Bad Windsheim: Digitales Gründerzentrum vor dem Aus

1.12.2016, 10:36 Uhr
"In Partnerschaft mit der evangelischen Kirchengemeinde", wie es in der Bad Windsheimer Präsentation heißt, hätte beim etwaigen Bau eines neuen Gemeindezentrums auch das Lutherhaus ins Spiel kommen können.

© Claudia Lehner "In Partnerschaft mit der evangelischen Kirchengemeinde", wie es in der Bad Windsheimer Präsentation heißt, hätte beim etwaigen Bau eines neuen Gemeindezentrums auch das Lutherhaus ins Spiel kommen können.

Der Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim wird auf eine Bewerbung als Standort für ein Digitales Gründerzentrum verzichten, teilte Landrat Helmut Weiß mit. Der Grund sei fehlendes Potenzial in der Region. Enttäuscht darüber zeigte sich gestern unter anderem Landtagsabgeordneter Hans Herold (CSU), der seine Hoffnungen aber noch nicht begraben will.

"Dass es nicht einfach werden würde, war klar", sagt Hans Herold, der seine "große Enttäuschung" über die nun getroffene Entscheidung aber nicht verbergen konnte und wollte. Wohl auch, da er selbst sich beim bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) für den Landkreis stark gemacht hatte.

"Ich habe es nicht geschafft, den Mehrwert oder die Vorteile des Digitalen Gründerzentrums für die Wirtschaft rüberzubringen", sagte hingegen Landrat Weiß. Ihm wird hinter vorgehaltener Hand aber vorgeworfen, dass er seit der Entscheidung pro Bad Windsheim als Standort nicht der größte Fan eines Gründerzentrums gewesen sei. Weiß hatte auf die Gefahr, dass die Anforderungen vom Landkreis nicht zu schaffen zu seien, schon länger hingewiesen.

Nicht genügend Partner

Weiß und sein Team schafften es nicht, genügend Partner zu gewinnen. Drei Informations-Veranstaltungen seien, obwohl zunehmend massiv beworben, dürftig besucht gewesen. So kam Weiß zum Entschluss: "Das Potenzial ist nicht da. Wir sind kein Uni-Standort, die Nähe zu einer Metropole fehlt, aber die Gründer zieht es in die Großstädte."

In dem Zentrum sollten junge Spezialisten aus der Informationstechnik (IT) beim Einstieg ins Berufsleben unterstützt werden. Die Umsetzung war aber von Unterstützung aus der Wirtschaft abhängig. "Wir haben dezentrale Strukturen, viele kleine und mittelständische Handwerksbetriebe", führt Weiß aus. Dies sei eine der Schwachstellen, die von Mitarbeitern des Wirtschaftsministeriums aufgezeigt wurden. Das Landratsamt bekam aber die Möglichkeit nachzubessern.

Als in der Folge die Hochschule Ansbach und die Firma Mekra als  eingeplante Partner weggebrochen seien, kam Weiß zu der Erkenntnis: "Ich habe keine einzige verbindliche Zusage für das Konzept des Wirtschaftsministeriums." Den Verzicht auf eine Bewerbung sah er als einzige Lösung.

Für Hans Herold kommt aufgeben aber noch nicht in Frage. "Ich werde einen Versuch starten, das Projekt zu retten. Ich habe die Hoffnung noch nicht verloren." Als einen der Gründe für das bisherige Scheitern sieht Herold: "Viele wissen doch gar nicht, worum es genau geht." Vorteile der Einrichtung und Fördermöglichkeiten müssten den Unternehmern aus allen drei westmittelfränkischen Landkreisen, für die das Gründerzentrum gedacht ist, bei einer Art Unternehmer-Tag aufgezeigt werden. Zudem regte er noch einmal Gespräche mit IHK, Handwerkskammer und Hochschule an. Vielleicht müssten auch einige Kriterien des Wirtschaftsministeriums an den ländlichen Raum angepasst werden, meint er.

Niederschwelliger Einstieg geplant

Aktuell gibt es laut Landrat Weiß zwei Förderungen: für das Gebäude, dessen Miete zu 90 Prozent bezuschusst wird, und für einen Netzwerk-Manager, der zwischen Hochschule, Wirtschaft und Gründern vermittelt. Dieser muss zur Hälfte von der Wirtschaft finanziert werden, dann zahlt der Staat den Rest. "Wir bräuchten 50.000 Euro pro Jahr auf zunächst drei Jahre, mit der Verlängerungsoption um vier auf sieben Jahre", rechnet Weiß vor. "Danach muss sich das Netzwerk selbst tragen."

Daher habe man erkannt: "Wir brauchen ein bedarfsgerechtes Konzept", folglich habe man einen "Plan B entwickelt", angelehnt an den des Ministeriums, aber eben modifiziert.

Geplant sei nun, niederschwelliger in die Thematik einzusteigen, einem Gründerzentrum Digitalisierung in kleinen Schritten näherzukommen. Mit dem Ziel, bedarfsgerechte Lösungen für den Landkreis zu finden, um Fachkräfte zu rekrutieren und zu halten. Plan B, der mit Unterstützung aus der Wirtschaft entwickelt wurde, sei mehr auf Personalgewinnung ausgelegt. Mit Unterstützung des Netzwerk-Koordinators sollten sich "die guten Leute herauskristallisieren".

Bei einem Gespräch am 20. Dezember mit Wirtschafts-Staatssekretär Franz Josef Pschierer will Weiß versuchen, für das modifizierte Konzept Zuschüsse zu erhalten. Denkbar sei, einen Netzwerkkoordinator – zumindest zunächst – auf ehrenamtlicher Basis einzusetzen. Die Standortfrage bleibt gänzlich offen.

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