Fit bis ins hohe Alter

2.12.2014, 06:00 Uhr
Fit bis ins hohe Alter

© Foto: Thomas Scherer

Waren Sie schon immer eine Sportskanone, Frau Wagner?

Edda Wagner: Ich bin erst durch meinen Mann zum Sport gekommen. Als Schülerin war der Sportunterricht, so weit wir ihn an der Mädchenschule überhaupt hatten, eher lästige Pflicht. Dagegen hat mein Mann als Student Leichtathletik als Leistungssport betrieben. Tennis, Skifahren, Segeln – all das haben wir später gemeinsam mit unseren drei Kindern gemacht. Als wir 1963 nach Roßtal gezogen sind, hat er mich beim TVR angemeldet. Für mich war die Turnstunde damals auch eine gute Möglichkeit, Kontakte im Ort zu knüpfen.

Ab wann wurden Sie selbst zur Gruppenleiterin?

Wagner: Erst mit dem Eintritt ins Rentenalter vor 15 Jahren. Ich wurde vom TVR angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, im Seniorensport aktiv zu werden und dann habe ich die Ausbildung zur Übungsleiterin gemacht und später den Schein Sport für Ältere. Alle vier Jahre habe ich mich fortgebildet. Die Kosten hat immer der TVR übernommen, wofür ich sehr dankbar bin. Erfinderin der Seniorenturnstunde war aber eigentlich Tilly Jakob.

Was ist am Seniorensport anders als in den anderen Gruppen?

Wagner: Wichtig sind Kommunikation und Einfühlungsvermögen. So geht es beispielsweise gar nicht, einfach anzuordnen, wer was zu tun hat. Wichtig ist es, die Menschen nicht zu über-, aber auch nicht zu unterfordern. Jeder nach seinen Möglichkeiten und entsprechend seinen Einschränkungen. Wenn die Teilnehmer nicht selbst sagen, wo es zwickt, muss der Übungsleiter das herausfinden.

Wie hilft Bewegung gegen die Altersbeschwerden?

Wagner: Arthrose, Rheuma oder Gicht in den Händen, Schmerzen in Gelenken sind für viele ein Problem. Sie können nicht mehr richtig zupacken. Dinge des Alltags fallen ihnen schwer. Da gibt es gute Übungen. Wir wärmen uns auf und dehnen uns, wir üben den Gleichgewichtssinn, stärken den Beckenboden, gezieltes Krafttraining verhindert gleichzeitig Stürze. Ziel ist es, so beweglich zu bleiben, um seinen Tagesablauf so lange als
möglich ohne Hilfe gestalten zu können.

Kann dafür einmal pro Woche 60 Minuten Sport ausreichen?

Wagner: Nein, aber jeder kann in seinen Alltag Übungen einbauen. Schon morgens im Bett kann man beginnen, die Hüften zu schieben. Weiter geht es beim Zähneputzen: Warum dabei nicht einmal auf einem Bein stehen? In der Übungsstunde gibt es viele Tipps.

Haben Sie selbst schon die Erfahrung gemacht, dass Ihnen Bewegung konkret half?

Wagner: Nach einem Skiunfall vor drei Jahren war mein Knie so geschädigt, dass ich lange eine Schiene tragen musste und Krücken benötigte. Als ich den Arzt fragte, ob das wieder wird, sagte er: ,Bei mir würde es wieder, aber bei Ihnen nicht.‘ Das hat meinen Ehrgeiz geweckt und inzwischen muss ich nachdenken, wenn ich gefragt werde, ob ich mir das linke oder rechte Bein verletzt habe. Das Skilaufen habe ich bis heute nicht aufgegeben.

Sind Sie mutiger als andere?

Wagner: Ich denke, alle sollten mutiger sein. Viele ältere Menschen trauen sich zu wenig zu. Sturzprophylaxe ist hier wichtig, Körperspannung kann einen Sturz verhindern. Wichtig ist auch zu wissen, wie man sich im Ernstfall aus eigener Kraft aus einer misslichen Lage befreit.

Für Sie gibt es keine Altersgrenze beim Sport – auch nicht für Neueinsteiger?

Wagner: Nein. Jeder kann etwas für seine Beweglichkeit tun, auch Muskelaufbau geht immer. Besonders gefreut habe ich mich zum Beispiel über eine 82-Jährige, die 20 Liegestützen und mehr schaffte, etwas einfachere Senioren-Liegestützen. Sie hat die ganze Gruppe angespornt und alle wurden besser. Andere versichern mir immer von Erfolgen dank gezielter Übungen.

Angeboten wird auch Training in Seniorenheimen in Puschendorf, Langenzenn und zwei Fürther Einrichtungen. Liegestützen stehen da vermutlich nicht mehr auf dem Plan?

Wagner: Nein. Da wird im Stuhlkreis trainiert unter dem Motto „Fit und Froh“. Das ist ein Programm, das gut ankommt. Kommunikation und Lob baut auch hier auf.

Wieso gibt es das Angebot nicht in mehr Heimen?

Wagner: Was fehlt, sind Übungsleiter. Für Stein, Zirndorf oder Cadolzburg werden noch Leute gesucht, die das übernehmen. Eine vereinfachte Ausbildung, die zur Lizenz führt, kann bei uns erworben werden.

Sie selbst sind vermutlich schon ausgebucht?

Wagner: Ja, ich bilde hauptsächlich Gruppenleiter aus. Selbst leite ich beim TV Roßtal eine Gruppe, zudem zwei Gruppen im Nürnberger Seniorentreff Bleiweiß. Bei den anderen bin ich als Springerin unterwegs, wenn eine Gruppenleitung ausfällt.

Und Sie sind in jeder Gruppe immer die fitteste?

Wagner: Das will ich doch hoffen und möchte es, so Gott will, auch noch lange bleiben.

Info: Edda Wagner, Telefon: (0 91 27) 76 98.

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