Erneutes Tauziehen um Christoph 27

16.5.2012, 15:45 Uhr
Vor rund zwei Jahren erwog das Innenministerium, Christoph Nürnberg in Richtung Ansbach abzuziehen. Nach massivem Protest wurden diese Überlegungen zurückgestellt.

© Harald Sippel Vor rund zwei Jahren erwog das Innenministerium, Christoph Nürnberg in Richtung Ansbach abzuziehen. Nach massivem Protest wurden diese Überlegungen zurückgestellt.

Genau genommen läuft die Diskussion schon seit Jahren. Im südwestlichen Landkreis Ansbach sowie im nördlichen Schwaben klafft eine Lücke im Luftrettungsnetz. Gleichzeitig sind am Nürnberger Flughafen zwei Hubschrauber stationiert: Der Notarzt-Zubringer Christoph 27, der lediglich bis Sonnenuntergang fliegen kann, sowie Christoph Nürnberg.

Dieser Intensiv-Transporthubschrauber kann rund um die Uhr bei (fast) jedem Wetter aufsteigen und wird vor allem für die Verlegung von medizinisch intensiv betreuten Patienten zwischen Kliniken eingesetzt. Beide Rettungsmittel betreibt die Deutsche Rettungsflugwacht (DRF), die in Filderstadt sitzt.

Vor rund zwei Jahren erwog das Innenministerium, Christoph Nürnberg in Richtung Ansbach abzuziehen. Nach massivem Protest wurden diese Überlegungen zurückgestellt. Statt dessen verhandelte das Ministerium mit dem Nachbarn Baden-Württemberg über eine gemeinsame Lösung – und eine Verlegung des in Ulm stationierten ADAC-Rettungshubschraubers Christoph 22 nach Norden. Diese Gespräche sind offenbar gescheitert. Das Nachbarland sieht keine Versorgungsdefizite an seinen nördlichen Grenzen. Und Innenminister Joachim Herrmann blickt nun wieder begehrlich nach Nürnberg.

Ruchbar wurde dies nach NZ-Informationen, als sich die DRF im Spätwinter wegen des geplanten Neubaus ihrer Station am Flughafen an das Ministerium wandte. Daraufhin machte München deutlich, dass die Verlegung von Christoph 27 wieder auf der Agenda stehe. Das geht aus einem Schreiben des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Nürnberg an Staatsminister Herrmann hervor.

Eine Verlegung des Rettungshubschraubers sei „fachlich nicht nachvollziehbar“, heißt es dort. Mit 1699 Einsätzen im Jahr 2011 gehöre Christoph 27 zu den „in Deutschland und Europa mit am höchsten ausgelasteten Rettungshubschraubern“. Ein Drittel dieser Einsätze betrifft das Stadtgebiet Nürnberg, so Zweckverbands-Geschäftsführer Jens Oehler auf Anfrage.

Eine Verlagerung von Christoph 27 etwa nach Roth würde fünf bis sieben Minuten längere Flugzeiten nach Nürnberg bedeuten. Und die kleinteiligen Regionen der Fränkischen- bzw. der Hersbrucker Schweiz, für die Christoph 27 extra mit einer Winde ausgerüstet ist, seien dann unterversorgt.

Minister Herrmann versucht nun, die Wogen zu glätten – und hat für den 30. Mai sämtliche Bürgermeister und Landräte, die betroffen sein könnten, zu einem Erörterungstermin nach München eingeladen. Ziel sei es, so ein Ministeriumssprecher, dass die Entscheidungen dort „von allen mitgetragen werden“.
 

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