"Eismachen und Feinmechanik sind fast dasselbe"

13.8.2013, 00:00 Uhr

© Eduard Weigert

Griechische Musik tönt aus den Boxen eines alten Radios. Es duftet nach frischer Vanille. Drei Männer wuseln durch den engen Gang einer modernen Küche. Ihre weißen Schürzen spiegeln sich in den Aluminiumfronten der surrenden Maschinen. Einer gibt den Ton an: Seit mehr als 20 Jahren leitet der gelernte Formenbauer Cascanis Charalampos seine Eisdiele „Sirena“ in der Breiten Gasse.

„Eismachen und Feinmechanik sind fast dasselbe“, erklärt der 68-Jährige mit südländischem Akzent „Man muss auf Temperatur und Konsistenz achten.“ Als kleiner Junge verließ Charalampos mit seiner Familie Italien und wuchs in Griechenland auf. Mit 17 Jahren kam er nach Deutschland und absolvierte eine Lehre zum Feinmechaniker und Formenbauer. 1983 aber machte der Südländer sein Hobby zum Beruf. Die Leidenschaft zum Eis hat er im Blut. Schon sein Großvater betrieb in Italien eine Eisdiele.

Charalampos hat ein straffes Programm: Jeden Tag um sechs Uhr fährt er auf den Großmarkt. „Zitronen, Mango, Vanille — alles muss frisch sein, sonst schmeckt’s nicht“, sagt der Eismann. Dass er wenig Schlaf bekommt, sieht man ihm kaum an. Die blauen Augen strahlen unter den buschigen weißen Brauen, wenn er über sein Eis spricht.

Um acht Uhr beginnt der Betrieb. Charalampos schaltet die Eismaschine ein und produziert 27 verschiedene Sorten. Sein Sohn hilft ihm dabei. Jetzt ist die noch immer meistverkaufte Sorte dran: Vanille.

„Leute fragen oft, was das für schwarze Punkte sind. Ich sag dann: Pfeffer, was denn sonst?“, sagt Charalampos scherzend und füllt sechs duftende Vanilleschoten in ein riesiges Tee-Ei. „Echte Vanille macht halt Punkte“, sagt er und hängt das Sieb in den Aluminiumkessel. Viele Kunden würden nur Eis mit künstlicher Vanille oder Aromen kennen. Da wirken die dunklen Pünktchen befremdlich.

© Eduard Weigert

Das Sieb ist platziert. Der „Kälte Rudi“, so der Name der Maschine, erhitzt die Milch-Ei-Masse auf mehr als 80 Grad. Dadurch werden Coli-Bakterien und Keime abgetötet „die platzen dann einfach“, weiß Fachmann Charalampos.

Mit hochgekrempelten Ärmeln wuchtet der gebürtige Italiener Eimer mit der flüssigen Eismasse in einen Kühlschrank. „Da drin wird’s bei minus 22 Grad fest“, sagt er.

Wenn mal eine Pause drin ist, sitzt Charalampos in einem kleinen Innenhof hinter seinem Laden. „Ich bin sehr altmodisch“, sagt der 68-Jährige, „seit 35 Jahren mache ich Eis nach demselben Rezept.“ Statt auf große Vielfalt setzt er auf Natürlichkeit und Frische. Weder Geschmacksverstärker, noch Zusatzstoffe finden sich in seinen Produkten. Auch wenn das schon mal teuer werden kann. Für ein Kilogramm echte Pistazie zahlt Charalampos mehr als 50 Euro.

Sogar im Winter verdient Cacanis Charalampos sein Geld mit den kalten Kugeln. „Ja freilich verkaufen wir Eis am Christkindlesmarkt“, sagt er als wäre es selbstverständlich. Vor allem Touristen aus Russland genießen die Schleckerei auch in der kalten Jahreszeit. Dann werden zwar weniger Sorten produziert, doch auch diese sind immer frisch.

Vor allem in der Filiale in der Königstraße kann es abends schon mal etwas später werden. Rausgeschmissen wird hier keiner. Wenn viel los ist, kommt Charalampos erst gegen Mitternacht nach Hause.

In Nürnberg gibt es nur drei Eisdielen, die selbst produzieren. Alle anderen werden von Händlern beliefert. Cascanis Charalampos ist stolz darauf, auf traditionelle Weise Eis zu machen. Wenn er sich selbst einmal zu einer Kugel hinreißen lässt, wählt er Zitrone. „Das ist richtig erfrischend.“

Mehr Informationen über das Sirena in unserer Rubrik Essen und Trinken!
 

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