Senioren haben gelitten

In Alten- und Pflegeheimen im Nürnberger Land bleiben Einschränkungen

3.6.2021, 12:41 Uhr
In Alten- und Pflegeheimen im Nürnberger Land bleiben Einschränkungen

„Es ist ein Spagat, der mich manchmal innerlich zerreißt“, räumt Sabine Fürst, Leiterin des AWO-Seniorenheims am Hämmernplatz in Lauf, ein. Sie habe großes Verständnis für die Sehnsucht von Bewohnern und Angehörigen nach Nähe, trotzdem könne man die strengen Vorschriften nur ganz langsam lockern. In der Einrichtung kam es im Dezember zu einem größeren Corona-Ausbruch, deshalb sei erst ungefähr die Hälfte der 96 Bewohner geimpft. „Wir hoffen, dass die anderen im Juli nachgeimpft werden“.

Bis es so weit ist, müssten Besuche weiterhin zeitlich reglementiert und in der angrenzenden AWO-Begegnungsstätte stattfinden. Gäste brauchen, sofern sie nicht zweimal geimpft oder genesen sind, wie in anderen Einrichtungen auch einen negativen Coronatest. Den können sie mitbringen oder dienstags und freitags im Heim vornehmen lassen.

Gymnastik im Freien

„Natürlich fragen die Angehörigen jetzt verstärkt nach, warum sie nicht aufs Zimmer dürfen oder wann ein Spontanbesuch möglich ist“, erzählt Sabine Fürst. Die „Pandemiekommission“ der AWO Nürnberger Land überprüfe ständig, wo Einschränkungen zurückgenommen werden können, das sei sehr zeitintensiv. Immerhin: Kleinere, wohnbereichsbezogene Veranstaltungen wie die Gymnastik können am Hämmernplatz wieder stattfinden. Auf der Terrasse gibt es auch einen Gottesdienst.

Keinen einzigen Coronafall verzeichnete das Röthenbacher Karl-Heller-Stift seit Beginn der Pandemie. Wie das sein kann? „Wir haben ein sehr strenges Hygienekonzept, aber letztlich glaube ich, dass es einfach Glück war“, meint Leiterin Ursula Esslinger. Vielleicht habe dazu auch die gute Lüftungsanlage in dem neuen Haus beigetragen. Inzwischen sind hier über 90 Prozent der Bewohner und 75 Prozent der Mitarbeiter vollständig geimpft. „Die mobilen Impfteams ab Januar waren ein Segen“, betont die Heimleiterin.

Senioren haben gelitten

Die Bewohner dürfen aktuell wieder zwei Besucher pro Tag in ihren Einzelzimmern empfangen – zu festen Zeiten. „Die zwei Monate, in denen komplettes Besuchsverbot galt, haben uns alle fertiggemacht. Das wollen wir nie wieder haben, blickt Ursula Esslinger zurück.

Die Senioren hätten gelitten, seien teilweise krank und apathisch geworden. Zwar wurden extra Tablets angeschafft, mit denen die alten Menschen, mit Unterstützung des Pflegepersonals, virtuell ihre Angehörigen sehen konnten. Ein echter Ersatz sei dies freilich nicht. Danach waren kurze Treffen am Fenster möglich, anschließend eine Viertelstunde im Restaurant. Viele Angehörige hätten Probleme mit den strengen Regelungen gehabt, räumt Ursula Esslinger ein.

Auch jetzt noch werden – neben Besuchern und Personal – alle Handwerker und Dienstleister getestet, die ins Karl-Heller-Stift kommen. Die Leiterin hofft auf weitere Lockerungen bei einer Inzidenz von unter 30. Sehr glimpflich ist auch das Hermann-Kessler-Stift in Lauf durch die Pandemie gekommen.

Kleinere Ausbrüche

Vor fünf Wochen gab es in der Einrichtung den allerersten, kleineren „Ausbruch“ auf einer Station. Weil die meisten Betroffenen geimpft waren (die Quote liegt hier bei 85 Prozent), blieben sie quasi symptomfrei, so Einrichtungsleiter Michael Strauß. Während des ganzen Jahres habe man versucht, so bewohnerfreundlich wie möglich zu agieren.

Die alten Menschen mussten keine Maske tragen, durften weiterhin innerhalb ihrer Wohngruppe gemeinsam essen und in diesem Rahmen wurden auch die Aktivitäten aufrechterhalten. „Manches wurde anders gestaltet, aber das hat sich zum Teil als sehr vernünftig herausgestellt und wird sogar beibehalten.“

Wieder Besuche auf den Zimmern

Auch Besuche auf den Zimmern sind ohne zeitliche Vorgaben möglich. Weil man laut Strauß nur ungern Personal zum Testen der Besucher abstellen wollte, übernahm dies das BRK aktuell gibt es das Angebot zweimal pro Woche. Er wünscht sich, dass mit sinkenden Inzidenzen irgendwann auch die Maskenpflicht für die Mitarbeiter fällt. Zwar hätten sich die meisten an das Tragen der FFP2-Masken gewöhnt, aber sie erschweren die Kommunikation vor allem mit dementen Bewohnern sehr.

Dass es im Hermann-Kessler-Stift bis vor Kurzem keinen einzigen Coronafall gab, bezeichnet Michael Strauß – ähnlich wie seine Kollegin Ursula Esslinger aus Röthenbach – als „erarbeitetes Glück“. Bei aller Kritik der letzten Wochen ist ihm eine Sache ganz wichtig: „Wir hatten jederzeit einen sehr guten, Kontakt zu allen Verantwortlichen, zum Gesundheitsamt etwa oder zum BRK.“

Hoffen auf bessere Zeiten

„Es wäre natürlich schön, wenn wir einfach die Türen aufmachen könnten und alle dürften wieder rein“, sagt die Pflegedienstleitung des Novita-Altenheims in Schnaittach, das von der Pandemie besonders schwer getroffen wurde. Hier starben viele Menschen an Covid-19. Deshalb sei man zurzeit auf jeden Fall noch vorsichtiger als anderswo, auch, weil aufgrund des Ausbruchs im Dezember erst die Hälfte der 70 Bewohner geimpft sei. Die ehemals Positiven würden jetzt aber bald geimpft.

Immerhin dürfen inzwischen die Angehörigen wieder zum Besuch auf die Zimmer, regelmäßige Tests für Personal, Bewohner und Besucher sind auch hier Pflicht. Einige der Senioren tragen im Novita-Heim noch Maske, genau wie alle Mitarbeiter. „Für uns selbst geht das“, sagt die Pflegedienstleiterin, aber für die Bewohner sei die Mimik des Gegenübers dringend notwendig.