemeldet worden. Unbürokratisch habe man in kürzester Zeit 102.000 Euro an Soforthilfe ausbezahlt.

„Wir haben sogar Sandsäcke aus Bubenreuth geliefert bekommen“, erzählte der Adelsdorf Feuerwehr-Kommandant Alexander Triebel. Bereits am 9. Juli gegen Mitternacht, erinnerte sich der Feuerwehrchef, habe man absehen können, dass sich das Hochwasser vom Oberlauf kommend nicht abschwächen würde. Am 10. Juli um 4.40 Uhr war die Flutwelle im Landkreis und bei Schwarzenbach angekommen, erste Personen mussten evakuiert werden, Gebäude in Höchstadt waren bedroht. Gegen 7 Uhr am 10. Juli war im westlichen Höchstadt die Bundesstraße bereits überflutet. „Vollalarm“ durch die Rettungsleitstelle Nürnberg wurde ausgelöst. Triebel könnte diese Chronologie abendfüllend vorsetzen, meinte er.

Auch Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm bilanzierte mit Abstand Schäden in Millionenhöhe. Die Stadt habe in ebenfalls kürzester Zeit an schwer getroffene Haushalte und Gewerbetreibende 50 Mal 2000 Euro Soforthilfe ausbezahlt. Dieses Hochwasser-Ereignis werde man auch weiter in den nächsten Wochen und Monaten aufarbeiten, weshalb in Höchstadt auch eine separate Arbeitsgruppe gegründet wurde. „Wir werden uns auch Gedanken machen müssen, was wir in Zukunft besser machen können.“ Sicher werde es auch für die vielen Helfer im Stadtgebiet ein von der Stadt initiiertes Helfer-Essen geben; ein Termin müsse noch mit den Führungskräften koordiniert werden.