NN-Wanderreporter auf den Spuren der Windsheimer Jugend

15.8.2019, 05:56 Uhr
NN-Wanderreporter auf den Spuren der Windsheimer Jugend

© Foto: Hans-Peter Kastenhuber

Sobald sich die Pubertät etwas verzogen hatte, wollte man eigentlich nur noch weg aus der Enge der Heimat. In eine Großstadt, wo was los war – und wo einen zudem nicht jeder kannte.

So war das zumindest früher. Und die Wandertour durchs Bad Windsheimer Land mit eineinhalbtägigem Aufenthalt in der Kurstadt bot die gute Gelegenheit mal zu schauen, ob die Kleinstadt von Jugendlichen noch immer als wertloser Kleingewinn bei der Lotterie des eigenen Geburtsortes wahrgenommen wird.


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Vielleicht hatte mich ja auch nur die kleine Feierrunde, die sich bei meiner ersten Übernachtungsstation in Marktbergel irgendwo unweit meines Hotels niedergelassen hatte, auf die Idee gebracht, dem Thema auf der Tour näher nachzugehen. Obwohl die jungen Leute recht zufrieden klangen, und, das muss man ihnen lassen, mit dem fröhlichen Umtrunk auch nicht allzu spät Schluss machten.

"Central Lichtspiele" geschlossen

In Bad Windsheim ließ ich mir Tipps geben, wo sich die Jugend trifft. Zum Beispiel abends, zum Feiern. Wo immer was los sei, hieß es, sei die "Schüssel". Ein "Kultlokal" mitten in der Altstadt. Am Sonntagabend schaute ich vorbei – und stand vor einer verschlossenen Schüssel. Kein Aushang, kein Hinweis, wann die Kneipe wieder Lust auf Gäste hatte. Leute aus der Nachbarschaft wussten auch nichts Genaueres. Nur so viel: "Irgendwann machen die wieder auf, das weiß man bei der Schüssel nie so genau."


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Erster Recherche-Eindruck: Das erinnert alles noch sehr an die überschaubaren bis nicht existierenden Ausgehmöglichkeiten der Kleinstadt in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Zumal mich, jedes Mal, wenn ich bei meinen Streifzügen durch die Stadt vorbeikam, die verödete Fassade der "Central Lichtspiele" in der Pastoriusstraße arg traurig anschaute.

"Ich bleibe gern in Bad Windsheim"

"Die haben Anfang letzten Jahres geschlossen", klärten mich Philipp Flierl und Moritz Malcher auf. Seither gibt es in Bad Windsheim kein Kino mehr. Flierl ist Jugenddiakon des Evangelischen Dekanats und Malcher einer seiner aktivsten ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die beiden empfingen mich in den erst im Mai bezogenen Räumen der Evangelischen Jugend in der Krämergasse. Ein freundliches, helles, zum Jugendtreff, Büro und reich bestückten Materiallager umgestaltetes Ladenlokal in zentraler Lage.


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Die beiden erzählten mir von der offenen Jugendarbeit, die ihre Einrichtung anbietet, von Zeltlagern und Auslandsreisen während der Ferien, von Musik- und Freizeitveranstaltungen. Angebote für alle, "Kirchenfremde sind da auch immer wieder dabei", versichert Diakon Flierl. Moritz Malcher hat gerade das Abitur absolviert und denkt nicht daran, aus Bad Windsheim wegzugehen. Er möchte erst mal eine Ausbildung als Notfallsanitäter hinter sich bringen. Und dann sieht man schon. "Ich bleibe gern in Bad Windsheim."

Und Philipp Flierl berichtet dann noch von einem bekannten Pärchen, das in Nürnberg studiert. "Die sind jetzt wieder hierher gezogen und pendeln lieber. Die kamen in der Großstadt nicht so klar."

Es scheint, man muss sich um die Kleinstadtjugend keine Sorgen machen. Und die Schüssel macht sicher auch wieder irgendwann auf.

Genussreiche Tour mit zahlreichen Einkehrmöglichkeiten

Auf die Spuren der Wanderreporter kann man sich auch mit dem VGN-Freizeittipp "Über die Külsheimer Steinhöhle nach Ipsheim" begeben. Die genussreiche Tour mit zahlreichen Einkehrmöglichkeiten startet in Bad Windsheim mit einem Abstecher entlang der prächtigen grünen Oase des Kurparks.

An den fränkischen Weinlagen angekommen, eröffnen sich herrliche Rundblicke über das Windsheimer Becken. Vor oder in der restaurierten Külsheimer Steinhöhle kann man gemütlich rasten, bevor es über Kaubenheim hinein in den fränkischen Weinort Ipsheim geht.

Für die Hin- und Rückfahrt bietet die R 81 stündliche Verbindungen. (www.vgn.de/freizeit). Zu der von unserem Wanderreporter Hans-Peter Kastenhuber erkundeten Gegend sind im Internet zahlreiche Informationen zu erhalten. Die Region zwischen Ansbach und Würzburg um Marktbergel am Fuß der Frankenhöhe liegt reizvoll am Petersberg, der nachweislich um das Jahr 0 die südlichste Germanensiedlung darstellte. Eine Besuch wert ist auch Obernzenn mit seinen eindrucksvollen Bauten (so das Rote Schloss derer von Seckendorff) und seinen gemütlichen Gasthäusern.

Mehr Informationen gibt es unter www.frankentourismus.de und www.steigerwald-info.de.

 

 

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