Abzocke oder schlicht notwendig?

Nürnberger Wirte verlangen Gebühren bei versäumten Absagen

12.7.2021, 09:02 Uhr
Tisch reserviert und nicht gekommen: Um dieser Situation vorzubeugen, verlangen manche Lokale eine Gebühr für die nicht abgesagte Reservierung, um mehr Verbindlichkeit seitens der Gäste zu erzeugen. Andere Lokale verzichten darauf und setzen auf die Erfahrung: Die meisten Tische werden am Abend ohnehin voll.

© NGG Tisch reserviert und nicht gekommen: Um dieser Situation vorzubeugen, verlangen manche Lokale eine Gebühr für die nicht abgesagte Reservierung, um mehr Verbindlichkeit seitens der Gäste zu erzeugen. Andere Lokale verzichten darauf und setzen auf die Erfahrung: Die meisten Tische werden am Abend ohnehin voll.

Pizza, Pommes, Nasi Goreng – Hauptsache, nicht mehr auf dem Kanapee, sondern endlich wieder einmal schön auswärts essen. Sei’s beim sprichwörtlichen Italiener um die Ecke, bei der fränkischen Lieblingswirtschaft oder ein bisschen Urlaubsfeeling beim Pan-Asiaten: Mit sinkender Inzidenz steigen die Möglichkeiten kulinarischen Vergnügens. Hier und da wächst jedoch auch der Unmut: Weil die von den pandemischen Einschränkungen am stärksten betroffenen gastronomischen Innenplätze naturgemäß rar sind, handelt sie so manch ein Wirt wie Gold – angeblich.

"Abzocke" ruft uns ein Leser zu, "schamlose Ausnutzung" und berichtet von Vorleistungen, die getätigt, oder von Verzehrgutscheinen, die inzwischen in Nürnberg bei Reservierungen erworben werden müssen. Was ist da los?

"Nichts dergleichen", kann zumindest Martin Oberste-Schemmann entgegen, Chef der fränkischen Gemütlichkeitsküche "Engel". Zwar würden Reservierungen nur telefonisch oder persönlich entgegengenommen und die Uhrzeit-Wünsche scharten sich zuweilen stark um 19 Uhr, doch das sei meist freundlich lösbar. Mindestverzehr oder gar Repressalien bei Nichterscheinen gebe es hier nicht.

Tische bleiben meist nicht leer

"Die Probleme mit leer bleibenden Tischen sind äußerst überschaubar", so Oberste-Schemmann, und selbst wenn einmal jemand nicht erscheine, so sei der Tisch nach längstens 20 Minuten gewiss vergeben. "Die Nachfrage ist entsprechend."

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Ähnlich entspannt zeigt sich auch Le Nhong vom Nürnberger Ableger der "Kokono"-Kette: Unter der Woche laufe alles reibungslos von selbst, am Wochenende jedoch gehe man in Schichtbetrieb: Freitag und Samstag von 17 bis 19.45 oder 20 Uhr bis zum Schluss um 23 Uhr darf geschmaust werden. Und eine Reservierungsnummer präsentiert: "Es kommen immer wieder Leute, die behaupten, sie hätten reserviert – und dann so tun, als hätten wir da etwas verschlampt." Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.

Keinesfalls Böses, doch vielmehr Notwendiges denkt sich Vedra Korobar vom brasilianischen Spezialitätenrestaurant "1515 Rhinocerus": Statt à la carte gibt es hier aus Viviane Zabolds temperamentvoller Küche nur wechselnde Fünf- bis Sechs-Gang-Menüs sowie eine Storno-Frist: Reservierungen erfolgen per Telefon oder das System Opentable.

Des Ersteren versichern sich die Gastronomen tags zuvor per Rückanruf, des Letzteren per Strafgebühr: "Sollten sich Ihre Pläne ändern, können Sie bis 24 Stunden vor Ihrer Reservierung kostenfrei stornieren", informiert die Buchungssoftware, für deren Nutzung die Kreditkarte bemüht werden muss – und von dieser 50 Euro pro angemeldetem, aber nicht erschienenem Gast zu Buche schlagen, also etwa die Hälfte des Menüpreises.

Diese Handhabe, so Vedra Korobar, biete alle Sicherheit, die der persönlichen Nachfrage immerhin ein bisschen Kontrolle. Persönlich kommt hier eh gut an: "Es kann immer passieren, dass Gäste unvorhergesehen verhindert sind. Aber es wäre schön, wenn sie dann auch Bescheid geben."

So ähnlich handhabt das auch der Stein des Leseranstoßes, das Nürnberger City-Lokal "Zeit & Raum": Pro Person veranschlagt das "Zeiti" eine kleine Sicherheit: "Wir erlauben uns bei der Reservierung die Berechnung einer No-Show-Fee von zehn Euro pro Person, die wir nach deinem Besuch zurückerstatten."

Ein kleines Buchungspfand also, das zumindest einen Hauch von Planungssicherheit gibt. Und Strafe für Handtuch-Besetzer-Mentalität: Wer nicht kommt und nicht Bescheid sagt, zahlt. Oder anders: Anstand zahlt sich eben aus.

Mehr Informationen in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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