Kein Challenge und viel Wehmut: Gedankenspiele am Kanalufer

4.7.2020, 20:17 Uhr
Was tun ohne den Challenge? Zum Beispiel am Ufer des Kanals, wo sonst der Massenstart zum Schwimmen stattfindet, den Gedanken freien Lauf lassen ...

© Foto: Salvatore Giurdanella Was tun ohne den Challenge? Zum Beispiel am Ufer des Kanals, wo sonst der Massenstart zum Schwimmen stattfindet, den Gedanken freien Lauf lassen ...

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Sportbegeisterte noch an den Challenge 2014, als Organisator Felix Walchshöfer anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Langstreckentriathlons selbst die Wettkampf-Kleidung überzog und sich der Tortur (mit Erfolg) stellte. Eine unglaubliche Leistung, die mir jeden Respekt der Welt abnötigte.Echt jetzt! Ich selbst sah ihn allerdings nur einmal, als er sich mit seinem Radl den Solarer Berg hinaufkämpfte und dabei noch Zeit (und Kraft) hatte, dem Publikum zuzujubeln. Wahnsinn!

Dass ich Walchshöfer und die anderen Starter (fast) immer nur am Hilpoltsteiner Hausberg beobachten konnte, lag in dem Umstand begründet, dass mir als "reingeschmeckter" Hilpoltsteiner stets die Aufgabe oblag, während des Challenge die Berichterstattung aus meiner Heimatstadt zu übernehmen. Bis auf zwei Ausnahmen in der Anfangszeit meines 26-jährigen Schaffens bei dieser Zeitung war ich immer dabei. Und jedes Mal dachte ich mir: Himmel, was soll ich nur schreiben? Wieder einen Stimmungsbericht? Ja, es wurde stets ein Stimmungsbericht. Kein Wunder, bei dieser prächtigen Atmosphäre. Oft dachte ich so bei mir, wie gerne würde ich am Solarer Berg auch einmal umjubelt werden.

Krämpfe in allen Teilen

Allerdings wurde mir dann gewahr, dass ich bis zum Erreichen der Steigung schon mehrere Kilometer in den Beinen hätte, nachdem ich mich vorher noch bei nachtschlafender Zeit brustschwimmend durch den Main-Donau-Kanal gerettet hatte. Ich weiß nicht, ob ich das ohne Sauerstoffzelt geschafft hätte. Aber mit Sauerstoffunterstützung auf dem Rad und vielleicht noch unter ärztlicher Betreuung, das schaut nicht gut aus. Ganz und gar nicht. Zudem hatte ich schon alleine beim Gedanken an den folgenden Marathon Krämpfe in allen möglichen Körperteilen.

So zog Jahr für Jahr ins Land, in denen der Challenge ohne mich als Triathlet über die Bühne ging. Und jetzt auch noch das: Corona versaute mir nicht nur meinen Jubiläums-Stimmungsbericht, sondern auch meinen Plan für diesen Tag. Seit der coronabedingten Absage schwirrt immer nur ein Gedanke in meinem Kopf herum. Was tun an diesem Tag? Ich könnte natürlich in die Redaktion gehen und so tun, als ob nichts wäre. Funktioniert nicht, weil mir das Kribbeln im Bauch fehlen würde, die Angst vor einer Kollision mit einem Radler beim Überqueren der Heidecker Straße, um auf den Festplatz zu gelangen. Oder irgendwann mal über eines der zig Fahrräder zu stolpern, die im Einmündungsbereich Heidecker Straße/Johann-Sturm-Straße abgestellt waren.

All das versäume ich heuer und so werde ich am morgigen Sonntag mit meinen Hunden den Kanal entlang schlendern und mich über die zahllosen Freizeitradler ärgern, die den Challenge simulieren und mich und meine Hunde in unserer Melancholie stören.

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