Flohkrebs lehrt Umweltschutz

22.4.2013, 17:51 Uhr
Flohkrebs lehrt Umweltschutz

© Scholz

Das sind die Tage, die einem von der Schulzeit lange im Gedächtnis bleiben. Ein Vormittag draußen in der Natur auf großer Entdeckertour. Denn die zehn- und elfjährigen Mädchen und Jungen der 4a und 4b der Rudolfs­hofer Schule machen an diesem Vormittag keinen Ausflug, sondern sie erfüllen einen handfesten Auftrag: Sie schauen sich den Bach zwischen Naturbad und Alt-Kotzenhof ganz genau an und sollen aus den dort vorkommenden Tierarten die Wasserqualität bestimmen.

Begleiter sind die Lehrerinnen Carola Wieding und Dorit Utz. Die Leitung hat aber die Jugend der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), die diese sogenannte „Aquamobil“-Schulaktion anbietet, wie Projektleiterin Elisa Klum von der Neumarkter Geschäftsstelle vor Ort erklärt. Sie selbst, die Lehrerinnen sowie die Bundesfreiwilligen Franziska Walk und Joshua Murphy ziehen mit den Kindern jeweils ein paar Meter stromauf- und stromabwärts los, lupfen Steine oder Äste an und beobachten ganz genau, welche Lebewesen sich mit der oder gegen die Strömung über den feinen Sand zu retten versuchen.

Manche staunen und sind stolz auf ihre Beute: Krebschen, im Wasser lebende Regenwurmarten, Steinfliegenlarven, Egel und vielerlei mehr im Format von Stecknadelkopfgröße bis Streichholzlänge sortieren die Schüler in verschiedene Gefäße ein, um dann mit der Lupe nach Kiemen zu suchen oder Fühler zu zählen. So können sie die Bachbewohner mit Hilfe ihrer Lehrerin oder eines Büchleins schließlich richtig benennen.

Kinder kennen nur Fische

Das Ziel, die Wasserqualität zu bestimmen, ist nur das Mittel für einen ganz anderen Zweck: „Manche Kinder wissen gar nichts mehr vom vielfältigen Leben in den Bächen oder in anderen Naturräumen“, erzählt Carola Wieding. Auf die Frage nach möglichen Bewohnern antworteten viele einfach: Fische. Die gibt es im flachen Brunnwieselgraben allerdings nicht, von Bachflohkrebsen haben aber die wenigsten schon einmal gehört oder sie gar auf der eigenen Hand näher betrachtet.

„Aber wie sollen wir junge Menschen überzeugen, Gewässer zu schützen, wenn sie nichts über Bäche und Flüsse wissen“, fragt sich nicht nur Carola Wieding. Deshalb sei die Projektarbeit im Unterricht richtig und gut. Und auch wenn etwas schiefgeht und die Köcherfliegenlarve versehentlich in einen Becher mit einem kleinen Wurm gerät, ist das ein wunderbarer Gedächtnisanker. Denn wer würde den erstaunten Aufschrei der Zehn- und Elfjährigen vergessen, als das kleine Raubtier den Wurm tatsächlich einfach wegfuttert? Wie hieß das Miniaturungetüm nochmal?

Sonst gab es aber keine Verluste im Kotzenhofer Graben, wie die Projektleiterin am Ende eigens beteuert. Aber ein klares Ergebnis: Nach der gängigen Güteklassenskala ist der Brunnwieselgraben „mäßig belastet“, was der zweitbesten Qualitätsstufe von sechs entspricht und zudem dem offiziellen Ergebnis des Wasserwirtschaftsamtes von 2007. Das Bächlein ist demnach nur mäßig verschmutzt, hat eine gute Sauerstoffversorgung und eine sehr große Artenvielfalt, wie die Rudolfshofer Viertklässer jetzt aus eigener Erfahrung wissen.

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