Alte Münzen in Betzenstein entdeckt

7.12.2018, 09:58 Uhr
Alte Münzen in Betzenstein entdeckt

© Klaus Trenz

Alte Münzen in Betzenstein entdeckt

Der 53-jährige Dietrich und sein 20 Jahre jüngerer Freund Fischer sind "Sondengänger". Also Schatzsucher, die mit Metalldetektor, kleiner Schaufel und sonstigen nützlichem Werkzeug unterwegs sind und nach Verborgenem in Äckern oder Wäldern suchen. Rund um Betzenstein sieht man sie in letzter Zeit öfter, mit Wissen der Stadt sowie der Grundstücksbesitzer. Und des historischen Arbeitskreises, der die Leidenschaft der beiden Schatzsucher begrüßt, haben sie doch mit Rainer Seitz aus Betzenstein selbst einen Sondengänger in ihren Reihen. Dieser macht sich mit Dietrich und Fischer oft auf den Weg, auf der Suche nach Zeitdokumenten aus Metall.

Das Auffinden des "Münzhortes" – so bezeichnet der Sondengänger einen Fund mehrere Münzen an einer Stelle — ist für Seitz schon fast so etwas wie "ein Sechser im Lotto". Denn alltäglich ist das nicht, auch wenn die kleinen Münzen für den Laien nur aussehen, wie unförmige, plattgedrückte Metallplättchen mit ein bisschen Muster drauf. Es müssen auch nicht immer gleich Münzen sein, um beim Schatzsucher Glücksgefühle auszulösen.

Ringe, Kreuze oder Beschläge sind das, was Dietrich und Fischer am meisten finden. Zurzeit haben sie den Galgenberg nördlich von Betzenstein im Visier. Besser gesagt das Gebiet, wo man die mittelalterliche Hinrichtungsstätte vermutet. Vor einigen Wochen haben sie ein angebliches Schlachtfeld aus der napoleonischen Zeit oder "Franzosenzeit" (1792 bis 1815) bei Hüll unter die Lupe beziehungsweise unter die Sonde genommen. Ohne Erfolg.

Aber auch damit muss der Schatzsucher leben. "Außer ein paar Musketenkugeln haben wir nichts gefunden", sagen Dietrich und Fischer, "aber die können auch von einer Jagd stammen." Dennoch bleiben sie dran.

Wie kommen die beiden auf Betzenstein? "Die Gegend ist historisch sehr interessant", sagt Fischer. Dadurch, dass auch hier der 30-jährige Krieg gewütet hat, dass die französischen Truppen Napoleons hier waren und es hier mehrere Burgen gegeben hat: "Da muss was rumliegen". Seitz kann das als Heimathistoriker nur bestätigen. Betzenstein habe zwischen mehreren Burgen gelegen: dem Riegelsteiner Schloss, der Leupoldsteiner, der Spieser, Stierberger und Betzensteiner Burg. "Da muss es Handelswege gegeben haben und Betzenstein lag im Zentrum." Der Münzhort mit den 14 Silbermünzen sei dafür ein Beweis. Man vermutet, dass jemand die Münzen, vielleicht auf seinem Weg von Burg zu Burg verloren hat.

"Wir lesen sehr viel"

Es ist nicht nur die Suche nach dem Schatz, die seriöse Sondengänger begeistert, sondern auch das, was vorher und nachher passiert. "Wir lesen sehr viel, sagt Dietrich, "alte Karten, Bücher und Dokumente". Damit lässt sich eine Region als interessant oder eher uninteressant für den Schatzsucher bestimmen und auch das Suchgebiet einigermaßen eingrenzen.

Nach dem Fund geht es dann um die Bestimmung des Alters und um das Festhalten möglicher Zusammenhänge. In Sachen des Stierberger Münzhorts sieht man jetzt bestätigt, dass aufgrund der Herkunft der Münzen die Burg Stierberg in pfälzischer Hand war. "Einen wissenschaftlich begründeten Zusammenhang sollen jedoch die Archäologen erstellen", so die Schatzsucher.

Mit letzterem Berufszweig hätten die beiden gerne ein besseres Verhältnis, denn Archäologen sehen derartige Unternehmungen mit Argusaugen. Ist doch für den Archäologen die Umgebung eines Fundes mindestens genauso wichtig wie der Fund selbst. "Das liege an den "schwarzen Schafen unter den Sondengängern", sagt Dietrich.

Das Begehen von Fluren mit dem Metalldetektor ist in Bayern legal, wenn man sich an die Regeln halte, so Fischer. Das heißt: Genehmigungen zur Begehung von den Grundstückseigentümern einholen, einen weiten Bogen um Bodendenkmäler machen und Funde, die aus der napoleonischen Zeit und vorher sind, dem Landesamt für Denkmalschutz zu melden und mit ihm zusammenzuarbeiten. Dietrich: "Ein Bodendenkmal ist für uns absolut tabu."

Die beiden möchten ein Vertrauensverhältnis herstellen zwischen den ansässigen Bürgern, den Eigentümern und Pächtern, den Jägern und Spaziergängern: "Dadurch haben sich schon viele Freundschaften gebildet, die bis heute andauern." Und man halte sich an das Gesetz. Laut diesem gehört ein Fund je zur Hälfte dem Grundstückseigentümer und dem Finder.

"Bis dato hatten wir damit noch überhaupt kein Problem", so Fischer und Dietrich. Kann der Wert eines Fundes taxiert werden, bezahlen sie dem eigentlichen Eigentümer die Hälfte des Werts aus. Einen Kasten Bier gibt es manchmal obendrein.

Dass die beiden ihr Hobby nicht ausüben, um Geld damit zu verdienen, beweist das Überlassen der Münzen an die Stadt Betzenstein. Dass man mit der Suche Erfolg hatte, scheint Belohnung genug zu sein. Und dass man in Betzenstein mit offenen Armen empfangen wird.

Die Kontaktaufnahme zu Grundstückseigentümern läuft über Bürgermeister Claus Meyer, der auch Mitglied im historischen Arbeitskreis ist. "Für die Stadt und dem historischen Arbeitskreis ist der Hortfund sehr wertvoll und aufschlussreich", sagt Meyer: "Wir haben jetzt endlich mal etwas aus unserer Stadtgeschichte, was wir präsentieren können, worüber wir uns sehr freuen." Es gebe eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Arbeitskreis und den Sondengängern.

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