Alle Wege führen nach Süden
26.2.2015, 14:50 UhrSeit Wolfgang Goldmann das kleine Lokal betreibt, in dem vorher eine Pizzeria untergebracht war, leben alte Zeiten wieder auf. Nicht selten nämlich empfängt er Gäste, die sich an seine Anfänge in Nürnberg erinnern. Mitte der neunziger Jahre hatte Goldmann gemeinsam mit Freunden in Gostenhof losgelegt. Unter dem gleichen Restaurant-Namen wie heute kochte er mediterran auf eine Art, die man heute gerne mit „Slow Food“ beschreibt — genussvolles Essen mit regionalen und saisonalen Zutaten. Für ihn, damals Neuling in der Gastroszene, war jene Zeit geprägt von Improvisation, Ausprobieren, bizarren Geschichten. Etwa, wenn ein befreundeter Fotograf seine Models mitbrachte, die dann in der Küche verschwanden, um dort Würste zu braten.
Goldmann selbst kam eher auf Umwegen zum Kochen. Als Student an der Nürnberger Kunstakademie zog es ihn immer wieder nach Italien, wo er auf eine Kommune aus Ökos und Hippies stieß. Bei Bologna bewirteten sie Gäste in einem alten Castell. Dort und in vielen anderen italienischen Küchen kam er auf den Geschmack.
Nach dem ersten „Goldenen Reiter“ machte Goldmann an weiteren zwei Stationen in Nürnberg Halt, dann zog es ihn der Liebe wegen hinaus aufs Land. Sechs Jahre lang kochte er nahe Lauf, bis der Wunsch in ihm wuchs, sich wieder in einer Stadt niederzulassen. In einem fränkischen Dorf sei Essengehen für viele fest mit Schäufele und Schweinebraten verknüpft.
Beides wird man nicht finden auf seiner aktuellen Speisekarte. Dafür kredenzt er als Vorspeise etwa Toskanische Tomaten-Brotsuppe mit Meeresgetier und Fisch sowie Ingwer, Koriander und Peperoncini (8,80 Euro), Bandnudeln mit Spanferkel, Feige, Pilzen, Salbei und Parmesan (10,80 Euro) oder Schwarze Pasta mit Muscheln, Garnelen, Calamaretti, Roter Bete, Basilikum und Ingwer (14,80 Euro). Als Hauptgericht bietet er beispielsweise Jura-Lamm mit Balsamicogemüse und Mandelpolenta (18,80 Euro) an oder ein Lachssteak mit gewärmter Rote-Bete-Vinaigrette, Kohlrabi und Zitronenrisotto (16,80 Euro). Schokoravioli oder Topfenknödel mit Glühwein-Zwetschgenröster (je 4,80 Euro) runden das Essen ab. Wer möchte, kann auch ein Menü wählen. Drei Gänge kosten 29,50 Euro.
An seiner Karte will Goldmann in nächster Zeit noch etwas feilen. Zu einer Standardkarte soll es dann ein Tagesmenü geben, das sich verstärkt am saisonalen Angebot orientiert. Die Zutaten für seine Kreationen finde er übrigens ganz in der Nähe, sagt er. Gemüse kommt aus dem Knoblauchsland, Metzger und Bäcker hat er in der Stadt gefunden, das Bier bezieht er aus Ammerndorf.
Dass es ihn, der momentan die Arbeit in der Küche noch alleine stemmt, in die Kleeblattstadt verschlagen hat, ist Zufall. In Nürnberg war er trotz intensiver Suche nicht fündig geworden, so dass er schließlich dem Rat etlicher Freunde folgte und sich in der Gustavstraße niederließ. Dass sein Lokal neben dem „“ und gegenüber der „Kaffee Bohne“ genau am Rand jenes „Krisengebietes“ liegt, in dem der sattsam bekannte Streit zwischen Wirten und Anwohnern tobt, nimmt er relativ gelassen. „Obwohl ich zugeben muss, dass ich doch erstaunt war, wie verhärtet die Fronten da mittlerweile sind.“ Sieben Vierertische hat das Lokal, drei mehr als der Vorgänger, dessen ausladende Theke viel Raum beanspruchte. Entlang der Wände stehen auf beiden Seiten Bänke, helles Holz dominiert die Einrichtung. Schmuckstück ist ein alter Sekretär, der eine große Grappa-Auswahl bereithält. Im Sommer möchte Wolfgang Goldmann sein Platzangebot um einige Stühle im Freien erweitern; genehmigt wurden ihm 15.
Mehr Informationen über den goldenen Reiter in unserer Rubrik Essen und Trinken!
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