Eisbären-Babys "schreien wie kleine Kinder"

6.1.2008, 00:00 Uhr
Eisbären-Babys "schreien wie kleine Kinder"

© Eduard Weigert

Mit Fernglas und Fotoapparat liegen Sofie, Max und Hannes auf der Lauer. Ihr Besuch im Tiergarten war für dieses Wochenende zwar ohnehin geplant, doch jetzt hoffen die drei Geschwister auf ein kleines Wunder.

«Vera, komm doch mal mit deinen Jungen», lockt Sofie (9). Doch im Gehege bleibt alles still. Nicht mal ein leises Quäken ist zu hören, obwohl das doch auch für die Experten das einzig sichere Lebenszeichen ist.

Wenn es zwei, drei Tage lang still ist, werden auch sie nervös. «So cool, wie es manchmal klingt, sind wir alle nicht», sagt der stellvertretende Tiergarten-Chef Helmut Mägdefrau, der sich freut, dass eine Besucherin ein Junges gestern sogar schon am Höhlenausgang gesehen haben will.

«Die schreien genauso wie kleine Kinder», sagt Beate Hauser, die mit ihrer Mutter Liane Gaksch in den vergangenen Tagen fast täglich vor dem Gehege Position bezogen hat.

Auf Vera, die sich im Unterschied zu ihrer eingeschlossenen Artgenossin Vilma frei bewegen kann und wegen ihrer Ausflüge von Besuchern bereits als «Rabenmutter» beschimpft wurde, lassen die beiden Südstädterinnen nichts kommen.

Sie kümmere sich gut um den Nachwuchs, sagt Liane Gaksch. «Sobald eines schreit, rennt sie rein wie ein geölter Blitz.»

Dass der Mutterinstinkt der Eisbärin «ganz normal entwickelt» sei, bestätigt Raubtierpfleger Harald Hager, der drei- bis viermal täglich nach dem Rechten sieht und Vera alle zwei Tage mit «schönem fetten Rindfleisch», Salat und Brot versorgt.

Genau wie die Besucher kann er nur von außen lauschen, doch was er hört und sieht, stimmt ihn optimistisch. «Im Moment sieht es einfach gut aus», sagt auch Helmut Mägdefrau, der das auf die Entscheidung des Tiergartens zurück führt, die Tiere nicht zu stören und die Geburten zunächst zu verschweigen (wir berichteten).

Eine Haltung, die bei den Besuchern auf viel Verständnis stößt. «Für die Tiere ist das sicherlich nicht schlecht, wenn nicht Tausende am Gehege stehen», sagt Hiomara Gröf (29). «Aber neugierig ist man natürlich schon.»

Andere sind, wie Elke Schaffer, extra noch mal gekommen, «bevor der große Ansturm losgeht». Tochter Simone (9) sei zwar im Knutfieber gewesen, so die Mutter. «Aber so ein Ansturm wie in Berlin wäre schrecklich.»

Dass man die Natur respektieren sollte, finden Claudia und Ralf Oschatz. «Die Leute hier wissen schon, was sie machen.» Nicht einzugreifen in die natürlichen Abläufe sei richtig, sagen auch Paul und Erika Fruth. «Ist doch schön, wenn sie dann nach drei Monaten rauskommen.»

Direkt am Haupteingang hat Andreas Valtin vom Kiosk «Haubentaucher» zwar schon die Plüsch-Eisbären, die er ohnehin im Sortiment hat, in den Vordergrund gerückt. Doch noch hält sich die Nachfrage in Grenzen und auch Valtin setzt auf Gelassenheit. «Aber wir drücken natürlich alle die Daumen.»

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