Oldtimer: 20 Bertones in Bad Windsheim

19.9.2020, 06:00 Uhr
Oldtimer: 20 Bertones in Bad Windsheim

© Foto: Claudia Lehner

Aufgereiht stehen sie auf dem Parkplatz des Fränkischen Freilandmuseums und ziehen die Blicke der Besucher auf sich, die die Handykameras zücken oder sich von Wolfgang Niefanger etwas über die besonderen Oldtimer erzählen lassen. Der Präsident des BMW-V8- Clubs hat den Parkplatzdienst übernommen, während seine Kollegen als Teil einer Ausfahrt das Museum anschauen. Beim 30. Bertone-Treffen waren von Donnerstag an rund 80 Oldtimerfreunde in der Kurstadt.

Nur 603 Bertones, oder auch 3200 CS, hat BMW zwischen 1962 und 1965 produziert. 600 kamen auf den Markt. Etwa 100 sind weltweit noch im Einsatz, schätzt Niefanger. Da ist es kein Wunder, dass Niefanger und auch Hans-Ulrich Klingeberg, der Organisator des Treffens, stolz sind über die 20 liebevoll hergerichteten Bertones, die ihre Besitzer zum 30. Treffen mitgebracht haben. Dazu kommen noch einige Barockengel und wenige andere BMW-Oldtimer.

Die großen BMW-Limousinen, die von 1952 bis 1964 gebaut wurden und wegen ihrer geschwungenen Linien Barockengel getauft wurden, sind so etwas wie die Vorfahren des Bertone. Zumindest nutzt dieser deren Fahrgestell und die Technik. Das Design ist aber ein ganz anderes, kantig, schnittig, italienisch. BMW befand sich zu dieser Zeit in einer Krise, erklärt Klingeberg.

Ein Luxusmodell zu produzieren, konnte sich der Konzern nicht leisten und vergab dies nach Italien. Die Fahrzeuge hatten mit 30 000 DM einen stolzen Preis. "Es war das teuerste Auto in Deutschland", erklärt Niefanger. Ein Käfer kostete damals 4000 DM. Das Luxusfahrzeug ist dem Bertone heute noch anzusehen: edle Lederbezüge und eine Armatur, die laut Klingeberg an die eines Maserati erinnert.

Faszination Motorraum

Einen Bertone rein in einer Fachwerkstatt restaurieren zu lassen, ist teuer. 70 000 Euro wirft einer der Autofans als Größenordnung in den Raum. Nur andere werkeln lassen, ist aber offensichtlich auch nicht der Anspruch der Mitglieder. Die Technik fasziniert sie. Sobald ein Motorraum geöffnet ist, scharen sich Interessierte um das Fahrzeug, als nach der Ankunft im Hotel am Donnerstagnachmittag Zeit für Wiedersehen und Bewundern der Fahrzeuge auf dem Parkplatz war.

Ein Barockengel, der Kühlflüssigkeit verliert, ist kein Problem. "Ich bin nicht inkontinent", scherzt Besitzer Anton Fink, "nur mein Wagen." Die Mitglieder helfen sich aus, tauschen auch mal Teile, die der eine hat und der andere braucht. Manches muss allerdings neu angefertigt werden. Das Restaurieren scheint zu faszinieren. "Es sind jede Menge Bertones in Arbeit", sagt Klingeberg, der selber einen zweiten derartigen Oldtimer restauriert. Die Farbe hat er sich schon ausgesucht, ein edles Grau.

Gegenseitige Hilfe

Die gegenseitige Hilfe war auch der Anstoß für die Gründung des Vereins 1975. Erich Reckel, der heutige Ehrenvorsitzende, fand schnell Gleichgesinnte und schon 1976 fand das erste V8-Treffen in Hildesheim statt, 46 hat es seitdem gegeben. Mittlerweile hat der Club rund 1000 Mitglieder, die meisten im deutschsprachigen Raum und in Europa, einzelne in Japan und Israel.

Auch wenn der Name des Clubs den Kreis der Mitglieder scheinbar sehr klar einschränkt, sind durchaus einige wenige BMW auch mit anderen Motoren als die Barockengel und der Bertone ausgestattet. Ein bombon-rosa Fahrzeug aus den 1980er-Jahren steht genauso auf dem Parkplatz des Hotels am Kurpark, wie einige andere spätere Modelle, die dem Bertone noch ähnlich sehen, aber bereits deutlich stärker motorisiert sind.

Bei aller Liebe zur Technik geht es ja nicht nur darum. "Wir treffen uns der Menschen wegen, die zufällig die gleichen Autos fahren", sagt Wolfgang Niefanger.

 

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