Happy End

Mutter gestorben: Fränkische Familie zieht verwaiste Rehkitze auf

1.7.2021, 08:49 Uhr
Mutter gestorben: Fränkische Familie zieht verwaiste Rehkitze auf

© Udo Schuster

Vor über einem Monat hörte Barbara Gänsbauer aus dem Simmelsdorfer Ortsteil Oberndorf um die Mittagszeit ungewöhnliche Geräusche, ein Fiepen. Eine Woche zuvor hatte die Oberndorfer Familie ein Reh mit zwei jungen Kitzen am Waldrand beobachtet und so kam rasch der Verdacht auf, dass mit den jungen Kitzen etwas nicht stimmen könnte.

Was blieb anderes übrig, als den Jagdpächter zu verständigen? In diesem Fall war dies der Tierarzt Ralph Faltenbacher, ein ausgesprochener Fachmann für solche Fälle. In der Zwischenzeit hatte Georg Gänsbauer die Rehgeiß tot aufgefunden, die keine äußeren Verletzungen aufwies. Im Regelfall bedeutet dies jedoch den sicheren Tod für die Kitze. Gegen Abend machte sich die ganze Familie auf die Suche nach den Kitzen. Der kleine Rehbock wurde schnell, aber völlig entkräftet gefunden.

Wärmebildkamera half bei der Suche

Luisa Gänsbauer, selbst Jägerin, trug den kleinen Bock am Arm und dieser fiepte weiter, denn Kitze rufen so nach der Mutter. Plötzlich kam aus einem Gebüsch ein weiteres Fiepen, was jedoch nicht direkt lokalisiert werden konnte. Deshalb holte Ralph Faltenbacher seine Wärmebildkamera aus dem Fahrzeug. Mit dem Einsatz dieser Technik konnte das zweite Kitz sofort gefunden werden.

Es ist der Instinkt der Tiere, bei Gefahr in Deckung zu bleiben, und genau deshalb werden immer wieder Kitze Opfer von Mäharbeiten. Über das weitere Vorgehen bei der Versorgung der beiden Jungtiere musste nicht groß im Familienrat diskutiert werden. Die Aufzucht übernimmt die Oberndorfer Familie, mit dem Ziel, die beiden Kitze im frühen Herbst wieder in die nahen Wälder zu entlassen.


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Eine erste Untersuchung erfolgte vor Ort durch den Tierarzt. Unmittelbar danach gab es eine erste Fütterung mit Ziegenmilch aus der Flasche. Die kleine Geiß Rosa wog zu diesem Zeitpunkt 2230 Gramm, ihr Bruder Rudi hingegen nur 2050 Gramm. Seitdem ist Barbara Gänsbauer die Ersatzmutter der beiden. Dies bedeutet, dass ihr Wecker im vierstündigen Rhythmus läutet, damit sie den Nachwuchs versorgen kann. Keine leichte Aufgabe, denn gerade mit Rudi gab es anfänglich Probleme beim Trinken.

Menschliche Ersatzmutter

Hier half auch Walter Seifert, selbst ein engagierter Jäger, der über eigene Erfahrungen bei der Aufzucht von Jungtieren verfügt. Und wann immer Tochter Luisa Zeit findet, unterstützt sie die Versorgung der Kitze. Als Ersatzmutter anerkannt wird jedoch nur Barbara, die sich weiterhin fürsorglich kümmert. Schon längere Zeit fressen Rosa und Rudi auch Blattwerk und legen ständig an Gewicht zu. Vor einer Woche brachte es Rosa schon auf über 4,5 Kilogramm und ihr Bruder auf vier Kilogramm.

Familie Gänsebauer kümmert sich um die Rehkitze.

Familie Gänsebauer kümmert sich um die Rehkitze. © Udo Schuster

Auch Tierarzt Faltenbacher glaubt, dass das Rehwild über den Berg ist und eine Auswilderung in ein paar Monaten kein Problem sein wird, auch weil die Familie den Kontakt zu den Jungtieren auf ein Minimum beschränkt und sich die Rehe so nicht zu sehr an den Menschen gewöhnen.

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