"Wir werden es Ihnen so schwer wie möglich machen"

9.12.2020, 11:01 Uhr

Planungsreferent Letz erläutert bei der Sitzung am Montagabend zunächst, weshalb sich die Autobahndirektion überhaupt nach einem Standort für eine PWC-Anlage auf die Suche gemacht hat. „In einem Abstand von 15 bis 20 Kilometer müssen Rastanlagen zur Verfügung gestellt werden“, sagt er und grenzt den untersuchten Streckenabschnitt ein: von der möglichen PWC-Anlage bei Moosbach im Westen bis zur Tank- und Rastanlage Oberpfälzer Alb im Osten. Eine Strecke von rund 33 Kilometern ohne Rastanlage mit WC. Klammert man Moosbach einmal aus, verlängert sich der Weg zum nächsten stillen Örtchen sogar auf 58 Kilometer. Zumindest nach Einschätzung der Autobahndirektion.

Tatsächlich gibt es noch den Autohof an der Abfahrt Alfeld. Der geht aber nicht in die Bewertung ein, da er privat geführt wird. „Wir sind natürlich dankbar, dass es diesen Autohof gibt. Aber wir können keine privaten Autohöfe subventionieren, um Stellplätze zu gewährleisten. Das würde Begehrlichkeiten wecken“, erläutert Letz. Zudem habe man keinerlei Einfluss auf den Betreiber und könne so nicht dauerhaft für den Erhalt der Plätze garantieren.

Von der nächsten Rastmöglichkeit trennen den Standort bei Eismannsberg demnach rund 20 Kilometer in Fahrtrichtung Amberg und etwa 14 Kilometer Richtung Schwabach. Nicht ganz die Mitte, aber aus Gründen der Topografie, wegen zweier Brücken und ungünstiger Kurvenradien, will die Autobahndirektion nicht weiter nach Osten rücken. Neben der Lage hat die Landesbehörde einige weitere Aspekte geprüft: von den Abständen zur Wohnbebauung über die Bodenbeschaffenheit bis zur Tier- und Pflanzenwelt. Für sieben potenzielle Standorte zwischen Altdorf und Traunfeld. Mit dem Ergebnis, dass Eismannsberg als der „vorzugswürdigste zu betrachten“ ist.

„Wie der Flughafen bei Nacht“

Das sehen Bürgermeister, Stadtrat und die anwesenden Besucher der Sitzung freilich ganz anders. Die Eismannsberger Stadträtin Christa Wild (CSU) findet es „mehr als befremdlich, dass der höchste Punkt des Landkreises am besten geeignet sein soll“. Auf der Hochebene eine Rastanlage in die Natur einzubetten, hält sie - nicht zuletzt aufgrund der dauerhaften Beleuchtung - schlicht für unmöglich. Letz gibt ihr zwar Recht, dass man die Anlage bei Nacht wahrnehmen werde, grundsätzlich aber sei die Einsehbarkeit durch eine Kuppe beschränkt. „Das wird so ähnlich aussehen, wie wenn man nachts am Nürnberger Flughafen vorbeifährt“, wettert daraufhin FW/UNA-Sprecher Thomas Dietz und fordert Stadtrat und Verwaltung zum Totalboykott auf: keinen Anschluss an das Kanalnetz in Aussicht stellen und den Wasserzweckverband Hammerbachtal mit ins Boot holen, damit er die Wasserversorgung ablehnt, lautet seine Idee. „Dafür werden wir vielleicht verklagt, aber das sollten wir auf uns zukommen lassen.“

Entstehen soll die PWC-Anlage nun nicht mehr bei Oberrieden (wir berichteten), sondern nördlich von Eismannsberg, nahe der neuen Windräder. Auf insgesamt sieben Hektar Fläche beiderseits der Autobahn soll sie Platz für je 42 Lastwagen, 29 Autos und vier Reisebusse bieten. Damit wäre der Rastplatz etwas größer als die Anlage am Ludergraben.

Dass der Bau einer so genannten PWC-Anlage, also eines Rastplatzes mit WC-Häuschen, auf wenig Akzeptanz bei der Bevölkerung stößt, das ist Björn Letz vollkommen klar. Dennoch wolle er versuchen, bei Stadtrat und Bevölkerung zumindest ein wenig Verständnis zu wecken und zu erklären, warum sich die Autobahndirektion Nordbayern für diesen Standort entschieden habe.

 

 

 

 

 

„Wir laufen der Entwicklung hinterher“

Christian Lamprecht (FDP) und Eckart Paetzold (Grüne) hinterfragen das von Letz zuvor genannte Defizit von 140 Stellplätzen zwischen Oberpfälzer Alb und Moosbach. Lamprecht möchte wissen, ob neue Technologien wie fahrerlose Lastwagen in die Berechnung eingingen, was Letz verneint. Er stimmt stattdessen Paetzold zu, der davon ausgeht, dass die Zahl der neuen Parkplätze nicht reichen wird. „Wir können gar nicht so viel bauen, wie wir müssten. Wir laufen der Entwicklung permanent hinterher“, sagt Letz und gibt zu bedenken, dass der Bedarf von 140 Stellplätzen auf einer Zählung basiert, die zahllose in Industriegebieten, auf Grünstreifen, in Auf- und Abfahrten illegal abgestellte Lastwagen noch nicht einmal berücksichtigt habe.

Am Bedarf äußert dann auch niemand mehr Zweifel. Doch mit dem Standort will man sich nicht abfinden. Einstimmig lehnt der Stadtrat daher die Pläne der Autobahndirektion ab. Und Bürgermeister Martin Tabor (SPD) verspricht Letz und dessen drei Kollegen: „Wir werden es Ihnen so schwer wie möglich machen.“

Auf einen möglichen Baubeginn will sich Letz übrigens nicht festlegen lassen. 2021 will man die Planfeststellung bei der Regierung von Mittelfranken beantragen. Dies dauere mindestens zwei, eher drei Jahre.

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