Einmal um die Burg herum

2.8.2014, 16:00 Uhr
Einmal um die Burg herum

© Foto: Claudia Wunder

Wie überbrücken wir die Bauphase? Diese Frage stellten sich die zehn ehrenamtlichen Burgführerinnen und -führer. Seit 2009 zeigten sie vielen tausenden Interessierten das mittelalterliche Schmuckstück, das 60 Jahre nach seiner Zerstörung aus dem Dornröschenschlaf geweckt worden war. „Wir wollen uns nicht einfach zurücklehnen und abwarten“, sagt Patty Haimerl, eine der Gästeführerinnen, „denn wir haben uns so viel Wissen angeeignet, das wir mit anderen teilen wollen.“ Und es wäre doch traurig, wenn das das Ende wäre – da waren sich alle zehn einig. Also setzten sie sich zusammen und konzipierten kurzerhand eine neue Führung: Wenn es schon nicht mehr ins Innere der Burg gehen kann – dann eben „drumherum“.

„Rund um die Burg“ heißt daher die aktuelle Tour, die die Zuhörer nicht nur in die Geschichte der Hohenzollern einweiht, sondern auch in die des mittelalterlichen Marktplatzes, des Kräutergartens, des Hungerturms oder der Markgrafenkirche. Jeden Sonntag laden die Burgführer um 14 Uhr noch bis Oktober zum Rundgang ein.

So auch Claus Buschmann, der gleich zu Beginn seiner Führung mal mit einem mittelalterlichen Klischee aufräumt: „Wer denkt, der Burgherr saß hier mit seinen Rittern an der Tafelrunde, hat weit gefehlt.“ Denn dort saß dieser ganz alleine – brauchte er Unterstützung bei der Verteidigung oder bei Kämpfen, musste er Söldner engagieren.

Einmalig in Deutschland, „vielleicht sogar in Europa“, so Buschmann, sei der zweigeschossige Zwinger – was besonders Marika und Manfred Wolter interessiert. Das Ehepaar kommt aus Ilmenau bei Erfurt und hat die Tochter in Schwabach besucht. Auf dem Rückweg gen Osten fuhren sie entgegen ihrer Gewohnheit nicht die Autobahn, sondern wollten sich die Gegend anschauen. In Cadolzburg sahen sie vom Aussichtsturm aus die Namensgeberin des Ortes – und beschlossen, spontan an der Führung teilzunehmen. „Wir sind völlig erstaunt, welch ein Kleinod es hier mit der trutzigen Burg gibt“, zeigt sich das Paar begeistert. „Wir sind nicht so geschichtsbewandert, und haben daher heute sehr viel gelernt“, lobt Manfred Wolter.

Nun weiß er etwa auch, dass der „Hungerturm“ so heißt, weil Leute, die ihre Steuern nicht zahlten, darin hungern mussten. Oder was ein Aborterker ist: An diesem „Loch“ in der Burgmauer verrichteten die Bewohner von innen ihre Notdurft, die dann an der Wand hinunter lief. „Zum Glück sind diese Zeiten vorbei“, entfährt es spontan Julia Erbe, einer jungen Ärztin, die bei einer Fahrradtour einen Stopp in Cadolzburg eingelegt hat.

Fränkisch lernen

Nicht nur sie als Heidelbergerin, auch das Ehepaar Wolter und einige Neubürger, erhalten von Claus Buschmann sogar noch einen kleinen Crashkurs in Sachen Fränkisch. Nach wem oder was ist der „Brestlas“-Brunnen benannt? Und was, bitteschön, ist denn bruseln? Buschmann verrät’s – wie seine Burgführer-Kollegen – am Ende der Tour „Rund um die Cadolzburg“. Und wir plaudern es auch aus: Erdbeeren, und wer bruselt, der trödelt.

Bis Oktober finden Führungen rund um die Burg an jedem Sonn- und Feiertag um 14 Uhr statt, Treffpunkt ist an der ersten Burgbrücke; Eintritt zwei Euro pro Person, Kinder unter zehn Jahren sind frei. Gruppenführungen ab zehn Personen zu Wunschterminen sind im Kulturamt unter Tel. (0 91 03) 5 09 58 oder unter burgfuehrung@cadolzburg.de vereinbaren.

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