Kiosk West

Freunde eröffnen Nachbarschaftskiosk in Gostenhof - „Wir sind Fans des Viertels“

Jannik Westerweller

Nordbayern.de

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12.4.2024, 09:58 Uhr
Justin Seeger und Marian Gosoge mit einem Teil ihres Teams vor dem neu eröffneten Kiosk West.

© Kiosk West Justin Seeger und Marian Gosoge mit einem Teil ihres Teams vor dem neu eröffneten Kiosk West.

Wir besuchen den neuen Kiosk West am Veit-Stoß-Platz an einem Freitagnachmittag, die Sonne scheint, es ist einer der ersten warmen Frühlingstage.

Ganz offensichtlich ist der Kiosk schon jetzt ein sozialer Treffpunkt im Viertel Gostenhof: Eltern sehen ihren Kindern auf dem Spielplatz zu, ältere Leute sitzen auf den Bänken und trinken Aperol Spritz, zwei Teenager spielen Fußball. Ein Elternpaar sieht seinem Baby beim Krabbeln auf der angrenzenden Wiese zu, sie haben offensichtlich gerade eine kleine Pause auf ihrer Fahrradtour eingelegt. Indes hängt ein Mann ein Plakat für eine Schallplattendisko, die er veranstaltet, am Kiosk auf.

Hinter der Theke steht Justin Seeger, der gemeinsam mit Marian Gosoge nicht nur den Kiosk, sondern auch das Bistro West im Gostenhofer Nachbarschaftshaus führt. "Wir sind seit Jahren engste Freunde und Nachbarn", erzählt Seeger. Beide wohnen in Gostenhof: "Wir sind Fans des Viertels", sagt der 32-Jährige. Den Kiosk und das Bistro im Nachbarschaftshaus hat die Stadt nur gemeinsam verpachtet.

"Champagner-Bar-Vermeidungsmaßnahme"

Seeger und Gosoge wollten einen Treffpunkt schaffen, einen sozialen Anker an einem der meistbesuchten Plätze im Stadtteil.

"Das ist auch die Idee hier, dass es keine Champagner-Bar wird" - denn diese Angst hatten einige Anwohnerinnen und Anwohner in Gostenhof. Angst, dass hier ein Luxusladen eröffnet wird, in dem sich die Menschen, die dort wohnen, nichts leisten können. Angst vor noch mehr Gentrifizierung. Lachend bezeichnet Seeger seinen Kiosk als "Champagner-Bar-Vermeidungsmaßnahme". Vom neuen Kiosk sollen alle Menschen im Stadtteil profitieren.

"Unsere Bewerbung war sehr stadtteilorientiert", erzählt Seeger. Sie hätten den Stadtteil analysiert, beachtet, welche Personengruppen den Platz nutzen. Das Ergebnis: Vor allem sind das Kinder, junge Familien, ältere Menschen, Menschen ohne eigenen Garten.

"Uns ist wichtig, dass für alle was dabei ist", sagt Seeger. Und das soll sich auch in den Preisen bemerkbar machen: Der Espresso kostet zwei Euro, Wassereis gibt es für 30 Cent, Steckerleis ab 90 Cent. Kinder können sich eine bunte Tüte für zehn Cent holen. "Wir kompensieren das mit teureren Getränken wie Sekt", sagt der Inhaber.

Seeger ist kein gelernter Gastronom, er hat Soziale Arbeit studiert. In dem Beruf gearbeitet hat er nie. "Ich habe meine Bachelorarbeit abgeben und stand am nächsten Tag im Bistro", erzählt er. "Ich bin einfach Wirt geworden", lacht der 32-Jährige. Bevor er Inhaber des Bistros und des Kiosks wurde, hat er acht Jahre lang in der Schankwirtschaft der Brauerei Schanzenbräu gearbeitet. Jetzt einen eigenen Laden zu haben, fühle sich "crazy" an.

Ursprünglich wollten Seeger und Gosoge den Kiosk schon im Sommer 2023 öffnen. Das sei allerdings "schwierig mit dem Vorpächter und behördlichen Strukturen" gewesen, erzählt uns Seeger. "Das war aber insgesamt ganz gut, weil wir mehr Zeit hatten, das Bistro zu etablieren", erzählt der 32-Jährige. "Wir hatten ein Jahr Zeit, uns einzufinden und anzukommen."

Zuvor war dort das Burger-Restaurant "Laguz" beheimatet. Dieses blieb seit der Corona-Pandemie geschlossen. Da der Vorpächter die Immobilie erst im Juni des vergangenen Jahres räumte, konnte der Kiosk erst in diesem Jahr öffnen.

Bevor Gastronomie in das Häuschen am Veit-Stoß-Platz einzog, war es jahrzehntelang ein Toilettenhäuschen. "Anstalt zur Befriedigung der unästhetischen Bedürfnisse des Menschen" wurde es in den offiziellen Plänen damals genannt, erzählt Seeger.

"Klassische Kiosk-Kost"

Seit dem 31. März ist nun der Kiosk geöffnet. Gleich zur Eröffnung war der Ansturm groß. "Das Wetter war gut, die Eröffnung war der Oberknaller", sagt Seeger freudestrahlend.

Auf die Zukunft ist er gespannt. Zwar sei der Kiosk an den ersten heißen Tagen im April sehr gut angelaufen, dennoch sei unklar, wie es den Sommer über weitergeht. Ebenfalls weiß Seeger noch nicht sicher, wie viel Personal er überhaupt brauchen wird. "Ich habe gleichermaßen Bock und Angst", fasst der studierte Sozialarbeiter zusammen. Trotzdem: "Es macht voll Spaß, dass Leute kommen und sich freuen, dass es hier belebt ist", sagt Seeger.

"Mein größter Wunsch ist es wirklich, einen Ort zu etablieren, wo alle aus dem Viertel hin können". Indes bemerken Gäste unser Gespräch mit dem Inhaber. "Das ist unser neuer Nachbarschaftsspot hier", sagen sie später. "Ein Hauch Dolce Vita in Gostenhof."

Auch mit dem Angebot sind sie sehr zufrieden: Es sei "der beste Aperol, die beste Weinschorle der Stadt", auch von den Pommes schwärmen viele. Die "klassische Kiosk-Kost" möchte Seeger künftig noch ausbauen. Neben Kaffee, Kaltgetränken, Pommes und Eis sollen noch weitere Gerichte kommen - wie ein typischer Freibad-Kiosk eben.

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