Altfränkisches in der Wolfsschlucht

20.4.2011, 12:10 Uhr
Altfränkisches in der Wolfsschlucht

© Armin Leberzammer

Ans Aufhören denken die beiden aber nicht. Im Gegenteil: Erst vor zwei Jahren ist die 56-jährige Silva Günther als Köchin eingestiegen und hat die Wolfsschlucht mit alten fränkischen Gerichten wieder zu einer Anlaufstelle nicht nur für Wander- und Naturfreunde, sondern auch für Genießer gemacht.

Dabei ist sie ein Nordlicht, auf Husum geboren. „Ich habe das Kochen bei einer norddeutschen Mutter gelernt“, erzählt sie, „typisch Fränkisches wie ein gescheites Schäufele musste mir Hermann erst einmal beibringen.“ Günther und Vogler sind auch privat ein Paar. Der 73-jährige Witwer hatte das 1949 von seinem Vater eröffnete Lokal zuletzt über zehn Jahre lang alleine geführt, sich dabei auf Getränkeausschank und kalte Brotzeiten reduziert.

Seit Günther mit an Bord ist, wird der Ofen in der Küche aber wieder täglich angeschürt. Ihr Repertoire umfasst neben Braten und selbstgemachten Kuchen auch althergebrachte lokale Spezialitäten wie Bohnakern (ein Bohnengericht mit Rauchfleisch) oder Sulfleisch (eingelegter und gebratener Schinken). Etwa ein Mal im Monat geht es sogar richtig heiß her in der Wolfsschlucht, dann wird der alte Brotbackofen vor der Tür mit Holz angefeuert. „Unsere Gänse oder Hax’n sind etwas ganz besonderes, da kommen die Leute aus ganz Franken zu uns“, freut sich die Köchin.

Das ist nicht selbstverständlich, denn Wichsenstein liegt ziemlich ab vom Schuss in der Mitte eines gedachten Dreiecks Nürnberg-Bamberg-Bayreuth. Selbst in die Kreisstadt Forchheim fährt man fast eine halbe Stunde. Für Hermann Vogler hat sich die Frage, in einer größeren Stadt ein Lokal zu eröffnen, trotzdem nie gestellt. „Ich bin hier geboren und in Nürnberg wäre es mir zu laut und schmutzig“, sagt er. Silva Günther zeigt sich da ein wenig offener. „Im Kopf haben wir unheimlich viele Ideen, ein Bistro in der Stadt beispielsweise“, meint sie, um sich dann aber gleich einzubremsen: „Dafür sind wir aber schon zu alt.“

Kinder, und somit potenzielle Nachfolger, wären zwar da – Vogler hat vier, Günther drei – doch von denen drängt es niemanden in die Gastronomie. „Es macht eben schon sehr viel Arbeit; dazu die unregelmäßigen Arbeitszeiten“, nennt Silva Günther die Gründe. Die frühere Krankenschwester selbst geht in der Rolle als Köchin und Gastwirtin inzwischen voll auf: „Wenn unsere Gäste zufrieden nach Hause gegangen sind und ankündigen, wieder kommen zu wollen, dann war das ein guter Tag für uns.“

Sie wolle ihren Beitrag zum Erhalt der fränkischen Wirtshauskultur leisten, betont die 56-Jährige. Das Gebäude und die Innenausstattung sind nahezu unverändert: In dem kleineren der beiden Gastzimmer heißt ein Herrgottswinkel Besucherinnen und Besucher willkommen, die Tische sind dezent und geschmackvoll dekoriert und aus dem Zapfhahn rinnt Bier aus der Gegend. Letzteres ist aber kein Wunder, schließlich gilt Oberfranken als Region mit der weltweit größten Brauereidichte.

Ein Umstand, den der hiesige Tourismus zu nutzen weiß: Es gibt Bier- und Brauereiwanderwege und der Verkehrsverbund bietet auf den Fremdenverkehr zugeschnittene Freizeitlinien an. Davon profitiert auch die Wolfsschlucht. „Natürlich merken wir das“, freut sich Silva Günther darüber, dass seit kurzem ein ausgeschilderter Wanderpfad direkt an ihrem Gasthaus vorbeiführt. Noch ein paar einfache Hinweisschilder angebracht, fertig war das Marketing für diese Zielgruppe. „So leicht hätten wir das in der Stadt ganz bestimmt nicht bekommen“, glaubt die Wirtin.

Mehr Informationen über die Gastätte Wolfsschlucht in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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