Mysteriöses Meisensterben: Bundesweit 8000 Fälle gemeldet

15.4.2020, 09:52 Uhr
Erkrankte Blaumeisen sitzen apathisch und aufgeplustert auf dem Boden und fliehen nicht mehr vor dem Menschen.

© Otto Schäfer, Nabu Erkrankte Blaumeisen sitzen apathisch und aufgeplustert auf dem Boden und fliehen nicht mehr vor dem Menschen.

Von der Krankheit betroffene Blaumeisen fallen dadurch auf, dass sie nicht mehr auf ihre Umwelt reagieren, apathisch und aufgeplustert auf dem Boden sitzen und nicht mehr vor Menschen fliehen. Oft wirken die Vögel, als hätten sie Atemprobleme. Augen, Schnabel und Teile des Federkleids sind häufig verklebt. 


Mysteriöses Vogelsterben: Die Suche nach der Ursache läuft.


Über Ostern sind beim Naturschutzbund Nabu, dem bundesweiten Partnerverband des LBV, bereits mehr als 8000 Fälle toter und kranker Blaumeisen gemeldet worden. Die Meldungen deuten auf eine Konzentration im Dreiländereck zwischen Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen hin sowie im nördlichen Nordrhein-Westfalen und in Teilen Niedersachsens. Aus Bayern, so erklärte eine Sprecherin des LBV auf Nachfrage, gebe es rund 630 Meldungen über tote Vögel.

Spekulationen im Internet

Labordiagnosen zum Auslöser der Krankheit stehen noch aus. Einige Eigenschaften der Krankheitswelle scheinen jedoch zu einer (für Menschen ungefährlichen) bakteriellen Infektion zu passen, die in der Vergangenheit in Großbritannien bereits zu Lungenentzündungen bei Meisen geführt hat und die seit 2018 in geringem Ausmaß auch aus Deutschland bekannt ist.

Ansonsten scheint keine der bekannten Vogelkrankheiten zu dem neuen Phänomen zu passen: Das von Stechmücken übertragene Usutu-Virus tritt im Sommer auf und befällt vor allem Amseln. Das in Deutschland neue West-Nil-Virus ist ebenfalls auf den Hochsommer beschränkt. Trichomoniasis benötigt ebenfalls sommerliche Temperaturen und äußert sich vor allem in einem Sterben von Grünfinken.

Im Internet und in sozialen Netzwerken kursiert die Vermutung, es könnte einen Zusammenhang des Meisensterbens mit der weltweiten Corona-Pandemie geben. Aus Sicht des LBV gibt es dafür keine Belege, "denn Corona ist ein Virus das Säugetiere befällt, keine Vogelkrankheit."


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Im Internet wird auch darüber spekuliert, ob womöglich 5G-Mobilfunkstrahlung der Auslöser des Meisensterbens sein könnte. Auch dafür sieht der LBV keine Grundlage: "Dem LBV und seinem bundesweiten Partner Nabu sind bisher keine Fälle einer direkt tödlichen Wirkung von Mobilfunkstrahlung auf Vögel bekannt, sei es durch 5G oder ältere Technologien." Ganz ausschließen könne man negative Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf Vögel jedoch nicht, hier sei weitere wissenschaftliche Forschung nötig.

Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, erkrankte und tote Vögel unter www.nabu.de/meisensterben im Intenet zu melden. Deutschlandweit sind aktuell bereits 8000 Meldungen eingegangen.

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