Zoff im Wald: Faber Castell sperrt Forstwege für Reiter

13.1.2021, 12:15 Uhr
Zoff im Wald: Faber Castell sperrt Forstwege für Reiter

Seit Mitte Dezember sind zahlreiche Wald- und Forstwege bei Schwarzenbruck für den Reitsport gesperrt. Die Verwaltung von Faber Castell hat die Sperrung vorgenommen und sich damit den Unmut zahlreicher Reiter zugezogen. Auch die Betreiber von Pferdehöfen in Lindelburg und Oberhembach sind derzeit nicht gut auf Faber Castell zu sprechen.

Rainer Kellermann betreibt mit seiner Familie in Lindelburg den Neubauernhof. "Das Ausreitgelände bietet schier grenzenloses Reitvergnügen inmitten intakter Natur", wirbt die Website seines Reiterhofs. "Sandige, abwechslungsreiche Reitwege, abseits von Straßenlärm und der Hektik des Alltags lassen Reiter zur Ruhe kommen und die Seele aufatmen", heißt es weiter.

Reiter riskieren Strafen

Mit der Nutzung der Reitwege ist nun zunächst einmal Schluss. "Extrem betrübt" seien die rund 50 Reiter, die von hier aus regelmäßig in die Umgebung ausreiten, sagt Kellermann im Gespräch mit der Redaktion. Touren durch den Faber-Castell-Wald sind nun schon seit geraumer Zeit nicht mehr möglich. Und wer die kürzlich aufgestellten Verbotsschilder misssachtet und einfach in den Wald hineinreitet, riskiert Strafen.

Es sei immer wieder vorgekommen, erzählt eine Lindelburger Reiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, dass Mitarbeiter der Faber-Castell-Verwaltung Reiter im Wald angehalten und nach den Personalien gefragt hätten. "Aber gibt es nicht ein Gewohnheitsrecht, das uns erlaubt, hier mit unseren Pferden unterwegs zu sein?" fragt deshalb Kellermann, der erstmals in den 20 Jahren, seit er den Neubauernhof betreibt, mit solchen Restriktionen konfrontiert wird.

Keine Belege für die Schäden

Natürlich hat der Lindelburger Landwirt in der Angelegenheit bereits das Unternehmen Faber Castell kontaktiert und die Gründe für die Sperrung erfragt. "Reiter sollen verantwortlich für Wegeschäden sein", habe man ihm gesagt. Dafür gebe es aber keine Belege, versichert Kellermann. "Bis heute habe ich nicht einmal ein Foto von angeblichen Schäden bekommen, obwohl ich danach gefragt habe."

David Varga ist Verwaltungsleiter bei Faber Castell und damit zuständig für ein 3000 Hektar großes Waldgebiet, dass sich von der Schwarzach entlang der A 9 bis Allersberg erstreckt. Faber Castell ist immerhin einer der größten Waldbesitzer Bayerns. Folgt man den Erläuterungen des Faber-Castell-Verwalters, dann sind die auf den Forstwegen von Pferden verursachten Schäden immens.

Wege rund um Schwarzenbruck besonders betroffen

"Zeitweise waren die Wege unpassierbar", beteuert Varga. "Wir haben zehn Kilometer sanieren lassen, dann kamen die Reiter und wir mussten wieder sanieren, das kostet irrsinnig viel Geld. "Reiter im Wald gebe es zwar überall in Bayern, das Gebiet rings um Schwarzenbruck werde aber besonders intensiv vom Reitsport genutzt, sagt Varga und verweist auf zwei Pferdehöfe in Lindelburg, einen in Oberhembach und weitere Eigentümer von Pferden in umliegenden Orten, die alle auf den Waldwegen von Faber Castell reiten würden. "Das sind über 200 Pferde."

Pferde gefährden die Zauneidechsen

Da bleibe Faber Castell gar nichts anderes übrig als zu sperren, zumal das Waldgesetz die Sperrung unbefestigter Wege ausdrücklich zulasse. Varga weist auch noch auf ein weiteres Problem hin. Im Faber-Wald müssten derzeit wegen der Schweinepest vermehrt Wildschweine geschossen werden. Reiterei sei da ohnehin gefährlich. Und das große Ansiedlungsprojekt für Zauneidechsen im Wald am alten Kanal (wir berichteten), eins der größten Artenschutzprojekte im Freistaat, dürfe ebenfalls nicht von Reitern gestört werden. Nach Vargas Angaben sollen aber gerade hier mehrfach Pferde durch das speziell für Eidechsen hergerichtete Terrain gelaufen sein.

Ein Reitwegekonzept soll her

Verhärtete Fronten also: Die Reiter wollen gerne weiterhin im Faber-Wald ihrem Hobby nachgehen, der Waldbesitzer verhindert das aber, weil die Pferde seine Wege kaputt machen. Dabei zeichnet sich eine Lösung ab. Varga will die Betreiber der Pferdehöfe und Reiter einladen und ausloten, ob es nicht möglich ist, im Faber-Wald ein Reitwege-Netz zu installieren. "Wir wollen mit den Reitern einen Konsens finden", betont er.

Dabei soll es in erster Linie darum gehen, welche Wege beritten werden dürfen und wie die Wege instand gehalten werden, ob es dabei etwa eine finanzielle Beteiligung der Reiter oder einen Arbeitseinsatz gibt. Einen konkreten Termin hat Varga noch nicht im Auge, kann sich aber vorstellen, die Reiter ins Faber-Castell-Schloss nach Stein einzuladen. Mit dabei sein könnte auch Schwarzenbrucks Bürgermeister Markus Holzammer, der in Lindelburg wohnt und ebenfalls Pferdehalter ist.

Einstweilen gilt das Reitverbot für große Teile des hiesigen Faberwalds weiter. Grundsätzlich ist das Reiten im Wald ohnehin verboten, wenn keine Zustimmung des Waldbesitzers vorliegt. Wer unbefugt auf Forstwegen reitet und diese beschädigt, handelt ordnungswidrig - soweit das bayerische Innenministerium in seinem Ratgeber für Reiter (www.stmuv.bayern.de).

Findet Faber Castell mit den hiesigen Reitsportlern eine für alle tragbare Lösung, bleiben immer noch die sogenannten Fremd-Reiter. Die Verantwortlichen bei Faber Castell beobachten immer wieder, dass aus Ober- und Niederbayern am Wochenende große Pferdetransporter mit mehreren Pferden auf den Parkplätzen an den Straßen im Faberwald anhalten, etwa an der Straßmühle oder am benachbarten Wildgehege. Reiter steigen aus, führen ihre Pferde aus den Transportern und unternehmen Reitausflüge in den hiesigen Wäldern.

1 Kommentar