Feuerwehr: Richtig ausziehen nach dem Einsatz

26.5.2020, 06:00 Uhr
Feuerwehr: Richtig ausziehen nach dem Einsatz

© Foto: Anna Franck

Orangefarbene Latexhandschuhe kleben an Florian Abenthums Händen. Nicht nur ein Paar, gleich zwei übereinander. Seinen Körper verhüllt ein luftig sitzender weißer Kontaminationsschutzanzug, der an eine Intensivstation erinnert. Abenthums Gesichtszüge sind aufgrund von FFP3-Maske und dichter Schutzbrille nur zu erahnen. Seine Mission: So seine Ausrüstung ablegen, dass er sich im Ernstfall nicht anstecken würde. "Der schönste Anzug hilft dir nichts, wenn du beim Ablegen Fehler machst", sagt Matthias Helm, Kommandant der Bad Windsheimer Freiwilligen Feuerwehr.

"Die Übung ist nicht nur in Corona-Zeiten relevant", erklärt Hilmar Tischner, ehrenamtlicher Rettungsdienstler und seit fünf Jahren bei der Feuerwehr, der neben der Handhabung der Schutzkleidung auch das richtige Desinfizieren erläutert. Bei Drehleiterrettungen seien vorwiegend ältere, adipöse Menschen zu retten. Da könne es freilich vorkommen, dass diese antibiotikaresistente Krankenhauskeime in sich tragen. Deshalb ist die Wehr mit entsprechenden Materialien ausgestattet. Je nach Fall wird abgewägt, welche Schutzkleidung nötig ist, oft wird sich an den Rettungsdienst-Kollegen orientiert. Während sonst wenig Kapazität für solche Hygieneübungen bleibt, bieten sie während der Pandemie einen Trainingsgrund. Denn: Neben Einsätzen sind derzeit nur Übungs- und Ausbildungstermine erlaubt, die dazu beitragen, die Einsatzbereitschaft zu erhalten.

Schon Mitte März hatten Helm und die Führungsriege der Feuerwehr deren Tätigkeit auf die Einsätze beschränkt, gewisse Erfahrungswerte seien in Zeiten der Vogel- und Schweinegrippe gesammelt worden. "Ich hab mich teilweise schon aufgeregt gefühlt", gibt Helm zu, schließlich sei es nicht leicht, Meldungen bezüglich des Virus zu deuten und Maßnahmen abzuleiten. Geholfen hätte ihm besonders der Austausch mit der mittelfränkischen Arbeitsgruppe des ABC-Dienstes. Ursprünglich hatte Helm die Aussetzung der Übungen bis 30. April geplant, wenige Tage vor Ablauf der selbst gesetzten Frist habe er ein Schreiben des Innenministeriums erhalten mit der Vorgabe: bis auf weiteres keine Übungen. "Deshalb war es auch nicht möglich, früher wieder anzufangen", erklärt Helm. Ein normaler Übungsbetrieb solle Schritt für Schritt aufgebaut und nach den Sommerferien wieder möglich sein. Ab Juni solle es wieder Probealarme geben.

Beim Einsatz sind derzeit bestimmte Vorschriften zu beachten. Dazu zählen beispielsweise, dass der Mindestabstand eingehalten werden muss oder physische Kontakte auf ein Minimum zu beschränken sind. Zum Einsatz selbst darf nur das unbedingt notwendige Personal ausrücken. Anders sei es bei brisanten Fällen, wie beispielsweise ein Feuer in einem Dach. "Dann können wir keine Rücksicht nehmen, sondern es wird regulär ausgerückt", sagt Helm.

Nur Kräfte ab 18 Jahren

Am Einsatzort wird sich außen bereitgestellt und nicht im Fahrzeug sitzengeblieben. Aus Schutzgründen dürfen derzeit nur Kräfte ab 18 Jahren bei Einsätzen helfen. Zu bedenken ist, dass die Kurstädter Wehr zum Beispiel mehr Fahrzeuge zur Verfügung hat als eine kleinere Wehr und demnach ihre Leute eher verteilen kann, erklärt Rainer Weiskirchen, Pressesprecher der Kreisfeuerwehren. So wird es auch bei der Ipsheimer Wehr gehalten, dort stehen drei Fahrzeuge zur Verfügung. "Die Kräfte sitzen dann versetzt, um Platz zu schaffen", erklärt Vorsitzender des Feuerwehrvereins Martin Hundertschuh.

Sorgen bereitet Helm die Entwöhnung. "Du gewöhnst dich an die übungsfreie Zeit und denkst dir: Es geht ja ohne auch. Wir sind ja trotzdem rausgefahren." Bei der Menge an Aufgaben seien jedoch eigentlich mehr Übungen nötig, als sie im Jahr untergebracht werden können.

Beim Entkleiden steht Florian Abenthum übrigens in einem Müllsack. Dort hinein soll die Ausrüstung wandern. Er nimmt die erste Schicht Handschuhe ab und zieht die Kapuze nach hinten. Tischner schneidet den Anzug im Y-Schnitt auf, sodass der Feuerwehrler ihn nicht unnötig anfassen muss. Als auch der Rest im Sack liegt, wird er mit Kabelbinder verschlossen und so die potenzielle Gefahr entsorgt.

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