Vier Kandidaten wollen im Nürnberger Land Landrat werden

18.2.2014, 17:40 Uhr
Vier Kandidaten wollen im Nürnberger Land Landrat werden

© Chemnitz

Im gut gefüllten Pfarrheim St. Otto in Lauf gingen sie eher auf Kuschel- als auf Konfrontationskurs. Dass die Veranstaltung trotzdem Würze hatte, lag vor allem an den beiden Moderatoren, den Schülersprechern des Laufer CJT-Gymnasiums, Julia Koch und Felix Boxler, die erfrischend frech nachhakten.

Zu lachen gab es an diesem Abend, den die evangelische und die katholische Jugend im Landkreis organisiert hatten, einiges. Denn die Moderatoren stellten mit jugendlicher Unbekümmertheit intelligente und kritische Fragen und versuchten, die vier Politiker aus der Reserve zu locken.

Die Kandidaten durften sich dem Publikum kurz selbst vorstellen und Schlagworte nennen, für die sie stehen. Cornelia Trinkl, die 32-jährige Gymnasiallehrerin aus Röthenbach, möchte eine verlässliche Landrätin sein, die Zeit hat für die Menschen, die zuhören kann und „gemeinsam mit allen Bürgermeistern den Landkreis in die Zukunft“ führt.

Alexander Horlamus aus Lauf ist mit 29 Jahren der jüngste Kandidat. Der Jurist sagte, er stehe für einen offenen Dialog mit den Bürgern, pragmatische Lösungen und Ermessensentscheidungen zum Wohl der Bürger. Tierärztin Ulrike Eyrich aus Hersbruck setzt auf Lebenserfahrung, die sie als älteste Kandidatin mit 55 Jahren mitbringt. Sie stehe für Transparenz und die Einbeziehung der Bevölkerung durch Kreisbürgerversammlungen und persönliche Sprechstunden sowie für Authentizität: „Wenn ich von Ökologie spreche, dann lebe ich das auch.“

Der gelernte Jurist Armin Kroder, der derzeit in Lauf wohnt, ist 40 Jahre alt und seit 2008 Landrat. Er wolle gerecht und überlegt entscheiden und seinen Wahlkampf-Slogan „menschlich, verlässlich, kompetent“ weiterhin in die Tat umsetzen. Danach hatten die Schüler drei Themenblöcke vorbereitet.

Bildung

Was wird gegen sinkende Schülerzahlen getan und wie kann man Schüler besser auf das Leben vorbereiten? „Wir müssen die Abwanderung aus dem Landkreis stoppen und neue Familien herholen“, antwortete Horlamus. Dafür brauche es eine gute Ausstattung der Schulen und mehr Mitspracherecht für Schüler durch einen Jugendrat auf Kreisebene.

Eyrich setzt auf eine gute In­frastruktur, mehr Freizeitangebote, Jugendsozialarbeit und viele Praktika. Kroder betonte, dass ein breites Angebot an Schulformen ein wichtiger Standortfaktor sei. Er will sich für die Wiederbelebung der Uni Altdorfina und ein Bildungszentrum im Laufer Wenzelschloss einsetzen.

Trinkl erwartet aus der von der CSU initiierten Bildungsregion viele Ideen, die der Kreis finanziell unterstützen kann. Vernetzung sei wichtig - zwischen den Schulen, aber auch mit Wirtschaft und Vereinen.

Asyl

„Wie wollen sie den Bürgern die Angst vor Asylbewerberunterkünften nehmen?“, fragte Boxler. Indem man mit gutem Beispiel voran gehe und die Ehrenamtlichen stärke, die sich für Flüchtlinge einsetzen, sagte Eyrich. Kroder stellte klar, dass verfolgte Menschen ein „bedingungsloses Recht auf Hilfe“ hätten. Ehrenamtliche allein könnten dies nicht stemmen und auch die eine hauptamtliche Stelle, die der Kreis bezahlt, reiche auf Dauer nicht. Hier seien Land und Bund gefragt. „Die Menschen haben meistens vor dem Angst, was sie nicht kennen“, sagte Trinkl. Man müsse eine Willkommenskultur schaffen und die Begegnung mit den Flüchtlingen ermöglichen.

Horlamus sprach sich für dezentrale Unterkünfte entsprechend der Einwohnerzahl aus sowie für mehr Infoabende. „Das darf nicht vorbei am Bürger passieren.“

Ehrenamt

Wie das Ehrenamt gerade für Jugendliche attraktiver werden kann, war die nächste Frage. Alle Kandidaten möchten die Akzeptanzstellen für Ehrenamts- und Jugendleiterkarte im Kreis erhöhen. Für Kroder ist es wichtig, wie über das Ehrenamt gesprochen wird: „Das ist keine Aufopferung. Anderen zu helfen bildet die Persönlichkeit und macht glücklich.“

Die Zeiten müssten aber flexibler werden, weil Jugendliche sich oft nicht langfristig binden wollen. Trinkl möchte auf „Leuchtturmprojekte“ und kleine Preise setzen. Zudem müsse man Jugendlichen auch Führungspositionen in Vereinen zutrauen.

Horlamus kann sich Zeugnisse über ehrenamtliche Tätigkeit für die Bewerbungsmappe vorstellen. Vereine könnten sich durch Angebote an Ganztagsschulen interessant machen. Vorab hatten die Landratskandidaten Fragen beantwortet, die unter www.wahl-lokal.org einzusehen sind. Nun konfrontierten die Moderatoren sie mit einigen Antworten. So fragte Boxler Horlamus: „Sie sagen: ,Eine Monsterstromtrasse durch den Landkreis ist unnötig.‘

Vier Kandidaten wollen im Nürnberger Land Landrat werden

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Geben Sie Herrn Seehofer also Recht?“ Da habe der Ministerpräsident die Idee der SPD geklaut, antwortete Horlamus schlagfertig. Es werde Zeit, dass dezentrale Energieprojekte in ganz Bayern ausgebaut werden. Dem stimmten Kroder und Eyrich zu. Der Landkreis versuche hier auch, seinen Teil zu leisten.

Trinkl verteidigte Seehofer: Er sei kein Wendehals, sondern nehme nur die Sorgen der Menschen auf. Wenn die Trasse notwendig sei, „dann nur mit Erdverkabelung“.

Dann durften die Zuschauer Fragen stellen. Es ging unter anderem um die Förderung der Familien, die Energiewende, soziale Gerechtigkeit und Altersarmut. Zum Abschluss fragte Boxler: „Wenn Sie nicht Landrat werden, wer soll es dann sein?“. Das sorgte für Lacher und verschlug den Kandidaten kurz die Sprache. Alle sagten schließlich diplomatisch, dass sie es jedem der anderen zutrauen würden. Und Cornelia Trinkl merkte noch an: „Vielleicht ist es auch einmal Zeit für eine Landrätin.“

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