Saisonauftakt für Tennis-Vereine: "Es ist ein wahnsinniger Aufwand"

7.6.2020, 13:00 Uhr
Saisonauftakt für Tennis-Vereine:

© Foto: Wolfgang Zink/Sportfoto Zink

So ist die Stimmungslage gerade beim TV 1860 Bad Windsheim eindeutig. Abteilungsleiter Willi Kirchberger: "Es ist ein wahnsinniger Aufwand – an was Du alles denken musst, um spielen zu können." Deshalb habe sich die Abteilung dazu entschlossen, beide Männer-Teams abzumelden. "Es steigt ja auch keiner auf und keiner ab, da ist der Pfeffer raus", sagt Kirchberger. Und bei Auswärtsspielen müsse man mit mehr Autos anreisen als sonst üblich, Duschen sei nicht möglich und auch "unklar, ob wir überhaupt ein Getränk danach bekommen".

Der Titel, den der Bayerische Tennis-Verband (BTV) der diesjährigen Runde gegeben hat, spricht schon Bände: Übergangssaison. Absteiger wird es definitiv nicht geben, Aufsteiger sind zumindest nicht fest vorgesehen. Der Verband spiele noch mit Überlegungen, die Erstplatzierten unter gewissen Umständen aufsteigen zu lassen, heißt es in den Verlautbarungen.

Von Spielen "um die goldene Ananas" spricht deshalb auch Stefan Weber, stellvertretender Vorsitzender beim TC Bad Windsheim, der aber immerhin acht Teams ins Rennen schickt. Nur die Junioren 18 und die Damen II wurden dieses Jahr nicht gemeldet. "Es war ein langes Hickhack, aber letztendlich sind alle positiv gestimmt und wollen das machen", sagt Weber.

 

Kampflos aufgestiegen

 

Besondere Umstände ergeben sich bei den Herren 40 des TC. Das Team hatte vier Jahre in Folge den anvisierten Aufstieg verpasst und darf nun, da andere Teams nicht meldeten, eine Liga höher in der Bezirksliga spielen. Die Chance, sich mit den stärkeren Teams zu messen, wolle man nicht verstreichen lassen, sagt Weber, selbst Teil der Truppe

"Wir haben es jeder Mannschaft selber überlassen. Wir haben im Team beraten und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir spielen wollen. Uns macht es einfach Spaß und so verbissen sehen wir es eh nicht", sagt Simone Henninger, Abteilungsleiterin beim SV Ickelheim, die im Damen 30-Team spielt. Eine Herren-Mannschaft (2019 noch Herren 30) gibt es beim SVI auch wieder, nur die Herren 55 vom vergangenen Jahr wurden nicht gemeldet.

Großes Unbehagen macht Simone Henninger: Die Damen 30 des SVI müssen in ihrer Gruppe nach Stein, Lenting und Ingolstadt – alles auswärts. Ungeduscht 150 Kilometer heimfahren, da hält sich die Begeisterung sehr in Grenzen. "Wir werden da nochmal mit dem Spielleiter Kontakt aufnehmen und nochmal beraten", kündigt Simone Henninger an.

Im gleichen Boot sitzen die Damen des TSV Burgbernheim, die auch in dieser Kreisklasse 4 spielen. "Wir sind nicht so glücklich mit den Distanzen", sagt TSV-Abteilungsleiterin Judith Kleinschroth. Da es Überlegungen seitens des Verbandes gibt, die Zahl der Bezirke von sieben auf zwei zu reduzieren, könnten Fahrten von Mittelfranken nach Schwaben ab 2021 häufiger vorkommen. Sie glaube, die Saison 2020 ist nicht nur eine des Übergangs, sondern in dieser Hinsicht auch eine des Testens, wie die Spieler auf die Folgen der Zusammenlegung von Bezirken reagieren könnten.

Ein Problem, das sich mittlerweile bei allen Vereinen erledigt hat, ist das Training. Dies war lange – wegen der Abstandsregeln – nicht möglich, wenn man nicht eine Fachfirma zum Herrichten der eingewinterten Plätze beauftragt hatte. Der TC hatte dies getan, dort läuft der Trainingsbetrieb schon seit Mitte Mai. "Es war ein Heckmeck, wann wir auf die Plätze dürfen, um sie fertig zu machen", sagt hingegen Willi Kirchberger für den TV. Nun laufe das Training aber und es herrsche reger Betrieb auf der Anlage an der Carl-Schirmer-Allee. "Alle waren heiß." Ähnlich sei die Lage auf dem Kapellenberg. Dort fliegen die Filzkugeln erst seit dieser Woche übers Netz, aber schon knapp 30 Leute seien im Trainingsbetrieb, berichtet Judith Kleinschroth.

Vorbereitet auf die Hygiene-Regeln sind sie bei allen Vereinen. Das sei etwas, an das man sich eben gewöhnen muss, wenn man wieder dem Hobby frönen will, sagt Stefan Weber. Daran werden übrigens die Sechziger auch nicht vorbeikommen, bei ihrem Sonderweg, den Kirchberger andeutet: "Wir werden vielleicht zwischendrin einen befreundeten Verein einladen und dann unter Einhaltung der Regelungen Freundschaftsspiele durchführen." Hauptsache Tennis.

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