Sophie Altmanns Traum: Rundum blühend in eine bessere Welt

27.6.2020, 18:23 Uhr
Sophie Altmanns Traum: Rundum blühend in eine bessere Welt

© Foto: Tobias Tschapka

Es tut sich was in den Köpfen, kein Zweifel: Ob eingeschweißte Gurke oder Gemüse-Flattertütchen – Plastik liegt vielen Konsumenten im Magen wie Müll auf Meeresgrund. Das Unverpackt-Thema entwickle sich daher "vom Nischenkonzept zum gesellschaftlichen Trend", ist Gregor Witt, Vorsitzender des Berufsverbands der Unverpackt-Läden in Deutschland, gewiss. Was ihn so sicher macht, sind Zahlen: "Allein im vergangenen Jahr haben bundesweit über 40 Läden eröffnet." Derzeit gebe es hierzulande schon mehr als 190 Unverpackt-Geschäfte in Stadt und Land, rund 180 weitere seien in Planung.

Pragmatisch gefragt

Zu letzteren gehören auch die Altmanns, die mit ihrer Idee, den Verbrauchern einen möglichst verpackungsfreien Einkauf zu ermöglichen, voll im Trend liegen. Doch das Vorhaben, im Bewusstsein der Nachhaltigkeit zu agieren, sei mehr als nur Mode, unterstreicht Sophie Altmann. Dass sie und ihr Mann Markus (35) sich für ein müllabstinentes Dorado namens "Blumig – Unverpackt" stark machen, komme "von Herzen". Bei jedem Gang zum Gelben Sack habe sich das schlechte Gewissen gerührt, und die Bilder von Plastikinseln im Meer "konnte ich nicht mehr sehen", bekennt die Gärtnermeisterin. "Wo also liegt die Lösung für das Problem?", fragte sich das Paar pragmatisch.

Auf eine Antwort sei man nicht zufällig gestoßen, skizziert Junior-Chef Markus Altmann. Denn die Gärtnerei an der Heidecker Straße, seit 1953 in Familienbesitz, entwickle sich schon länger in Richtung eines Bio-Betriebs. Konkret: "Wir verkaufen regional erzeugte Pflanzen, verwenden grundsätzlich keine Einmaltöpfe, nutzen torffreie Erden und biologische Pflanzenschutzmittel, kombiniert mit dem Einsatz von Nützlingen." Ergo: Ein Unverpackt-Laden "passt gut in unser Konzept."

Dazu soll sich so bald als möglich auf dem etwa 1000 Quadratmeter großen Altmann-Areal ein abgetrennter Bereich zum Nachhaltigkeits-Store wandeln, während der Rest den Blumen und Pflanzen erhalten bleibe – "eine Art Shop-in-Shop-System", erläutert Markus Altmann, der auch den zugehörigen Dreiklang benennt: regional, bio, verpackungsfrei. Und: Vieles aus einer Hand. "Wir wollen, dass man bei uns das meiste kriegt, was auf dem Einkaufszettel steht", erläutert Sophie Altmann ihre Weg- und Zeitersparnis-Philosophie.

Im "Blumig – Unverpackt" würden sich demnach Obst, Gemüse und Fleisch von heimischen Bio-Bauern ebenso finden wie Produkte à la Nudeln, Reis, Tee, Müsli, Gewürze, Shampoo oder Zahnpasta. Das Markante daran: Viele der Waren werden in Spendern angeboten, aus denen sich der Einkäufer die jeweils benötigten Mengen in selbst mitgebrachte Behältnisse oder vor Ort erhältliche Pfandbehälter abfüllen kann.

Nicht teurer

Teurer als andernorts komme der Spaß nicht: "Geplant ist, dass wir die Bioprodukte in Großgebinden beziehen. Das macht die Sache eher günstiger", erklärt Sophie Altmann. Optimistisch stimme sie zudem der Umstand, dass man mit dem Laden einen weißen Fleck auf der Landkreis-Karte tilge. Abgesehen von einem kleinen Unverpackt-Sortiment im Rother E-Center sei bislang kein vergleichbares Konzept in der näheren Umgebung realisiert worden.

Völlig blauäugig haben sich die jungen Altmanns nämlich nicht in dieses Abenteuer gestürzt. So hätte man sich vorab beim Unverpackt-Verband informiert, eine Standortanalyse nebst Wettbewerbseinschätzung erarbeitet, ein charakteristisches Logo kreiert, sich mit der Idee in den Sozialen Netzwerken positioniert und eine Befragung unter den Gärtnerei-Kunden durchgeführt. Die Resonanz? "Total positiv", fühlt sich Sophie Altmann bestärkt.


Plastikfrei: Nürnberg bekommt ersten Unverpackt-Laden.


Und dies wiederum bestätige sie in ihrem nächsten Schritt: Crowdfunding. Das bedeutet: Einen Teil des Startkapitals wollen Sophie und Markus Altmann schon vorab via Internet sammeln. Wer unter www.startnext.com/unverpackt-bioladen/blumig-unverpackt spendet, erhält einen entsprechenden "Dankeschön"-Gutschein. Unterstützen kann man die Hilpoltsteiner Gärtnermeister, die auf dieser Site auch mit einem Video für ihre Sache werben, noch bis zum 4. August.

In dem persönlichen Filmchen stellen die jungen Eltern übrigens einmal mehr heraus: Wirtschaftlichkeit ist das eine, der Glaube an eine bessere Zukunft das andere. "Ich möchte dazu beizutragen", insistiert Sophie Altmann, "dass diese Welt auch für unsere Kinder noch lebenswert bleibt." Ihre Hoffnung erstreckt sich demnächst auf 50 Quadratmetern.

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